Essplatz: Bitte zu Tisch

Technische und gestalterische Raffinesse ist nicht allein den Küchen vorbehalten. Der Essplatz hat sich längst von der Kochinsel emanzipiert.

(c) beigestellt

INFO

Dass Küchenbereich und Essplatz immer mehr zusammenwachsen, ist keine neue Entwicklung. Ebenso wenig, dass sich die räumlichen Grenzen in der Wohnung immer mehr auflösen, es sind ohnedies fast keine mehr da. Neu aber ist, dass der Essplatz an sich einen wichtigeren Stellenwert bekommt. Er ist nicht mehr ein Trabant des dominanten Inselblocks in der Küche, sondern erfährt Selbstständigkeit. Auffällig ist, dass sich auch hier – wie in anderen Wohnbereichen – Holz konsequent durchsetzt.
Ein altes, aber gutes Rezept ist der runde Tisch, den man auf internationalen Möbelmessen wie in Köln wieder öfter zu sehen bekommt. Beispielsweise vom deutschen Hersteller Cor: Die Berliner Designer Hauke Murken und Sven Hansen entwickelten die Tischserie „Conic“ als kreisförmige Tableaus in verschiedenen Radien, die auf konischen Säulen aufsitzen. Die Tischplatte und der Standfuß sind aus Cristalplant gefertigt, einem modernen Verbundwerkstoff, der zu einem hohen Anteil aus natürlichen Materialien besteht. Dazu kombiniert Cor einen Stuhl mit gepolsterter Holzschale namens „Shrimp“, designt von Markus Jehs und Jürgen Laub.

Auf Rundungen setzte auch der deutsche Designer Wolfgang C. R. Mezger. Inspiriert von fernöstlicher Ästhetik entwarf er für Walter Knoll das extragroße Exemplar „Tobu“ mit eleganter, runder und nach unten leicht angeschrägter Massivholzplatte, die auf einem leicht und gleichzeitig stabil anmutenden Gestell sitzt. Durch die runde Form bleibt das Platzangebot flexibel. Ein abnehmbarer Drehteller auf dem Tisch macht die Speisen für jeden gut erreichbar – eine Hommage an die asiatische Küche.

Das Thema „rechteckige Formate“ ist aber keineswegs vom Tisch, sondern ziemlich ausgeklügelt: Viele neue Objekte kann man in jeder Richtung und Variante ausziehen und verändern. Zugleich wirken diese Tische filigran. Um diese Leichtigkeit zu gewährleisten, versieht der Schweizer Produzent Willisau einen Tisch gleich mit einer patentierten Seilzugtechnik, die die nur 28 Millimeter starke Tischplatte aus Massivholz in der Waage hält und den ständigen Dehn- und Schwindprozessen des Holzes genügend Spiel verschafft. In die gleiche gestalterische Richtung geht Willisau auch bei seinen neuen Stühlen, bei denen sich das Metallgestell und die dynamische Form mit Polsternaht-steppung zu einer Einheit verbinden.

Tischrituale, Küchenlogistik. Spannende Ausblicke in die moderne Küchenwelt darf man im April auf dem „Salone Internazionale del Mobile“ erwarten. Heuer findet im Rahmen der Messe die „Eurocucina“ und die FTK (Technology for the Kitchen) statt, bei der auf 27.000 Quadratmetern die neuesten Trends und Technologien bei Küchenmöbeln und Haushaltsgeräten präsentiert werden. Schon im Vorfeld steht fest, dass sich die Küche – egal, ob klassisch oder modern – in Zukunft verstärkt Ritualen und Traditionen zuwenden wird. Auch zeichnet sich der Trend ab, dass die Abläufe in der Küche noch einfacher und komfortabler werden sollen. Und auch Tischdekoration sowie Kochutensilien sollen mehr zu einer Einheit werden.

Für einen kleinen Vorgeschmack lassen sich einige Produzenten schon in die Karten schauen, so etwa der italienische Hersteller Lando, der mit Designer Enzo Berti eine Koch- und Tischeinheit kreiert hat. Diese verbindet die Funktionen des Arbeitstisches mit dem Essbereich und hilft zugleich Platz zu sparen. Bei Elmar Cucine wird man auf einen neuen Entwurf von Roberto und Ludovica Palomba stoßen, die noch weitere Modelle mit neuen Materialien und Oberflächen, in erster Linie Eichenholz und in zahlreichen Farbvarianten, präsentieren werden. Sie folgen dabei einem bestimmten Entwurfsgrundsatz: „Neues Design soll das verbessern, was bereits existiert. Es soll Antworten finden auf die höchsten Anforderungen der heutigen Gesellschaft, aber auch die Philosophie eines Unternehmens und den Zeitgeist widerspiegeln, alles entwickelt innerhalb einer einheitlichen, strategischen Vision.“ Verspricht, interessant zu werden.

„Salone Internazionale del Mobile“ von 17. bis 22. April 2012 in Rho/Milano, Publikumstage 21./22. April.

„Eurocucina“ in Pavillons 9/11 und 13/15, www.cosmit.it

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Outdoor-Design

Auf in den Garten

Wohnen

Möbeldesign: Gemach, Gemach

Es muss nicht alles neu erfunden werden. Auch Wiedersehen macht Freude. Besonders viele alte Bekannte trifft man an der Bettkante.
Wohnen

Streifzug durch Wien: Shabby Chic

Design und Nichtdesign, Erprobtes und Unerprobtes, Raues und Glattes: Zusammengewürfelt, kombiniert und improvisiert. Ein Streifzug durch Wien.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.