Der Prozess gegen Conrad Murray neigt sich dem Ende zu. Die Anklage wirft dem Arzt vor, Jackson zu viel Narkosemittel gespritzt zu haben. Die Verteidigung argumentierte, Jackson habe sich die tödliche Dosis selbst verabreicht.
Im Prozess um den Tod von US-Popstar Michael Jackson beginnen am Donnerstag die Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigung. Jacksons Leibarzt Conrad Murray ist vor Gericht in Los Angeles wegen fahrlässiger Tötung des Popstars angeklagt. Er soll dem 50-Jährigen eine Überdosis des Schlafmittels Propofol gespritzt und ihn dann vernachlässigt haben.
Die Verteidigung argumentierte dagegen, Jackson könne sich das tödliche Propofol selbst verabreicht haben. Im Falle eines Schuldspruchs wegen fahrlässiger Tötung drohen Murray bis zu vier Jahre Haft. In dem Prozess sagten in den vergangenen Wochen eine Reihe von medizinischen Sachverständigen, Ärzten und Sanitätern aus.
Murray wird nicht aussagen
Der frühere Leibarzt von Michael Jackson wird nicht vor Gericht aussagen. Am Dienstag wurde vor Gericht in Los Angeles bekannt, dass der wegen fahrlässiger Tötung angeklagte Mediziner Conrad Murray nicht in den Zeugenstand treten wird. Bis zuletzt stand es auf der Kippe, ob der Herzspezialist in dem Verfahren selbst das Wort ergreifen würde. Wie das Internetportal "Tmz.com" berichtete, waren Murrays Anwälte unterschiedlicher Meinung, ob der Kardiologe aussagen sollte.
Der Jury liegt bisher nur der Text einer zweieinhalbstündigen, polizeilichen Vernehmung Murrays vor. Das Verhör fand im Juni 2009, zwei Tage nach Jacksons Tod durch ein Narkosemittel, statt. Damals lag der Befund der toxikologischen Untersuchung des Leichnams noch nicht vor. Ebenso wenig war bekannt, dass Murray etwa 20 Minuten lang Telefongespräche führte, während sein Patient im Sterben lag.
Für den Fall, dass Murray nicht in den Zeugenstand tritt, wollte die Verteidigung laut "Los Angeles Times" voraussichtlich schon am Dienstag zum Ende kommen. Nach den Schlussplädoyers beider Seiten geht der Fall zur Urteilsfindung an die Jury. Die Anklage wirft Murray vor, Jackson zu viel von dem Narkosemittel gespritzt zu haben. Im Falle eines Schuldspruchs drohen dem 58-jährigen Mediziner vier Jahre Haft.
Zeuge widersetzte sich Richter
Bei der Verhörung des bekannten Narkosespezialisten Paul White kam es am Montag zu einem Eklat. Richter Michael Pastor ermahnte den Zeugen der Verteidigung mehrmals, Informationen auszuklammern, die er im Gespräch mit dem angeklagten Murray erhalten hatte. Ungeachtet der Aufforderung unterbreitete White der Jury weiter Einzelheiten, die er von Murray und nicht aus unabhängigen Quellen erfahren hatte.
Daraufhin bat Richter Pastor die Geschworenen, den Saal zu verlassen. Er drohte dem Zeugen eine Strafe von 1000 Dollar (720 Euro) an, weil er trotz Verwarnung weiter aus der Unterredung mit dem Angeklagten zitiert hatte. White hatte sich schon Anfang des Monats den Unmut des Richters zugezogen, als er den Prozess im Internet kommentierte.
Am Freitag hatte White noch die Position der Verteidigung gestützt. Demnach könnte sich Jackson das letztlich tödliche Anästhetikum Propofol selbst gespritzt haben. Am Montag allerdings räumte er ein, dass der angeklagte Arzt fahrlässig bei der Pflege seines berühmten Patienten gewesen sei. "Ohne sorgfältige Überwachung am Bett des Patienten könnte es gefährlich sein", sagte der Experte zum Propofol-Einsatz bei Jackson. Außerdem widerspreche die Verabreichung außerhalb eines Krankenhauses allen ärztlichen Standards, sagte White vor Gericht.
(Ag.)