Ein Heimkind soll 1964 absichtlich mit Malaria angesteckt worden sein - für den Wiener Bürgermeister ein "Verbrechen" oder eine "völlig überholte Behandlungsmethode". Der Weiße Ring prüft eine Wiedergutmachung.
Ein ehemaliges Heimkind wirft der Wiener Uni-Klinik für Psychiatrie vor, ihn 1964 absichtlich mit Malaria infiziert zu haben. Für Bürgermeister Michael Häupl stellt sich die Frage, ob hier - im Falle tatsächlicher Versuche - ein "Verbrechen" passiert sei oder es sich um eine "völlig überholte Behandlungsmethode" gehandelt habe. Man bemühe sich jedenfalls um eine Wiedergutmachung bei Betroffenen.
Die Stadt habe die Opferschutzorganisation "Weißer Ring" - sie ist für die Abwicklung von Hilfszahlungen für Missbrauchsopfer in Wiener Heimen zuständig - beauftragt, unabhängig von der Schuldfrage Vorschläge für eine Entschädigung zu machen. Die Schuldfrage müsse seitens der Klinik geklärt werden. Häupl betonte auch, dass es vor 50 Jahren offenbar Usus gewesen sei, dass Kinder, die aus Heimen flüchteten, psychiatrisch behandelt wurden. Die Verhältnisse hätten sich aber längst geändert.
Absichtlich mit Malaria infiziert
Ein heute 63-jähriger Mann war am Montag mit dem Vorwurf an die Öffentlichkeit getreten, er sei als 16-Jähriger an der Wiener Uni-Klinik zur Behandlung einer bei ihm diagnostizierten "Psychopathie" mit Malaria infiziert worden. Diese Behandlungsmethode war zwar Mitte der 1960er Jahre nicht mehr neuester Stand der Wissenschaft, aber wurde durchaus noch praktiziert. Eine Ärztin soll gegenüber dem damaligen Buben aber von "Versuchen" gesprochen haben. Die Überweisung in die Klinik für Psychiatrie hält der Mann rückblickend für eine Strafe dafür, einige Mal aus dem Heim ausgerissen zu sein.
(APA)