Sexskandal: Secret Service im Zwielicht

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Gelage des Elitetrupps, der zum Schutz des Präsidenten abgestellt ist, hat Nachspiel. Nacht mit Prostituierten in Kolumbien kostete mehrere Bodyguards den Job.

Washington. Gedeckter Anzug, Sonnenbrille, Knopf im Ohr, gescheitelt und gegelt: In Filmen wie „In the Line of Fire“ stilisiert Hollywood die „Black Men“ des Secret Service zu lakonischen Helden à la Clint Eastwood, die keine Sekunde zögern, ihr eigenes Leben zu riskieren, um das des Präsidenten zu retten. Noch heute leidet John F. Kennedys Bodyguard am Trauma des Attentats von Dallas: Er macht sich Vorwürfe, nicht schnell genug reagiert zu haben.

Der jüngste Trip der Prätorianergarde des US-Präsidenten hat die Elitetruppe allerdings schwer in Verruf gebracht. Eine Vorhut hatte sich vor Beginn des Amerika-Gipfels in Kolumbien vorige Woche, angesteckt vom karibischen Flair, die Nacht mit Prostituierten um die Ohren geschlagen. Als sich einer der Personenschützer weigerte, das vereinbarte Honorar zu bezahlen, schlug die „Escort-Lady“ Krach. Erst eine Spendenaktion der Secret-Service-Kollegen, die 225 Dollar in den Topf warfen, beendete die peinliche Angelegenheit im Hotel Caribe in der Stadt Cartagena – Kulisse für Gabriel Garcia Marquez' Roman „Die Liebe in den Zeiten der Cholera“.

Die Sache war damit nicht ausgestanden. Die US-Botschaft in Kolumbien bekam Wind von dem Gelage, der Secret Service zog die involvierten Mitarbeiter noch vor dem Eintreffen von Präsident Barack Obama ab, und Secret-Service-Chef Mark Sullivan ordnete umgehend eine Untersuchung an. „Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, wäre ich natürlich wütend“, erklärte Obama am Rande des Gipfels, der medial ganz unter dem Eindruck der Affäre stand.

Aufruhr in Washington

Inzwischen sprach das Weiße Haus Sullivan – dem Herrn über 6500 Agenten – das Vertrauen aus, die Ermittlungen dürften Obamas Zorn indes angestachelt haben. Fast zwei Dutzend Personenschützer und Militärs, allesamt Mitglieder des 200-köpfigen Vorauskommandos, sollen an den Ausschweifungen beteiligt gewesen sein. Das blieb nicht ohne Konsequenzen: Mehrere Secret-Service-Agenten wurden gefeuert, der Rest wurde suspendiert und einem Lügendetektortest unterzogen.

Generalstabschef Martin Dempsey schlug sich selbstkritisch auf die Brust: „Wir haben den Präsidenten im Stich gelassen.“ Aus seiner Sicht haben die Personenschützer nicht nur den Ehrenkodex verletzt, sondern den Präsidenten auch potenziell in Gefahr gebracht. Der Secret Service warnt explizit vor Umgang mit Prostituierten – sie seien ein Sicherheitsrisiko, weil sie Details des Reiseprogramms ausplaudern könnten.

Der Aufruhr in Washington ist längst nicht vorbei, die republikanische Senatorin Susan Collins mutmaßt: „Es fällt mir schwer zu glauben, dass dies ein einmaliger Vorfall gewesen sein soll.“ In den vergangenen Jahren hat der Secret Service zwar den Frauenanteil erhöht, die Kultur des „Good Old Boy Club“ dürfte aber weiter bestehen. „Wheels up, rings off“ – Reifen rauf, Eheringe runter: So begrüßen manche Secret-Service-Leute im Flugzeug angeblich den Start zu einer neuen Mission.

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