Anschlag auf italienische Schule: Zweifel an Mafia-Theorie

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Anschlag Schule Zweifel MafiaUrheberschaft(c) AP (Roberto Monaldo)
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Nach dem Attentat in Brindisi glauben die Ermittler nicht an eine Mafia-Urheberschaft. Indes werden die Anti-Terrorismus-Maßnahmen verschärft.

Nach dem Bombenanschlag auf eine Berufsschule im süditalienischen Brindisi, bei dem eine 16-jährige Schülerin ums Leben gekommen ist und weitere vier Jugendliche verletzt wurden, sind in der Nacht auf Sonntag zwei Personen vernommen worden. Dabei handelt es sich um einen Ex-Soldaten und um eine weitere Person, deren Identität nicht bekanntgegeben wurde, berichtete die Webseite BrindisiReport.it. Die beiden Personen wurden mit Hilfe von Videoanlagen identifiziert. Ihre Wohnungen wurden durchsucht, die beiden Personen wurden allerdings nicht festgenommen.

Der Name der Schule erinnert an die Symbolfigur des Kampfes gegen die organisierte Kriminalität: Sie heißt „Morvillo Falcone" - wie die Ehefrau des Anti-Mafia-Richters Giovanni Falcone. Die beiden starben vor fast genau 20 Jahren, am 23. Mai 1992, durch eine Autobombe der Mafia auf Sizilien. Inzwischen werden aber immer mehr Zweifel an der Theorie laut, dass die Mafia hinter dem Anschlag stecken könnte. Das Attentat trägt nach Überzeugung der Ermittler nicht die Handschrift der Mafia. Ein Phantombild des Täters wurde aufgrund von Bildern angefertigt, die von Videoanlagen unweit der Schule aufgenommen wurden.

Zweifel an der Mafia-Theorie

Bei der Bombe sei Benzin und nicht - wie bei der Mafia üblich - Dynamit verwendet worden, begründete Anti-Mafia-Staatsanwalt Cataldo Motta seine Zweifel. Auch der nationale Polizeichef Antonio Manganelli bezweifelte öffentlich die Mafia-Theorie. Die Ermittler vermuten immer mehr, dass der Bombenanschlag auf Terroristen zurückzuführen sei.

Nach Angaben von Sicherheitskräften explodierte der Sprengsatz aus drei miteinander verbundenen Gasflaschen gegen 07.45 Uhr (MESZ), als die Schüler zum Unterricht strömten. Vermutlich waren sie in Rucksäcken versteckt, die auf einer kleinen Mauer vor der Schule abgestellt wurden.

"Brindisi weint mit den Opfern"

In mehreren Städten Italiens gingen am Samstagabend Menschen auf die Straße gegangen, um damit ein Zeichen gegen die Gewalt zu setzen und der getöteten Schülerin zu gedenken. In Rom versammelte sich eine Menschenmenge vor dem Pantheon. Unter den Demonstranten waren viele Studenten und Schüler, manche hatten Tränen in den Augen. "Wir haben keine Angst" und "Man darf nicht in der Schule sterben", war auf Transparenten zu lesen.

Auch in Brindisi kamen zahlreiche Menschen zusammen. "Brindisi weint mit den Opfern", hieß es auf Spruchbändern, die sich auch gegen die Mafia richteten. Die Fahnen an öffentlichen Gebäuden in Italien wurden für die nächsten Tage auf halbmast gesetzt.

Anti-Terrorismus-Maßnahmen verschärft

Nach dem Bombenanschlag sind in ganz Italien die Anti-Terrorismus-Maßnahmen verschärft worden. Die Sicherheitsvorkehrungen rund um mutmaßlich gefährdete Einrichtungen und Personen wurden verstärkt. Über 20.000 Sicherheitskräfte und Soldaten seien im Einsatz, berichteten italienischen Medien am Sonntag.

Auch in Brindisi wurden die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Innenministerin Annamaria Cancellieri berichtete, dass 200 Polizisten und Carabinieri im Einsatz seien, um die Ermittlungen zu führen und die Gegend zu kontrollieren.

Terroralarm in Italien

Seit Tagen herrscht in Italien Terroralarm. Vergangene Woche war der Geschäftsführer der Atomfirma Ansaldo Nucleare, Roberto Adinolfi in Genua auf offener Straße angeschossen worden. Der Manager wurde am Bein operiert. Die italienische Untergrundorganisation "Informelle Anarchistische Föderation" (FAI) hatte sich zu dem Anschlag bekannt. Daraufhin waren die Sicherheitsvorkehrungen verschärft worden.

Personenschutz wurde unter anderem dem Geschäftsführer des italienischen Rüstungskonzerns Finmeccanica, Giuseppe Orsi, gewährt. Die anarchistische Untergrundorganisation FAI hatte vergangene Woche Anschläge gegen Finmeccanica angekündigt. Auch für Manager der Finmeccanica-Atomtochter Ansaldo Nucleare wurden die Sicherheitsvorkehrungen verschärft.

(APA)

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