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AMS-Osram vor Umbau, Aktie steigt

AMS-Osram will sich künftig stärker auf den Bereich Automotive konzentrieren.
AMS-Osram will sich künftig stärker auf den Bereich Automotive konzentrieren.Imago / Joaquim Ferreira
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Der angeschlagene Sensorenhersteller stößt Geschäftsteile ab. Auch bei Intel scheint die Umstrukturierung Früchte zu tragen.

Aktionäre von AMS-Osram hatten schon lang nichts mehr zu lachen. Nach einem jahrelangen Übernahmekampf hatte sich der steirische Sensorenhersteller den größeren deutschen Leuchtmittelhersteller Osram um vier Milliarden Euro einverleibt. Just auf dem Höhepunkt der Coronaangst im Frühjahr 2020 führte man zu diesem Zweck eine sehr umfangreiche Kapitalerhöhung durch, die zu einer großen Verwässerung der bestehenden Aktien und einer hohen Verschuldung führte.

Hinzu kam die Sorge wegen der starken Abhängigkeit von Apple, einem der Hauptabnehmer der AMS-Produkte. Seit ihrem Rekordhoch im Jahr 2018 hat die an der Zürcher Börse notierte Aktie 90 Prozent ihres Werts verloren, das Tief wurde im vergangenen April erreicht. Dann holte man einen neuen Chef: Aldo Kamper, der lange Zeit für Osram und später für den angeschlagenen Autozulieferer Leoni tätig gewesen war.

Umsatz soll schrumpfen

Und der will das Unternehmen umstrukturieren. Am Donnerstagabend kündigte er an, das Geschäft mit Smartphone-Bauteilen zurückzuführen und nur noch selektiv betreiben zu wollen. Auch von unprofitablen Geschäften wie Linsen für Smartphones will man sich trennen. Das soll das Unternehmen zunächst 300 bis 400 Mio. Euro Umsatz kosten. Zum Vergleich: Im Vorjahr betrug der Umsatz 4,8 Mrd. Euro. Auch einen Stellenabbau will Kamper nicht ausschließen.

Dagegen will man sich stärker auf LED- und Sensor-Chips für die Automobilbranche, Industrie und Medizintechnik konzentrieren. Das soll dem Unternehmen künftig ein Umsatzwachstum von sechs bis zehn Prozent pro Jahr bringen. „Wir sind mit unserer Profitabilität nicht da, wo wir sein wollen“, sagte Kamper am Freitag bei der Bilanzpressekonferenz. Ein Sparprogramm soll das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) bis 2025 um 150 Millionen Euro verbessern. Mittelfristig will das Unternehmen auf eine Umsatzrendite (Ebit-Marge) von 15 Prozent kommen.

Zunächst muss AMS-Osram aber 1,3 Milliarden Euro abschreiben, weil sich die Aussichten für einen Teil des Geschäfts eingetrübt haben, weswegen es im zweiten Quartal zu einem Verlust von 1,342 Milliarden Euro kam. Der Umsatz fiel im Jahresabstand von 1,18 Milliarden auf 851 Millionen Euro. Auf die Frage, ob das Unternehmen noch einmal eine Kapitalerhöhung benötigen könnte, um die hohe Verschuldung abzubauen, sagte Finanzchef Rainer Irle nur: „Ich habe einen exakten Plan auf dem Tisch vor mir liegen, der funktionieren wird.“

Derlei Entschlossenheit kam an der Börse offenbar gut an. Die AMS-Osram-Aktie verzeichnete im Verlauf ein Kursplus im zweistelligen Prozentbereich.

Intel schreibt wieder Gewinn

Ebenfalls stark zulegen konnte das Papier eines ganz anderen Chip-Sorgenkindes, das ebenfalls am Donnerstagabend Zahlen präsentiert hatte: Der US-amerikanische Halbleiterriese Intel ist in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt. Auch der Ausblick kam bei den Anlegern gut an, die Aktie schoss nach der Zahlenvorlage zeitweise um sieben Prozent in die Höhe.

Auch Intel befindet sich in einem Umstrukturierungs- und Schrumpfungsprozess. Vom großen Künstliche-Intelligenz-Boom profitieren vor allem Chipdesigner wie Nvidia und AMD, die gar nicht selbst produzieren, sondern die Fertigung auslagern. Ganz auf Fertigung setzt hingegen das taiwanesische Unternehmen TSMC. Intel muss irgendwo dazwischen seinen Platz finden. Zudem hatte das Unternehmen im Vorjahr mit Verzögerungen bei neuen Prozessorgenerationen zu kämpfen. Die Aktie kostete zuletzt nur noch halb so viel wie bei ihrem Zwischenhoch im Jahr 2020.

Doch Firmenchef Pat Gelsinger versucht, dem Unternehmen ein schärferes Profil zu geben. Intel soll stärker zu einem Auftragsfertiger für andere Chipanbieter werden. Dabei will der Konzern auch Kapazitäten in Europa ausbauen und etwa in Deutschland ein neues Werk errichten. Dafür kann das Unternehmen auf milliardenschwere Subventionen durch die deutsche Bundesregierung zurückgreifen.

Im zweiten Quartal gab es nun einen Gewinn von 1,48 Milliarden Dollar nach einem Verlust von 454 Millionen Dollar vor einem Jahr. Der Umsatz war indes rückläufig, und zwar um 15 Prozent auf 12,95 Milliarden Dollar. Grund waren hohe Lagerbestände bei PCs, was die Nachfrage nach Intel-Produkten drückte. Auch das Geschäft mit Rechenzentren war rückläufig. Doch beide Werte, sowohl Umsatz als auch Gewinn, waren besser als von Analysten erwartet.

Zugpferd Nvidia

Analysten blieben vielfach skeptisch, erhöhten aber mitunter ihre Kursziele. Bernstein etwa bleibt zwar bei der neutralen Einstufung „Market Perform“, hob das Kursziel aber von 32 auf 34 Dollar an. Sowohl Ergebnis als auch Ausblick seien unerwartet stark gewesen, hieß es. Das neue Kursziel liegt aber ebenfalls unter dem jüngsten Kurs. JP Morgan bleibt bei „Underweight“, erhöhte das Kursziel aber von 30 auf 35 Dollar.

Mit einer Marktkapitalisierung von zuletzt 144 Milliarden Dollar ist Intel eines der Schwergewichte unter den Halbleiterkonzernen. Ein entsprechender Index von Bloomberg, der 20 Titel umfasst, ist seit Jahresbeginn um fast 60 Prozent gestiegen. Nach oben gezogen wurde der Index vor allem von Nvidia und AMD. Intel blieb unter dem Schnitt mit einem Plus von lediglich 30 Prozent.

Auf einen Blick

Der Sensorenhersteller AMS-Osram kiefelt noch immer an der milliardenschweren Übernahme von Osram. Das neue Management will jetzt Geschäftsteile abstoßen und den Umsatz verkleinern, dafür aber profitabler werden. Das kam an der Börse gut an.

Der Chiphersteller Intel, der sich ebenfalls in einem Umstrukturierungsprozess befindet, schrieb wieder Gewinne.

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