Die Steuerung des Uni-Systems läuft in Österreich nicht optimal, sagt der deutsche Hochschulplan-Experte Eberhard Menzel. Die Fachhochschulen sieht er dagegen als „Erfolgsstory“, die man weiter ausbauen soll.
Die Presse: Was ist entscheidend dafür, ob der österreichische Hochschulplan erfolgreich sein wird?
Eberhard Menzel: Der wichtigste Punkt ist, inwieweit ein Ministerium ein Hochschulsystem steuern kann. Der zweite Punkt ist der Ausbau der Fachhochschulen.
Fehlt derzeit eine vernünftige Steuerung im österreichischen Uni-System?
Derzeit ist es nicht optimal. Daher schlagen wir ja neue Gremien vor.
Wie kann man aber weitgehend autonome Universitäten steuern?
Eine Universität kann sich nur innerhalb des Rahmens bewegen, der vom Staat gesteckt wird. Da können natürlich auch politische Vorgaben gemacht werden, die dann erfüllt werden. Vielleicht hat man die Möglichkeiten, die in den Leistungsvereinbarungen mit drinstecken, nicht optimal gestaltet. Ich denke, dass das optimierbar ist.
Unis sollten also stärker über die Leistungsvereinbarungen gelenkt werden?
Das ist die einzige Maßnahme, die noch möglich ist. So werden auch in anderen Ländern Hochschulen gesteuert. In den Vereinbarungen wird festgelegt, wie viel Geld sie bekommen, wie viele Studienplätze sie anbieten, wie ihre Profilausrichtung aussieht.
Die Autonomie der Unis soll aber nicht eingeschränkt werden.
Nein, sondern sie soll erhöht werden, dadurch dass sie sich die Studierenden aussuchen können. Dass sie die Zahl der Studierenden begrenzen können. Das sind Autonomie-Aspekte, die im Moment nicht existieren.
Was kann man sich für den Uni-Sektor von den Fachhochschulen abschauen?
Die Fachhochschulen sind eine Erfolgsstory. Der ganze Sektor ist in einer Situation, die wesentlich näher an das herankommt, was wir uns für die Universitäten vorstellen. Sie können sich die Studierenden aussuchen, sie erhalten eine dementsprechende Finanzierung, es gibt einen Entwicklungsplan.
Wo liegen die Schwachstellen der FH?
Man kann das System wesentlich verbessern, indem man es ausbaut und indem man die Anerkennung der FH-Professoren verbessert. Man muss die Einstellungsvoraussetzungen der Professoren gezielt festlegen. Das fehlt im österreichischen Fachhochschulgesetz.
Sie würden auch die Forschung an den FH ausbauen. Aber die Institutionen sollen keine Pseudo-Unis werden.
Die Fachhochschulen sollen sich auf gewisse Bereiche konzentrieren. Sie werden mit Sicherheit nicht Grundlagenforschung betreiben, sondern Forschung und Entwicklung in Kooperation mit Firmen machen.
Sie schlagen auch einen Kostenausgleich für ausländische Studierende in Österreich vor. Kann das überhaupt funktionieren?
Das könnte funktionieren. Sehen Sie sich die Schweiz an. Da haben wir auch die verschiedenen Kantone. Und jeder Kanton zahlt für die eigenen Studierenden, die aus dem Kanton kommen, dem Kanton, wo sie dann hingehen, entsprechende Gelder.
Können Sie sich das zwischen Österreich und Deutschland vorstellen?
Man müsste versuchen, ob es machbar wäre. Ich sehe dieses Problem aber eher durch Studienbeiträge gelöst.
Studienbeiträge würden Studierende aus Deutschland abschrecken?
Natürlich würden sie das tun.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.08.2011)