Einen Tag vor der neuerlichen Amtseinführung demonstrierten Tausende für demokratische Freiheiten. Die Polizei ging mit Schlagstöcken gegen die meist jungen Demonstranten vor, es gab mehrere Festnahmen.
Moskau/Apa/Dpa. Wie oft bei solchen Anlässen gingen die Zahlen weit auseinander: Zehntausende Menschen hätten am Sonntag in Moskau gegen die neuerliche Amtseinführung von Wladimir Putin als Präsident demonstriert, teilten die Organisatoren der Protestkundgebung mit. Das Innenministerium hingegen wollte nur 8000 gezählt haben. Sicher ist nur: Vom „Marsch der Millionen“, zu dem die Opposition aufgerufen hatte, war man weit entfernt.
Der Moskauer Marsch mit anschließender Kundgebung sollte ein deutliches Zeichen an Putin sein, liberale Reformen im Land einzuleiten. Die Polizei ging mit Schlagstöcken gegen die meist jungen Demonstranten vor, es gab mehrere Festnahmen. Laut einem TV-Bericht waren unter den Verhafteten auch Sergej Udalzo, Chef der Linksfront, und der prominente Blogger Alexej Nawalny.
Einige der Demonstranten hatten orangefarbene Banner dabei, eine Anspielung auf die „Orange Revolution“ 2004 in der Ukraine. Damals hatte eine Demokratiebewegung verhindert, dass Viktor Janukowitsch nach einer gefälschten Wahl in Kiew Präsident werden konnte. Mittlerweile kam er dort durch faire Wahl an die Macht. Ebenso wird dem Kreml und der Regierungspartei „Einiges Russland“ vorgeworfen, die Parlaments- und Präsidentenwahlen im Dezember 2011 beziehungsweise März 2012 gefälscht zu haben.
Auch Jubelkundgebung für Putin
Putin kehrt am heutigen Montag nach vier Jahren im untergeordneten Amt des Premiers in den Kreml zurück, wo er bereits 2000 bis 2008 herrschte. Laut dem offiziellen, von der Opposition aber stark angezweifelten Wahlergebnis soll er 63,6 Prozent der Stimmen erhalten haben. Das Putin-Lager wollte die Straße am Sonntag indes nicht ganz den Gegnern überlassen: Für den Abend wollte man mindestens 50.000 Menschen für eine Jubelkundgebung aufbieten.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.05.2012)