Neuseeland: "Die härtesten Tage in Ihrem Leben"

Neuseeland Leugnen nicht Ihren
Neuseeland Leugnen nicht Ihren(c) EPA (TRACEY NEARMY)
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Nach dem schweren Erdbeben gedachten die Neuseeländer bei Trauergottesdiensten den 147 Toten der Katastrophe. Mehr als 50 Personen werden noch unter den Trümmern vermisst.

In Trauergottesdiensten haben die Neuseeländer am Sonntag (Ortszeit) der Opfer des schweren Erdbebens in Christchurch und Umgebung gedacht. Da das Beben der Stärke 6,3 auch die Turmspitze der Kathedrale von Christchurch zum Einsturz gebracht hatte, versammelten sich die Gläubigen in einer nahe gelegenen Kapelle. Für  Montag ist die erste Beerdigung eines Erdbebenopfers geplant. Es handelt sich um ein fünf Monate altes Baby. Baxtor Gowland war von einem herabfallenden Fernseher erschlagen worden, berichteten neuseeländische Zeitungen.

Die anglikanische Erzbischöfin von Christchurch, Victoria Matthews, forderte die Menschen auf, ihre Trauer über die Katastrophe vom Dienstag zuzulassen und sie so zu verarbeiten. "Leugnen Sie nicht ihren Schmerz, behaupten Sie nicht, dass Sie nicht traumatisiert sind", sagte sie dem Sender Radio New Zealand. "Akzeptieren Sie, dass sie die härtesten Tage in Ihrem ganzen Leben durchgemacht haben, aber akzeptieren Sie auch, dass es Heilung und Fülle gibt, wenn Sie darauf hinarbeiten."

Die Zahl der Todesopfer des Bebens stieg inzwischen auf 147, nachdem in der Nacht zu Sonntag eine weitere Leiche geborgen worden war. Mehr als 50 Menschen wurden noch vermisst, sagte Bezirkspolizeichef Dave Cliff. Polizeipräsident Russell Gibson sagte Radio New Zealand, die Einsatzkräfte wüssten, wo sich weitere Leichen befänden, kämen aber wegen Einsturzgefahr der Gebäude nicht an sie heran. Obwohl seit Mittwochnachmittag keine Überlebenden mehr gefunden wurden, gibt es laut Gibson noch Hoffnung auf die Rettung von Verschütteten. Ausländische Einsatzkräfte vor Ort hätten ihm gesagt, dass es nicht ungewöhnlich sei, binnen zehn Tagen nach einem Beben noch Überlebende zu finden.

Regierung bittet um Spenden

Regierungschef John Key startete einen internationalen Spendenaufruf. "Dies ist nicht nur eine neuseeländische Tragödie. Das Erdbeben hat zahllose Menschen in aller Welt getroffen", sagte Key. Unter den Toten sind Menschen aus mehr als 20 Ländern, darunter viele Japaner, Chinesen und andere Sprachstudenten, die zum Englisch lernen in Christchurch waren. Die Regierung will nach Angaben von Key neun Milliarden neuseeländische Dollar (fünf Milliarden Euro) für den Wiederaufbau zur Verfügung stellen. Für fünf Milliarden Dollar Schäden dürften Versicherungen aufkommen, meinte er.

Unterdessen gingen die Aufräumarbeiten voran. Tausende Freiwillige waren in der Stadt mit einst 390.000 Einwohnern am Sonntag dabei, den Matsch zusammenzukehren, der bei dem Erdbeben am vergangenen Dienstag aus den Spalten getreten war. Tausende Einwohner haben die Stadt verlassen. Am Flughafen herrschte die ganze Woche Hochbetrieb und die Ausfallstraßen waren stundenlang verstopft. Vielen Tankstellen ging das Benzin aus.

Die Elektrizitätswerke konnten mehr als 80 Prozent der Haushalte wieder an das Stromnetz anschließen, zwei Drittel hatten auch wieder fließendes Wasser. Die Abwasserentsorgung funktionierte dagegen noch nicht wieder. Die Einwohner sind angehalten, Wasser grundsätzlich abzukochen. Bürgermeister Bob Parker warnte davor, an bestimmten Stränden zu baden, weil Abwässer dort wegen der beschädigten Kläranlagen direkt ins Meer geleitet werden.

(Ag.)

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