Aus Angst vor Verhaftungen will die Schweizer Großbank Credit Suisse ihren Beratern Reisen nach Deutschland verbieten, berichten mehrere Medien. Es wäre nicht das erste Mal.
Nachdem in der Schweiz Haftbefehle gegen drei deutsche Steuerfahnder ausgestellt wurden (mehr dazu ...), wächst offenbar die Angst vor den deutschen Behörden. Die Großbank Credit Suisse soll für ihre Kundenberater sogar ein generelles Reiseverbot nach Deutschland erlassen haben. Das berichten mehrere Medien - etwa die "Basler Zeitung" - unter Berufung auf gut informierte Kreise. In der "Börsen-Zeitung" erklärt ein Brancheninsider: Das Risiko, bei Kundenbesuchen "in die Fänge der deutschen Justiz zu geraten, sei für Schweizer Banker deutlich gestiegen".
Die "Neue Züricher Zeitung" (NZZ) schreibt hingegen, dass die Gerüchte auf ein E-Mail mit falschem Inhalt zurückgehen, das am Samstagabend an mehrere Banker geschickt worden war. Es habe sich dabei um die "Überreaktion einer Einzelperson" gehandelt, sagte ein mit den Vorgänger Vertrauter gegenüber der NZZ.
Gegen die Gerüchte spricht auch, dass die Bank sich Ende 2011 in einem Vergleich mit der Staatsanwaltschaft Düsseldorf mit 150 Millionen Euro aus allen laufenden Verfahren freigekauft hatte. Die "Basler Zeitung" schreibt hingegen, dass das Reiseverbot ein klares Indiz dafür sei, "dass man sich bei der Credit Suisse nicht mehr auf die vertragliche Vereinbarung mit der deutschen Justiz verlassen will".
Credit Suisse: Kein Kommentar
Die Bank wollte die Berichte nicht kommentieren. Ein Sprecher sagte, das Unternehmen hätte generell "ein striktes Reise- und Bewilligungssystem".
Es wäre jedenfalls nicht das erste Mal, dass die Bank die ohnehin strengen Sicherheitsmaßnahmen bei Reisen verschärft: Bereits im Frühjahr 2010 hatte sie Reisen nach Deutschland verboten und erst wieder aufgehoben, als sich das politische Klima beruhigt hatte.
Mit der Ruhe ist es nun vorbei: Die Schweiz hatte Haftbefehle gegen drei Finanzbeamte aus Nordrhein-Westfalen im Zusammenhang mit einem CD-Kauf aus dem Jahr 2010 erlassen: Das Land NRW hatte damals die CD mit Daten der Credit Suisse für 2,5 Millionen Euro von einem Informanten gekauft. Die Schweiz sieht in diesem Fall den Verdacht der Wirtschaftsspionage. Nach Angaben des des deutschen Justizministeriums stellten die Schweizer Behörden am 20. März ein Rechtshilfeersuchen an Deutschland und baten um Hilfe bei den Ermittlungen gegen die Steuerfahnder.
(Red./Ag.)