Die italienische Polizei sucht weiter nach dem Bombenattentäter von Brindisi. Am Montag wurde ein Verdächtiger befragt, der aber nicht in Haft ist.
Im Rahmen der Ermittlungen zu dem Bombenanschlag vor einer Berufsschule im süditalienischen Brindisi sind am Montag ein Verdächtiger und sein Bruder verhört worden. Der Verdächtige, ein 45-jähriger Mann, der 200 Meter vom Anschlagsort entfernt wohnt, wurde nach der Befragung nicht festgenommen. "Wir haben niemanden festgenommen, wir haben lediglich einen Mann befragt", bestätigte ein Staatsanwalt in Brindisi. Es handle sich zunächst um Routinekontrollen, um das Alibi des Verdächtigen zu überprüfen, sowie um DNA-Tests, berichteten italienische Medien unter Berufung auf Justizkreise.
Den Berichten zufolge wurde der Verdächtige mit Hilfe der Bilder von Überwachungskameras identifiziert. Auf den Aufnahmen ist ein rund 50-jähriger Mann mit unklaren Gesichtszügen, zurückgekämmtem Haar, in dunkler Jacke, beiger Hose und Sportschuhen zu sehen. Die Aufnahmen zeigen, wie der Mann die Ankunft eines Schulbusses vor der Morvillo-Falcone-Berufsschule beobachtet, auf ein Handy oder eine Fernbedienung drückt und damit vermutlich den aus Gasflaschen gebastelten Sprengsatz auslöst.
Getötete Schülerin beigesetzt
Am Montag wurde die 16-jährige Schülerin Melissa Basso beigesetzt, die bei dem Anschlag vor der Berufsschule in Brindisi getötet wurde. Ihre mit weißen T-Shirts gekleideten Schulfreundinnen ließen auf dem Platz vor der Kirche in Melissas Heimatort Mesagne Luftballons aufsteigen. An der Trauerzeremonie in Mesagne nahm auch auch Regierungschef Mario Monti, der frühzeitig den NATO-Gipfel in Chicago verlassen hatte, teil. Begleitet wurde Monti von drei Ministern seines Kabinetts.
Über 700 Menschen versammelten sich in der Kirche von Mesagne um den Vater des Opfers, Massimo Bassi. Die Mutter der getöteten Schülerin war nicht anwesend. Die schwer geschockte Frau war ins Spital eingeliefert worden, nachdem sie vom Tod ihrer Tochter erfahren hatte. Das Begräbnis wurde vom Erzbischof von Brindisi, Rocco Talucci, zelebriert. Dieser hatte am Samstag den Täter zur Reue aufgerufen. "Unsere Gemeinschaft hat mit Stärke auf diesen gewaltsamen Angriff reagiert", kommentierte der Bürgermeister von Brindisi Cosimo Consales.
Zustand der Verletzten bessert sich
Hunderte Menschen waren am Montag zur Schule in Brindisi gepilgert und hatten Blumen im Gedenken an das getötete Mädchen niedergelegt. Inzwischen bessert sich der Zustand der vier Schülerinnen, die beim Anschlag schwer verletzt worden waren, leicht. Eine schwer verletzte Schulkollegin des Opfers soll bereits auf Fragen der Ermittler geantwortet haben.
(APA)