175 Jahre „Die Presse“

Arbeitswelt Newsroom

Das zentrale Nervenzentrum der „Washington Post“: Der offene Grundriss des Newsrooms nutzt natürliches Licht, ist auf Sichtbarkeit und Zugänglichkeit ausgelegt und ermöglicht schnelle Kommunikation. 
Das zentrale Nervenzentrum der „Washington Post“: Der offene Grundriss des Newsrooms nutzt natürliches Licht, ist auf Sichtbarkeit und Zugänglichkeit ausgelegt und ermöglicht schnelle Kommunikation. Garrett Rowland
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Um Print, Online und Social-Media-Kanäle zu bedienen, entwickeln sich Journalisten zu crossmedialen Allroundern – den Grundstein dafür legen offene Raumkonzepte.

Rauchende Männerköpfe mit qualmenden Zigaretten hämmern die finalen Anschläge in ihre Schreibmaschinen, der Dienstälteste diktiert seinen mit Bleistift gekritzelten Artikel der Sekretärin, Telefone schellen, der Lärmpegel ist hoch in den voneinander abgeschotteten Ressortkammerln: Das war einmal. Journalismus ist heute erfreulicherweise keine Männerdomäne mehr, Rauchen verboten, und auch das Raumkonzept vieler Redaktionen präsentiert sich vielfältiger und offener: Es gilt, das Publikum möglichst auf allen Kanälen zu erreichen – multimediale Newsrooms sind dafür prädestiniert.

Das New-Work-Konzept mit offener Bauweise weicht Ressort- und Formatgrenzen auf: keine separierten Print-, Online- und Social-Media-Redaktionen mehr, sondern eine für alles. Redakteure, Grafiker, Fotografen, Datenanalytiker – sie alle arbeiten nah beieinander, möglichst auf einer Ebene. Die Wege sind kurz, die Kommunikation schnell, Informationen fließen.

Offener Grundriss, natürliches Licht

Im zentralen Nervenzentrum moderner Redaktionsräume flimmert am idealerweise kreisförmigen Newsdesk die Datenanalyse auf den Bildschirmen. Drumherum bearbeiten Redakteure ein Thema in Text, Bild und Grafik, eventuell auch in Video oder Audio und spielen sie über alle Kanäle aus, Print, Online und Social Media. Der mittlerweile ganz normale Redaktionsalltag, etwa im 2015 bezogenen Headquarter der „Washington Post“ im sogenannten „Batman-Gebäude“ in Fußnähe zum White House. Der offene Grundriss und die Fensterbänke lassen dort das Sonnenlicht durch die gläsernen Gänge in das Zentrum des Newsrooms eindringen, wo alle Aktivitäten der Redaktion zusammenfließen.

Aber nicht nur am 1 Franklin Square, auch in der Hainburger Straße 33 in Wien Landstraße manifestiert sich multimedialer Journalismus in der Raumgestaltung: Dort ist der Newsdesk als Herzstück der „Presse“-Redaktion von einem Podcast- und einem Bewegtbild-Studio umgeben.

Weniger Lärm, gemeinsame Flächen

Ende 2019 wurde der neue Newsroom des Schweizer Rundfunks in Betrieb genommen. Schallschluckende Materialen und ein modernes Schallabsorptionssystem mittels Lautsprechern sollen dort seither trotz offener Bauweise für eine relativ ruhige Arbeitswelt sorgen. Ein ähnliches Konzept lebt der ORF seit dem Jahr 2022: Die Decke des neuen multimedialen Newsrooms am Küniglberg ist schalldämpfend. Alle Arbeitsplätze haben natürliches Licht. Es gibt Rückzugszimmer, in denen man telefonieren kann, wenn es im Großraum dann einmal doch zu laut ist. Bei der Planung sei die Flexibilität der Räumlichkeiten wichtig gewesen, nachhaltige Konzepte, die sich zukünftigen Anforderungen anpassen können.

Auch im brandneuen Newsroom der Deutschen Presse Agentur in Berlin sind die Erfahrungen aus der Coronazeit eingeflossen, als – vor allem im ersten Lockdown – zahlreiche Zeitungen an Wohnungstischen auf Laptops geschrieben wurden. Die Newsrooms waren fast verwaist, Sitzungen fanden per Teams statt. Meetingräume, flexible Flächen für Team-Zusammenkünfte sowie Raum für Inspiration und Kreativität sind seither die neuen Zentren jeder Redaktion. Die Möglichkeit, Texte auch weiterhin still im Home-Office schreiben zu können, gehört ebenso zum Redaktionsalltag wie die gemeinsamen Entscheidungen, Abwägungen und Recherchen.

Moderne Raumgestaltung

Redaktionsräume für heutige und künftige Produkte müssen flexibel sein – mit Meeting- und Rückzugsräumen, Flächen für Inspiration und Kreativität.

Eines ist dabei seit der Digitalisierung gleich geblieben: Die früher nah verfügbaren Druckmaschinen befinden sich heute weit weg, zum Teil sogar im nahen Ausland. Schrieb früher der Chef mit Füllfeder letzte Änderungen auf das getippte Manuskript, bevor es mit der Rohrpost in die Setzerei geschickt wurde, wie sich etwa der langjährige „Presse“-Redakteur Hans Werner Scheidl erinnert, gehen die Texte heute digital durch Lektorat und Chefredaktion. Die Technologien und Nutzerbedürfnisse werden sich weiterentwickeln – und mit ihnen auch die Raumkonzepte.

Jubiläum

Welche Zukunft haben Liberalismus und Meinungsfreiheit? Diese Frage stellte sich im Revolutionsjahr 1848, als „Die Presse“ erstmals erschien. Und sie stellt sich heute mehr denn je. In unserem Schwerpunkt zum Jubiläum blicken wir zurück und nach vorne.

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