Anschlag in Brindisi: Ermittler suchen 50-jährigen Mann

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Anschlag Brindisi Ermittler suchen(c) AP (Antonio Calanni)
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Der Verdächtige soll mit einem ferngesteuerten Gerät den Sprengkörper bei einer Berufsschule ausgelöst haben. Der Anfangsverdacht gegen die Mafia wurde nicht erhärtet.

Nach dem Bombenanschlag auf eine Berufsschule in der süditalienischen Stadt Brindisi mit einem Todesopfer und vier Verletzten gehen die Ermittler von einem Einzeltäter aus. Gesucht wird nach einem Mann im Alter von 50 Jahren mit dunkler Jacke, heller Hose und Tennisschuhen. Er soll mit einem ferngesteuerten Gerät den Sprengkörper ausgelöst haben, mit dem vor der Schule ein 16-jähriges Mädchen getötet wurde. Der Mann wurde von Videoanlagen unweit der Schule aufgenommen, berichteten die Ermittler. Sein Gesicht ist jedoch nicht klar zu erkennen, daher konnte der Mann noch nicht identifiziert werden.

Es sei unwahrscheinlich, dass die Mafia hinter der Tat stecke, sagte Staatsanwalt Marco Di Napoli bei einer Pressekonferenz am Sonntag. Möglicherweise handle es sich bei dem Täter um einen psychisch Kranken. Vor der Berufsschule in Brindisi war am Samstagmorgen ein aus drei Gasflaschen und einem Zeitzünder bestehender Sprengsatz explodiert, als die Schüler gerade zum Unterricht strömten. Splitter flogen durch die Luft, die Opfer erlitten schwere Verbrennungen. Eine 16-Jährige wurde getötet, fünf weitere Schüler schwer verletzt.

In der Nacht auf Sonntag wurden zwei Personen vernommen. Dabei handelt es sich um einen Ex-Soldaten und um eine weitere Person, deren Identität nicht bekanntgegeben wurde, berichtete die Webseite BrindisiReport.it. Die beiden Personen wurden mit Hilfe von Videos identifiziert. Ihre Wohnungen wurden durchsucht, sie wurden allerdings nicht festgenommen. Weitere Durchsuchungen wurden in der ganzen Provinz Brindisi durchgeführt.

Zu dem Anschlag bekannte sich bisher niemand. Beobachter vermuteten anfangs wegen des Namens der Berufsschule einen Zusammenhang mit der Mafia. Die Schule ist Francesca Morvillo Falcone, der Ehefrau des bekannten Mafia-Jägers Giovanni Falcone, gewidmet. Sie starb mit ihrem Mann und drei Leibwächtern vor fast genau 20 Jahren bei einem Anschlag unweit von Palermo. Zudem war in Brindisi am Samstag ein Protestmarsch gegen die Mafia geplant. Ermittler betonten jedoch, es sei unwahrscheinlich, dass die in der Region um Brindisi aktive Mafia-Organisation Sacra Corona Unita auf ihrem eigenen Territorium Minderjährige töte.

Zwei Verletzte schweben in Lebensgefahr

"Wir können einen mafiösen Hintergrund des Anschlags mit großer Wahrscheinlichkeit ausschließen", sagte Di Marco am Sonntag. Bei der Bombe sei Benzin und nicht - wie bei der Mafia üblich - Dynamit verwendet worden, begründete Anti-Mafia-Staatsanwalt Cataldo Motta seine Zweifel. Auch der nationale Polizeichef Antonio Manganelli bezweifelte öffentlich die Mafia-Theorie, die unmittelbar nach dem Anschlag als wahrscheinlichster Hintergrund des Attentats galt.

Inzwischen bessert sich der Zustand der vier verletzten Mädchen. Zwei von ihnen schweben allerdings noch in Lebensgefahr, teilten die Ärzte in Brindisi mit. Hunderte Menschen pilgerten am Sonntag zur Schule in Brindisi und legten Blumen im Gedenken an die getötete Schülerin Melissa Bassi nieder.

Der Anschlag löste in Italien eine Schockwelle aus. Landesweit wurden die Flaggen auf Halbmast gesetzt. In mehreren Städten Italiens gingen am Samstagabend Menschen auf die Straße, um damit ein Zeichen gegen die Gewalt zu setzen und der getöteten Schülerin zu gedenken. In Rom versammelte sich eine Menschenmenge vor dem Pantheon. Die Fahnen an öffentlichen Gebäuden in Italien wurden für die nächsten Tage auf halbmast gesetzt.

(APA)

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