Hausgeschichte

Die Wohnskulptur auf dem Satzberg

In einem Jahr Bauzeit entstanden, ist „Janna“ am 9./10. September im Rahmen von Open House Vienna zu besichtigen..
In einem Jahr Bauzeit entstanden, ist „Janna“ am 9./10. September im Rahmen von Open House Vienna zu besichtigen..Allcolours
  • Drucken

Unten Sichtbeton, mittig Glas, oben Holz: Das Einfamilienhaus Janna in Wien 14 spielt mit drei Materialien - und das auf einem dreieckigen Grund. Dabei sahen die Pläne zunächst ganz anders aus.

Die Vorgaben der Bauherren waren präzise: Das künftige Haus am Südhang des Satzberges in Wien-Penzing sollte nicht nur ausreichend Platz für eine vierköpfige Familie, sondern auch noch ausreichend Garten bieten. Darüber hinaus sollte es von allen Seiten attraktiv und nachhaltig sein. Eine weitere Vorgabe waren eine offene Wohnküche und eine Sauna mit Aussicht. Denn diese ist dank der Hanglage fantastisch: Der Blick reicht von der goldenen Kuppel am Steinhof über die Speicher im Alberner Hafen bis zum Schneeberg. Nicht zuletzt musste der in einem Kleingarten gelegene Neubau den Bestimmungen zum ganzjährigen Wohnen in Kleingärten entsprechen.

Wie ein Schiff präsentiert sich das Haus von der Vorderseite.
Wie ein Schiff präsentiert sich das Haus von der Vorderseite.Allcolours
Lackiertes Kiefernsperrholz trifft Glas, Beton und Stein.
Lackiertes Kiefernsperrholz trifft Glas, Beton und Stein.Allcolours

Das alte Haus, das hier stand, wurde von den Bauherren zwei Jahre als Sommerhaus genutzt. Aber ein Umbau ist unter anderem auch daran gescheitert, dass die Konstruktion morsch wurde. So habe man sich letztendlich für einen Neubau entschieden, so energieeffizient als möglich. „Unser Anspruch war, durch clevere Planung jeden Quadratmeter perfekt auszunutzen“, sagt Markus Taxer vom Architekturbüro Allcolours. Die spezielle Lage des rund 300 Quadratmeter großen Grundstückes in einem dreieckigen Zwickel sei dabei Herausforderung und Chance zugleich gewesen. Nach etwas mehr als einem Jahr Bauzeit steht das Janna genannte Einfamilienhaus wie eine Skulptur aus Sichtbeton, Holz und Glas im Hang. Das dreigeschoßige, voll unterkellerte Gebäude mit einer Nettonutzfläche von rund 120 m2 bietet seinen Bewohnern, die im Juli eingezogen sind, genügend Platz.

»Unser Anspruch war, durch clevere Planung jeden Quadratmeter des dreieckigen Grundstückes perfekt auszunutzen.“«

Markus Taxer

Architekturbüro Allcolours

„Im Keller sind die Schlafräume und der Technikraum situiert, das Erdgeschoß steht für Ankommen, Kochen und Essen, auch eine Terrasse gibt es hier“, beschreibt Taxer. Im Obergeschoß des in Holzriegelbauweise errichteten Hauses befinden sich ein Multifunktionswohnraum sowie die Sauna und zwei Terrassen. Verbunden werden die Geschoße durch eine Treppe aus Beton, die mit jeder Biegung eine neue Aussicht freigibt. „Sie ist das Herzstück des Hauses“, sagt der Architekt. Apropos Aussicht: Großzügige Öffnungen geben den Blick über Wien frei, dafür wurden die Außenwände auf ein Minimum reduziert. Da die Nachbarhäuser relativ nah stehen, war es dabei wichtig, auf der einen Seite den Ausblick zu ermöglichen, auf der anderen für die gewünschte Privatsphäre zu sorgen.

Die Betontreppe als Herzstück des Hauses. Ansicht im Untergeschoß.
Die Betontreppe als Herzstück des Hauses. Ansicht im Untergeschoß.Allcolours
Aussicht im Obergeschoß.
Aussicht im Obergeschoß.Allcolours

In der Süd-Fassade sowie am Dach befindliche Photovoltaik-Anlagen liefern den Strom, Erdsonden im Garten versorgen das Haus mit Wärme und Kälte. Alle Geschoßdecken sind bauteilaktiviert. Dies sowie Sonnenschutzfenster und die kontrollierte Wohnraumlüftung schützen das Innere vor sommerlicher Überhitzung. Das hat sich gerade in den vergangenen Wochen deutlich gezeigt.“ Bei der Innenausstattung legten die Bauherren Wert auf Materialechtheit und -treue. „Auf dem Beton sieht man noch das Schaltafelbild“, beschreibt Taxer.

Für die Innenwände im Untergeschoß, die Türen sowie die Einbaumöbel wurde lackiertes Kiefernsperrholz verwendet. „Dadurch kommt die Maserung schön hervor“, sagt der Architekt. Geländer und Aussteifungen sind aus Schwarzstahl. Auch der Boden im Erdgeschoß ist besonders: Sowohl im Innen- als auch Außenbereich wurde sogenannter Porphyrbruch verwendet, was zu einem nahtlosen Übergang führt und zudem einen raumerweiternden Eindruck erzeugt.

Zum Objekt, zum Ort

Der Satzberg (435 m) in Penzing war ursprünglich bewaldet, während des Ersten Weltkrieges wurde er abgeholzt und mit illegalen Siedlungen bebaut (heute Kleingartenanlagen mit Ganzjahresbewohnung). Wohnungen kosten im 14. Bezirk durchschnittlich 5344 (Bestand) bzw. 6011 Euro/m2 (Neubau).

Tipp: Das Einfamilienhaus Janna kann am 9. und 10. September im Rahmen des Architektur-für-alle Wochenendes Open House Vienna besichtigt werden. Mehr als 60 Bauten öffnen ihre Pforten: https://openhouse-wien.at

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Blick ins neu gestaltete Obergeschoß: Hohe Räume und viel Glas treffen auf modern-dezentes Interieur.
Hausgeschichte

Im Büro mit dem Kaiser

Seit 1903 prangt das Haus der Kaufmannschaft am Schwarzenbergplatz 14 in Wien Wieden. Nach Leerstand adaptierten es die Architekten Michael Heim und Klaus Landerl für Leitner Leitner.
Der Bramlhof birgt zwei Privat- und drei Ferienwohnungen unter einem Dach. Und 16 Generationen Familiengeschichte.
Hausgeschichte

Bauernhaus mit Back-Labor

Wie sich der seit 16 Generationen in der Familie befindliche Bramlhof in Hintergöriach mit Christina und Johannes Bauer zum Bio- und Backbauernhof wandelte.
Das Stadthaus entstand an der Stelle einer alten Lagerhalle in 1070 Wien.
Hausgeschichte

Neubaugasse: Drei Türme im Hinterhof

16 Raumhöhen, viele Gärten, offenes Raumkonzept: Wie auf einem schmalen Grundstück im siebten Wiener Bezirk ein „übereinander geschachteltes Puppenhaus“ entstand.
Über dem Foyer befinden sich einige Luftgeschoße als Raumreserve – wächst das Unternehmen, wird nachverdichtet.
Hausgeschichte

Ein Bürogebäude zum Mitwachsen

Das neue Headquarter des Dienstleistungsunternehmens Markas in Bozen schwebt gleichsam über dem Boden – bei Bedarf kann der Baukörper nachverdichtet werden.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.