Wolfgang Loitzl muss in die ÖSV-interne Ausscheidung für die Tournee. „Es ist beängstigend, wie schlecht ich jetzt springe.“ Er wolle unverkrampft bleiben, es probieren und nicht mehr „dahindümpeln“.
Bad mitterndorf/Dat. Als Wolfgang Loitzl am Dreikönigstag 2009 in Bischofshofen mit der Traumnote fünfmal 20 die Vierschanzentournee gewann, stand der Steirer auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Im Handumdrehen war er, der stille Familienvater aus Bad Mitterndorf, der Königsadler. In der Gegenwart ist aber alles anders: 2011 steht Loitzl vor einer kniffligen Situation – er muss sich in der ÖSV-internen Ausscheidung beim Kontinentalcup in Engelberg für die Tournee erst qualifizieren.
Während Weltcupleader Andreas Kofler, Thomas Morgenstern, Gregor Schlierenzauer, Martin Koch, Manuel Fettner und David Zauner das Ticket für den Skisprungklassiker, der am 30. Dezember in Oberstdorf seinen Anfang nimmt, sicher haben, tappt Loitzl im Ungewissen. Zwei 18. Plätze sind im ÖSV-Erfolgsteam zu wenig. Der Veteran, 31, blieb zu weit hinter allen Erwartungen zurück. Nun muss er sich am 27. und 28. Dezember in Engelberg gegen den 20-jährigen Michael Hayböck durchsetzen.
„Ich habe die Tournee schon als erledigt betrachtet“, gibt Loitzl offen zu. „Es ist beängstigend, wie leicht mir alles 2009 gefallen ist und wie schlecht ich jetzt springe. Dass ich überhaupt noch die Chance auf die Qualifikation erhalte, ist für mich eigentlich wie ein Weihnachtsgeschenk.“
Ob das Ergebnis oder der Auftritt entscheiden, wollte Loitzl nicht kommentieren. Auch Hayböck, immerhin Führender im Kontinentalcup, verdiene doch seine Chance. Er selbst wolle unverkrampft bleiben, es probieren und nicht mehr „dahindümpeln“. Scheitere er in der Qualifikation, gehe die Welt auch nicht unter. Das nationale Kontingent sichert ihm wenigstens Starts in Innsbruck und Bischofshofen. Darauf freut sich Wolfgang Loitzl ungemein. Obwohl mit Traumnoten nicht (mehr) zu rechnen ist.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.12.2011)