Nun steht auch Alois Schwarz im Visier der Justiz. Die interimistische Kärntner Kirchenspitze stellt den Verdacht von Schwarzgeld in den Raum. Der Bischof weist die Vorwürfe zurück.
Klagenfurt/Graz. Keine Spur von Weihnachtsfrieden gibt es in Kärnten: Die Wogen um Diözesanbischof Alois Schwarz, der im Sommer nach St. Pölten (straf-)versetzt wurde, gehen nach wie vor hoch. Jetzt ermittelt die Grazer Staatsanwaltschaft gegen ihn. Der Vorwurf lautet auf Verdacht der Untreue.
Details zu den Verdachtsmomenten wurden am gestrigen Freitag noch keine genannt: „Wir stehen im Ermittlungsverfahren ganz am Anfang“, bestätigte die Grazer Staatsanwaltschaft einen Bericht der „Kronen Zeitung“. Gegen eine ehemalige enge Mitarbeiterin von Schwarz wird bereits seit Oktober ermittelt („Die Presse“ berichtete).
Der Hintergrund: Das „Abhängigkeitsverhältnis“ des Bischofs zu der Frau – die er zur Leiterin des Bildungshauses St. Georgen gemacht hatte – hatte die interimistische Kärntner Kirchenspitze in ihrem Prüfbericht als zentrales Problem der Ära Schwarz identifiziert. Schwarz fügte dem Bistum laut dem Bericht, der kurz vor Weihnachten entgegen einer Weisung aus Rom veröffentlicht wurde, auch finanziellen Schaden zu.
Auf diesen Vorwürfen beharrt die interimistische Kirchenleitung in Klagenfurt auch jetzt – und sie attackiert dabei Kardinal Christoph Schönborn sowie Bischof Schwarz: Diese hätten zuletzt mehrfach die Vorwürfe kommentiert – und dabei einseitig und verzerrt aus dem Bericht des externen Wirtschaftsprüfers zitiert, kurz: Sie hätten mit „unrichtigen und verharmlosenden Äußerungen“ versucht, eine „Reinwaschung“ zu betreiben.
Immo-Deal und Großspende?
Die Kärntner beziehen sich dabei wohl unter anderem auf die Aussage Kardinal Schönborns im „Standard“, wonach laut dem Befund des Wirtschaftsprüfers nichts passiert sei, was das Bistum wesentlich beeinträchtigt hätte oder ungesetzlich gewesen wäre. „Der Bericht [. . .] stellt der früheren Bistumsleitung keineswegs [. . .] einen ,Persilschein‘ aus“, hieß es dazu gestern empört aus Kärnten. Es gebe zudem eine Reihe von Themen, die in dem Bericht nicht behandelt werden: zu hohe Abfindungen etwa oder Gehälter außerhalb des üblichen Rahmens. Und: Die interimistische Kirchenspitze stellt auch den Vorwurf von möglichem Schwarzgeld in den Raum – im Zusammenhang mit einem Immobiliendeal des Bistums, bei dem 2013 Wohnungen an einen Industriellen verkauft wurden. Dabei soll ein „sehr hoher Geldbetrag“ für ein kirchliches Großprojekt gespendet worden sein. Auch beim Kauf der Klagenfurter Marienorgel sieht man „Zusammenhänge, die geprüft werden müssen“.
Gefordert wird daher, dass im Rahmen der apostolischen Visitation auch diese Geldflüsse geprüft und offengelegt werden, weil – und hier wird es eben brisant, „diese Transaktionen auch von steuerrechtlicher Relevanz sein können“. Gerichtet ist das an den Salzburger Erzbischof, Franz Lackner, den Papst Franziskus wie berichtet als Sonderermittler zur Aufklärung der Vorwürfe in der Diözese Gurk-Klagenfurt eingesetzt hat.
Eine Sprecherin von Schwarz wies die Vorwürfe, dass es womöglich inkorrekte Geldflüsse gegeben habe, am Freitagnachmittag vehement zurück: Erst 2016 hätten die Finanzbehörden das Bistum geprüft – bei dieser Steuerprüfung seien keinerlei gravierende Mängel festgestellt worden. Dass der Bischof verzerrend aus dem Bericht des Steuerprüfers zitiert habe, sei ebenfalls falsch. Sollten einzelne Investitionen oder wirtschaftliche Entscheidungen in der Kritik stehen, werde er im Zuge der Visitation dazu Stellung nehmen.
Die Staatsanwaltschaft habe laut der Sprecherin konkret den Bericht der Wirtschaftsprüfer über das Bistum angefordert: Das sei nach Auskunft der Behörde ein reiner Routinevorgang. (APA/red.)
AUF EINEN BLICK
Vorwürfe. Kärntens interimistische Kirchenspitze hat in einem Bericht kurz vor Weihnachten schwere Vorwürfe gegen den früheren Bischof der Diözese Gurk-Klagenfurt, Alois Schwarz, erhoben. Zentrales Problem sei sein „Abhängigkeitsverhältnis“ zu einer Frau gewesen. Er sei „im Zusammenhang mit der Zölibatsverpflichtung“ erpressbar gewesen. Der Kirche sei auch finanziell Schaden zugefügt worden. Es geht dabei aber nicht um die Diözese, an die die Kirchenbeiträge fließen. Betroffen ist das sogenannte bischöfliche Mensalgut, das zur Finanzierung des bischöflichen Haushalts gedacht ist. Das Mensalgut des Kärntner Bischofs ist das reichste in ganz Österreich.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.12.2018)