Mordprozess: „Wie beseitigt man eine Leiche?“

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Der Jusstudent, der wegen des Mordes an seiner Freundin vor Gericht steht, erkundigte sich am Tag nach der Tat, wie man eine Leiche verschwinden lässt. Die Leiche wies 200 Stiche und Schnitte auf.

Wien. Dritter Tag im aufsehenerregenden Mordprozess um den Tod der 21-jährigen Stefanie P.: Ein Bekannter des angeklagten Jusstudenten Philipp K. (23) gab als Zeuge zu Protokoll, dass dieser ihn am Tag nach der Bluttat (diese trug sich in der Nacht auf den 2. Juli 2010 in der Hietzinger Wohnung des Angeklagten zu) angerufen und gefragt habe, wie man eine Leiche verschwinden lässt.

K. habe dabei „total locker und entspannt“ gewirkt. Dessen Frage habe er freilich als „Scherz“ aufgefasst. Und er habe damals gemeint: „Das hat schon bei Hitchcock im ,Fenster zum Hof‘ nicht funktioniert.“ Er habe vorgeschlagen, eine Leiche zu verbrennen. Sein Freund habe allerdings schon vorher von sich aus gemeint, das Verbringen einer Leiche bzw. von Leichenteilen in den Hausmüll sei die beste Methode.

Genau diese Methode hat K. auch tatsächlich angewendet: Er hat am Morgen nach der Tatnacht einzelne Leichenteile in Plastiksäcke verpackt und diese auf zwei Mülltonnen seiner Wohnhausanlage verteilt. Auf die Frage von Richterin Sonja Weis, welche Säcke er in welcher Reihenfolge abtransportiert habe, sagte der Angeklagte: „Was das erste war, weiß ich nicht mehr genau. Ich glaube, dass ich zuerst Steffis Kopf aus der Wohnung gebracht habe und dann den Körper.“ Dabei fiel er einem Mann auf, der nun im Zeugenstand angab: Der Plastiksack habe „eine ungewöhnliche Form“ gehabt, K. habe einen „äußerst nervösen Eindruck“ gemacht.

Mehrere Versionen der Tat

Wie berichtet, will der Beschuldigte mit dem Mord selbst nichts zu tun haben – er müsse in der Tatnacht unter Alkoholeinfluss eingeschlafen sein, indessen hätte ein unbekannter Täter oder mehrere unbekannte Täter die junge Frau getötet, deren Leiche verstümmelt und danach zerstückelt. Er habe lediglich in der Früh die Leichenteile beseitigt, da ihm die Polizei wohl nicht geglaubt hätte, dass er schuldlos sei. Vielmehr müsse ein junger Mann, Oliver D., den er zwar kaum kenne, den er aber in der Tatnacht als Gast erwartet habe, mit der Tat zu tun haben.

Diese Version hatte K. aber erst Monate nach seiner Verhaftung erstmals gebracht. Ursprünglich hatte er von einem Unfall im Rahmen eines bizarren Sexspiels gesprochen. Dabei sei er mit einem Messer abgerutscht, habe das Opfer verletzt und danach erstochen, „um ihr keine weiteren Schmerzen und unnötiges Leiden zuzufügen“. Die Leiche wies 200 Stiche und Schnitte auf.

Staatsanwalt Hannes Wandl ist davon überzeugt, dass K. wegen Mordes zu verurteilen ist. Verteidiger Ernst Schillhammer weist auf „viele offene Fragen“ hin, K. selbst bekennt sich „nicht schuldig“. Und den Geschworenen (drei Männer, fünf Frauen) blieb es am Donnerstag nicht erspart, sich die Fotos anzusehen, die am Tatort von der Polizei aufgenommen worden waren (Richterin: „Zugegebenermaßen nicht sehr schön zum Anschauen.“)

Übrigens: Am Nachmittag des Tages nach der Tat rief K. eine Bekannte an, um diese zu einer Grillparty einzuladen. Dies sei eben seine Art gewesen, „eine gewisse Realität herzustellen“. Der Prozess wird am Montag fortgesetzt, mit einem Urteil wird für Dienstag gerechnet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.05.2011)

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