Schiff sinkt auf der Wolga: Mehr als 100 Tote befürchtet

Bulgaria Wolga gesunken
Bulgaria Wolga gesunken(c) REUTERS (Ho)
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In einem Unwetter ist die "Bulgaria" in Russland mit etwa 190 Personen an Bord gesunken. Nur rund 80 Passagiere konnten gerettet werden. Unter den Toten sind viele Kinder.

Nach der schweren Schiffskatastrophe mit vermutlich mehr als 100 Toten auf dem russischen Fluss Wolga bergen Taucher immer mehr Leichen. Unter den Toten sind nach Angaben von Überlebenden 30 Kinder, die sich kurz vor dem Untergang in einem Raum zum Feiern versammelt hatten. Wie sie wurde eine Vielzahl der Leichen im Inneren des Schiffswracks gefunden - in den Kajüten, aber auch im Restaurant und in der Bar des Ausflugsschiffs "Bulgaria". Das teilte der russische Zivilschutz nach Angaben der Agentur Interfax am Montag mit.

Das mehr als 50 Jahre alte Ausflugsschiff "Bulgaria" war am Nachmittag bei einem schweren Unwetter drei Kilometer vom Ufer entfernt gesunken. "Es lehnte sich auf die rechte Seite, kippte um und sank innerhalb von drei Minuten", sagte ein Überlebender.

Die Staatsanwaltschaft sprach nach ersten Erkenntnissen von schweren technischen Mängeln an der "Bulgaria". Demnach soll das Schiff schon beim Ablegen in dem Ort Bolgar zur rechten Seite geneigt gewesen sein und zu tief im Fluss gelegen haben. Zudem sei der Hauptmotor auf der linken Seite technisch mangelhaft gewesen. Überlebende berichteten, dass es kaum Rettungswesten gab. Die Ermittler glauben außerdem, dass der Kapitän zu viele Passagiere an Bord genommen und die Wettervorhersagen missachtet hatte. Demnach sollen 50 Menschen mehr als zulässig mit der "Bulgaria" gereist sein.

Viele der Überlebenden weinten vor Trauer und Wut und gaben den Schiffseigentümern die Schuld an der Tragödie. Kremlchef Dmitri Medwedew äußerte sich bestürzt und sprach den Angehörigen sein Beileid aus. Der tatarische Präsident Rustam Minnichanow sicherte den Überlebenden und Hinterbliebenen Aufklärung und Hilfe zu. Er sagte, dass an Bord der verunglückten "Bulgaria" 196 Menschen gewesen seien. Demnach gab es Reisende, die nicht auf der Passagierliste standen.

Nach Darstellung Minnichanows waren zwei Schiffe am Sonntag an dem Unglücksort vorbeigefahren, ohne zu helfen. Die Kapitäne müssten bestraft werden, sagte er. Ein nachfolgendes Ausflugsschiff - die "Arabella" - hatte fast 80 Überlebende sowie eine ertrunkene Frau an Bord gezogen und in Kasan an Land gebracht.

Schlechte Verhältnisse für Bergung

Taucher suchten die ganze Nacht hindurch bei extrem schlechter Sicht im Wasser von weniger als einem Meter nach Opfern des Unglücks. Medien in Moskau sprachen von einer Tragödie. Hunderte Helfer waren im Einsatz. Überlebende erhielten psychologische Betreuung. Das nachfolgende Kreuzfahrtschiff "Arabella" hatte Dutzende Menschen von der sinkenden "Bulgaria" gerettet. Am späten Sonntagabend war zunächst nur von zwei Toten die Rede gewesen.

Die "Bulgaria" war bei Sjukejewo etwa 80 Kilometer von Kasan - der Hauptstadt der Teilrepublik Tatarstan - entfernt gesunken. Das Schiff mit zwei Decks ging nach Augenzeugenberichten bei dem Unwetter innerhalb weniger Minuten unter. An der Unglücksstelle ist die Wolga den Angaben zufolge am breitesten und etwa 20 Meter tief.

Das Schiff des Reiseanbieters "AgroRetschTur" war nach Medienberichten um 1955 in der damaligen Tschechoslowakei gebaut worden. Die mehr als 3500 Kilometer lange Wolga ist der größte Strom Europas und gilt als die wichtigste Wasserstraße Russlands. Wolga-Kreuzfahrten sind auch bei Touristen im Westen beliebt. Laut dem Außenamt waren aber keine Österreicher an Bord.

(c) EPA/NTV TV GRAB

(Ag./Red.)

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