US-Militärjustiz leitet Anklage gegen Amokläufer ein

Soldat Bales befindet sich im Militärgefängnis Fort Leavenworth im Bundesstaat Kansas in Einzelhaft
Soldat Bales befindet sich im Militärgefängnis Fort Leavenworth im Bundesstaat Kansas in Einzelhaft(c) Reuters (Handout)
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Nach einer Anklageerhebung gegen den mutmaßlichen Amokschützen wird in einer Anhörung geklärt, ob die Beweise für einen Prozess ausreichen.

Nach dem Massaker an 16 Dorfbewohnern in Afghanistan will die US-Militärjustiz in den kommenden Tagen die Anklageerhebung gegen den mutmaßlichen Schützen einleiten. Die Vorwürfe gegen den beschuldigten US-Soldaten Robert Bales würden dabei zunächst in einer von seinem Vorgesetzten in Afghanistan unterzeichneten Anklageschrift zusammengefasst, hieß es am Montag aus US-Militärkreisen. Dies werde "in den nächsten Tagen" geschehen. Anschließend werde bei einer Anhörung überprüft, ob die Beweise gegen Bales für einen Prozess ausreichen.

Bales soll am Sonntag vor einer Woche seinen Stützpunkt in der südafghanischen Provinz Kandahar verlassen und insgesamt 16 Dorfbewohner ermordet haben, darunter zahlreiche Kinder und Frauen. Nach der Tat kehrte er in das Lager zurück, wo er sich widerstandslos festnehmen ließ. Bales wurde zunächst auf eine US-Basis in Kuwait gebracht und dann in die USA ausgeflogen.

Soldaten droht Todesstrafe

Seit Freitagabend befindet sich Bales im Militärgefängnis Fort Leavenworth im Bundesstaat Kansas in Einzelhaft. Dort wollten am Montag und Dienstag seine Anwälte mit ihm sprechen. Bei einer Verurteilung droht dem Soldaten die Todesstrafe.

Die Ursache des Amoklaufs war weiter unklar. Bales war vor seinem Afghanistan-Einsatz bereits dreimal im Irak stationiert gewesen. Laut Medienberichten war er bestürzt, als er nach den aufreibenden Einsätzen auch noch nach Afghanistan geschickt wurde. Am Tag vor der Tat soll er wütend über die schwere Verletzung eines Kameraden durch eine Mine gewesen sein. US-Medien berichteten unterdessen über finanzielle Schwierigkeiten, in denen sich der 38-jährige Vater von zwei Kindern befunden haben soll.

(APA/Ag.)

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