Der Todeskampf der Bubble-Tea-Shops

Todeskampf BubbleTeaShops
Todeskampf BubbleTeaShops(c) Die Presse (Eva Rauer)
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Mehrere Bubble-Tea-Geschäfte mussten in Wien zusperren oder stehen vor der Schließung. Die Umsätze brechen ein. Die Betreiber sehen als Hauptursache Medienberichte über gesundheitsschädliche Stoffe im Modegetränk.

Wien. Das Trendgetränk Bubble Tea ist offenbar keines mehr. In Wien schließen immer mehr Geschäfte oder sind von der Schließung bedroht – die Umsätze im September und Oktober sind um bis zu 65 Prozent eingebrochen. Es scheint, als wäre die Hysterie um das süße Erfrischungsgetränk, das in Asien entstand, sich über die USA nach Europa verbreitete und im vergangenen Sommer auch in Österreich seinen Siegeszug begann, schon wieder zu Ende.

Einige Partner des Wiener Franchise-Unternehmens Tea-licious, das in Wien fünf und in ganz Österreich 15 Läden betreibt, hätten sich angesichts dramatisch rückläufiger Verkaufszahlen bereits eine Frist gesetzt. Wenn sich die Umsätze bis dahin nicht deutlich steigern würden, wollten sie das Handtuch werfen und zusperren, sagt Geschäftsführerin Susanne Dreier-Phan Quoc.

Noch härter betroffen seien kleinere, eigenständige Betreiber, die der Reihe nach schließen müssten. „In den vergangenen Wochen haben allein mir vier Konkurrenzbetreiber ihre leeren Geschäftsräume zur Übernahme angeboten“, so Dreier-Phan Quoc.

Übersättigter Markt

Verantwortlich für den Umsatzeinbruch ist ihrer Ansicht nach – neben der raschen Übersättigung des Marktes und der starken Konkurrenz durch McDonald's – die schlechte Presse im Sommer (siehe Artikel unten). „Die negativen Schlagzeilen über gesundheitsschädliche Stoffe in unseren Produkten haben bei Kunden zu einer enormen Verunsicherung geführt. Sowohl bei den bestehenden als auch bei potenziellen Neukunden“, beklagt Dreier-Phan Quoc. „Viele dieser Vorwürfe wurden von den Medien übertrieben dargestellt oder haben sich später als haltlos erwiesen, aber der Schaden war bereits angerichtet.“

Dem Bubble Tea wurde in den Sommermonaten von mehreren Seiten ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Stiftung Warentest wies Ende Juni auf den hohen Zuckergehalt sowie die künstlichen Zusatzstoffe hin und nannte das Getränk eine „Kalorienbombe“. Im August entdeckten deutsche Wissenschaftler verbotene Substanzen, die das Krebsrisiko erhöhten. Schließlich warnten auch noch Ärzte davor, dass sich Kleinkinder an den Kügelchen im Tee verschlucken könnten, was zu Lungenkollaps führen könne. „Obwohl es weltweit keinen nachgewiesenen Fall von einer Person gibt, die sich an Bubble-Tea-Kugeln verschluckt hat, wurde ich nach dieser Warnung von drei Leuten erpresst, die sich angeblich verschluckt hatten und Geld von mir wollten“, erzählt Dreier-Phan Quoc. „Nachdem wir um einen medizinischen Nachweis baten, um der Sache nachzugehen, hörten wir aber nie wieder von ihnen.“ Auch andere Shopbetreiber seien bedroht und beschimpft worden. Von „Giftschleuder“ und „flüssigem Aids“ sei die Rede gewesen. „Passanten warfen uns tatsächlich vor, für den kurzfristigen Profit wissentlich Menschen zu vergiften.“

Jedenfalls bliebe zahlreichen Betreibern „nicht mehr viel Zeit“, um ihre Läden wieder auf die Erfolgsspur zu führen. „Wir versuchen diese Flaute zu überstehen, indem wir beispielsweise wieder vermehrt klassische Teesorten anbieten“, sagt sie. „Die kampagnenartige Medienberichterstattung, die über Bubble Tea hereingebrochen ist, bedroht die Existenz vieler Geschäfte.“

Konkurrenz durch McDonald's

Hinzu komme auch, dass McDonald's, wo Bubble Tea seit Ende August im Sortiment ist, das Getränk nicht mit Original-Inhaltsstoffen herstelle und es damit in eine „Schmuddel- und Fast-Food-Ecke“ gedrängt habe. Pommes frites, Kebab und Bubble Tea würden im selben Atemzug genannt, womit dem Bubble Tea aber Unrecht getan werde.

Bei McDonald's zeigt man sich überrascht über die Vorwürfe: „Wir bieten das qualitativ hochwertigere Produkt an als die meisten Betreiber und könnten uns ein ,Schmuddelprodukt‘ gar nicht leisten“, sagt Unternehmenssprecherin Ursula Riegler. „Der Bubble Tea hat in unseren Filialen eingeschlagen, die Verkaufszahlen entsprechen unseren Erwartungen, vor allem bei Jugendlichen ist das Getränk sehr beliebt.“ Aber: „Wir haben natürlich keinen Vergleich. Denn als wir in das Geschäft mit Bubble Tea eingestiegen sind, waren die negativen Medienberichte darüber bereits erschienen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.11.2012)

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