Hausgeschichte

Ein Bürogebäude zum Mitwachsen

Über dem Foyer befinden sich einige Luftgeschoße als Raumreserve – wächst das Unternehmen, wird nachverdichtet.
Über dem Foyer befinden sich einige Luftgeschoße als Raumreserve – wächst das Unternehmen, wird nachverdichtet.Becker Lacour
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Das neue Headquarter des Dienstleistungsunternehmens Markas in Bozen schwebt gleichsam über dem Boden – bei Bedarf kann der Baukörper nachverdichtet werden.

Wir haben unsere Wurzeln in Bozen, und hier wollen wir auch weiter wachsen“, lautete eine Vorgabe des geschäftsführenden Gesellschafters, Christoph Kasslatter, für die Planung der neuen Markas-Zentrale in Südtirol. Demgemäß sollte das Gebäude nicht nur nachhaltig sein, sondern auch Platzreserven für Wachstum bieten. Diesem Wunsch hat das Architekturbüro ATP Innsbruck Rechnung getragen: Ein Vorplatz, bepflanzt mit bis zu acht Meter hohen Eiben und Rotföhren, führt in das offene Erdgeschoß mit Foyer. Das Wasserbecken im und um das Gebäude dient nicht nur der Ästhetik, sondern verbessert zugleich den thermischen Komfort sowie die Luftqualität.

Bauweise mit „Luft nach oben“

Über dieser Ebene befinden sich einige Luftgeschoße, die als Raumreserve für spätere Nachverdichtung dienen. In 14 Metern Höhe erstreckt sich ein multifunktionaler, zweistöckiger Dachgarten, der über eine Wendeltreppe mit dem Kantinen- und Cafeteria-Bereich verbunden ist. Erst in etwa 20 Metern Höhe, im sechsten der zehn Obergeschoße, beginnen aktuell die flexibel gestalteten Büroflächen.

Somit wurde der untere Bereich des Turms vorerst als offener Stadtraum belassen, die Büros darüber platziert. „Unsere Idee war es, die maximal zulässige Bauhöhe von 40 Metern sowie die insgesamt mögliche Kubatur so mitzudenken, dass Ressourcen für spätere Erweiterungen vorhanden sind“, erklärt Paul Ohnmacht, Head of Design bei ATP Innsbruck. Hätte man einen konventionellen Tower in dieser Höhe gemäß dem derzeit zulässigen Bauwerkvolumen entworfen, wäre das Ergebnis ein zu schlanker Turm mit unwirtschaftlichen Grundrissen gewesen, sagt der Architekt.

Getragen wird das Gebäude von der V-förmigen Fassadenstruktur und den zentralen technischen Erschließungstürmen.
Getragen wird das Gebäude von der V-förmigen Fassadenstruktur und den zentralen technischen Erschließungstürmen.Becker Lacour

Getragen wird das Gebäude, unter dem sich zwei Parkebenen befinden, von V-förmiger Fassadenstruktur und zentralen technischen Erschließungstürmen – ein Vorteil für das im Inneren realisierte Open Office, denn so stören keine zusätzlichen Stützen die Harmonie der flexiblen Räume. Die Herausforderung sei gewesen, in der Planungsphase den Fokus vor allem auf Brandschutz, Kältebrücken und statische Bewegungen zu legen, schildert Ohnmacht. Um allen Bedürfnissen gerecht zu werden, wurden auf Wunsch des Bauherrn auch die Mitarbeiter aktiv in den Planungsprozess einbezogen. In internen Arbeitsgruppen wurden Aspekte der Gebäudenutzung entwickelt – bis hin zur Gestaltung der verschiedenen Funktionszonen der Arbeitsplätze – und die sich daraus ergebenden Anforderungen definiert.

Doch nicht nur die Konstruktion macht das 2019 fertiggestellte und 2023 mit dem Austrian Green Planet Building Award (siehe Infobox) ausgezeichnete Markas-Headquarter zum Blickfang: Der dunkel eingefärbte, selbstverdichtende SCC-Beton setzt die Fassadenstruktur in Kontrast zu den Putzoberflächen der tragenden Erschließungskerne und der vertikalen Begrünung mit Großbäumen und Rankpflanzen. Die verwendete Stahlschalung wurde eigens für diese Struktur angefertigt.

485 Fenster zum Wohlfühlen

Das Fassadenkonzept ermöglicht es, die Innenräume mit Tageslicht zu fluten: Durch die 485 Fenster werden dem Architekten zufolge 58 Prozent der Nutzfläche mit einem Tageslichtfaktor von über 2,0 ausgeleuchtet. Neben dem visuellen Komfort hat der hohe Anteil natürlichen Lichts einen zusätzlichen Vorteil: Er erhöht nachweislich das Wohlbefinden der Mitarbeiter.

Nachhaltiges Bauen

Der Austrian Green Planet Building Award wird vom Klimaschutzministerium und Advantage Austria (WKO) an herausragende Leistungen österreichischer Unternehmen im Bereich „Nachhaltiges Bauen“ vergeben. Das Markas-Headquarter, realisiert vom Architekturbüro ATP Innsbruck, nutzt über 1800 Pflanzen sowie ein Wasserbecken als Klimaregulatoren. Das flexible Open-Office-Konzept mit Grünraum soll viel Tageslicht, Freiraum zum Arbeiten und Erholen sowie entsprechende Frischluftqualität bieten.

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