Gentleman oder Missetäter? Die Kontroverse um Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann lässt wenig Raum für Differenzierung.
Debatte um Till Lindemann

Rammstein: Diese acht Fragen beschäftigen uns wirklich

Immer wieder endet die Rammstein-Debatte in Sackgassen: Juristische Vorwürfe werden mit moralischen vermischt, Groupie-Sex mit Fan-Missbrauch. Und ist das alles nicht bloß Rock 'n' Roll? Ein paar Fakten und Einschätzungen.

1. Was wird dem Sänger von Rammstein konkret juristisch vorgeworfen?

Es war die Irin Shelby Lynn, die den Fall Ende Mai mit der Schilderung ihrer Erlebnisse auf Twitter ins Rollen brachte. Demnach habe Till Lindemann ihr vor einem Konzert in Litauen Alkohol gegeben und Sex mit ihr gewollt. Sie lehnte ab, wie sie sagte, woraufhin er wütend geworden sei. Sie zeigte Hämatome an der Hüfte, die sie sich nicht erklären konnte, sprach über Erinnerungslücken und den Verdacht, sie sei unter Drogen gesetzt worden. Lindemann bestreitet das.

Danach rollte eine Welle von Vorwürfen gegen den Sänger an. Unter anderem in der „Süddeutschen Zeitung“ beschrieben mehrere Konzertbesucherinnen Ähnliches. Viele sollen demnach von einer Frau aus dem Umfeld der Band gezielt kontaktiert und auf speziell für Lindemann organisierte Partys eingeladen worden sein. Teilweise schilderten sie Sex mit ihm. Manche deuteten an, dass sie nicht voll zustimmten. Manche äußerten den Verdacht, ihnen seien Drogen ins Getränk gemischt worden. Mitte Juni bestätigte die Berliner Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen den Sänger – wegen „Tatvorwürfen aus dem Bereich der Sexualdelikte und der Abgabe von Betäubungsmitteln“. Grund dafür sind mehrere Strafanzeigen, allerdings von unbeteiligten Personen. In Litauen wird nun kein Verfahren eingeleitet, bestätigte die dortige Staatsanwaltschaft am Freitag. Es gilt die Unschuldsvermutung. Gegen den Vorwurf, Frauen seien bei Konzerten durch K.-o.-Tropfen oder Alkohol betäubt worden, um Lindemann sexuelle Handlungen an ihnen zu ermöglichen, geht der Sänger juristisch vor. (rovi)

2. Was streitet die Band ab – und was nicht?

Auch Rammstein-Schlagzeuger Christoph Schneider schloss in einem Statement auf Instagram aus, dass etwas strafrechtlich Relevantes geschehen sei – wenngleich „anscheinend Dinge passiert“ seien, die „ich persönlich nicht in Ordnung finde“. Er dürfte damit gemeint haben, dass junge Frauen in für sie teilweise beängstigende Situationen gebracht worden sein sollen.

Alena Makeeva, die Frau, die zahlreichen Berichten zufolge die Rekrutierung der oft Anfang 20-jährigen Fans übernommen haben soll (und sie auch angewiesen haben soll, sich nach Lindemanns Vorlieben zu kleiden), sei nach dem Publikwerden der Vorwürfe von Rammstein-Konzerten „verbannt“ worden, berichteten „Welt“ und „Spiegel“ mit Berufung auf das Umfeld der Band: Die Russin, die sich selbst „Casting-Director“ genannt hat, soll aber nie Geld von der Band erhalten haben, heißt es dort. Auch gegen sie hat die Berliner Staatsanwaltschaft Ermittlungen eingeleitet. Das Casting-System an sich wurde bisher nicht bestritten. Berichte darüber – etwa von Fans in den sozialen Medien – gibt es seit vielen Jahren. (kanu)

3. Hätten die Frauen nicht einfach Nein sagen können?

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