Zehntausende Menschen werden am Wochenende in mehreren deutschen Städten gegen die Atomkraftindustrie marschieren. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer, warnte indes vor einer Abkehr vom "neuen Atomkurs".
Berlin/Ag. Gut zwei Wochen nach dem Erdbeben in Japan und dem folgenden Reaktorunglück dürften am Samstag in Deutschland wieder Zustände wie zum Höhepunkt der Anti-Atom-Bewegung in den 1980ern herrschen: In Berlin, Hamburg, München und Köln sind Großdemonstrationen gegen die Atomkraftindustrie angesetzt.
Die Zahl der Teilnehmer könne man noch nicht schätzen, weil die Aktionen sehr spontan angesetzt worden seien, sagte der Sprecher der Protestplattform „Ausgestrahlt“, Jochen Stay, am Mittwoch. Es dürften mehrere zehntausend sein. Zuletzt wurde in Deutschland im September des Vorjahres im großen Stil gegen AKW protestiert, damals „umzingelten“ mehr als 50.000 Menschen den Reichstag, als die Regierung die Verlängerung von Laufzeiten für ältere AKW beschloss. Kurz nach dem Unglück in Fukushima ließ Kanzlerin Merkel dennoch mehrere der ältesten AKW abschalten.
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU), warnte unterdessen vor einer Abkehr vom „neuen Atomkurs“ in Deutschland: Man dürfe nicht mehr so handeln wie vor dem Atomunglück, etwa geplante Abschaltungen wieder absagen. Auch in der eigenen Partei drohe mit einem zeitlichen Abstand vom Unglück teils eine „Rückkehr zu alten Positionen“; diese sei mit ihm, Seehofer, aber nicht mehr zu machen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.03.2011)