Europäisches Forum Alpbach

Alpbach ohne George Clooney

Klimawandel ist eines der großen Themen auch in Alpbach, wo am Sonntag die Europatage starten. Im Bild: Aktivisten während des Tiroltags.
Klimawandel ist eines der großen Themen auch in Alpbach, wo am Sonntag die Europatage starten. Im Bild: Aktivisten während des Tiroltags.APA / Expa/ Johann Groder
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Hollywoodstars hat Präsident Andreas Treichl nicht eingeladen. Dafür diskutieren Experten und Stipendiaten über Klimawandel, Wirtschaft und Mut.

Manchmal möchte man selbst am liebsten in das Golfwagerl einsteigen, das durch Alpbach kurvt, anstatt in der sengenden Hitze die steilen Straßen des Tiroler Bergdorfs zu erklimmen, zwischen blumenbeladenen Balkonen und vollen Gastgärten. Denn wie im Rest des Landes ist es auch in dem Tiroler Bergdorf auf gut 1000 Metern ungewöhnlich heiß. Aber es ist durchaus passend, denn die Klimakrise ist eines der Themen, denen man sich dieser Tage beim Forum Alpbach widmet.

Der „Presse“-Podcast aus Alpbach:

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Das Kongressjournal zum Hören aus Alpbach erscheint bereits zum vierten Mal von 23. August bis 1. September 2023 jeden Morgen um 6 Uhr Früh.

Und während hier bis zum Wochenende vor allem junge Menschen aus der ganzen Welt dabei waren, Zukunftslösungen zu schmieden – Studenten, Klimaaktivisten, Start-up-Gründer –, treffen nach und nach deutlich mehr große Namen ein. Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur diskutieren ab Sonntag über Europas Rolle in der Welt. Und darüber, was ein mutiges Europa ausmacht. Bold Europe: Das ist das diesjährige Jahresmotto des Forums.

„Bold Europe ist ein Europa, das es schafft, die Sachen, die es sich über Jahrzehnte vorgenommen hat, wirklich zu Ende zu führen“, sagt Alpbach-Präsident Andreas Treichl im Alpbach-Podcast der „Presse“, in dem jeden Tag ein anderer Visionär erklären wird, wie man Europa und die Welt verbessern kann (siehe Infokasten). Politisch wie wirtschaftlich sei Europa in den vergangenen 15 Jahren langsam geworden oder gar stecken geblieben, sagt Treichl. Von der Währungsunion bis zur Gestaltung eines europäischen Bahnnetzes: „Wir haben sehr viele Projekte vorgehabt, die wir nicht vollständig durchgezogen haben.“

Kein Branchentreffen mehr

Beim Forum selbst hat sich unterdessen einiges getan: Seit Treichl es vor drei Jahren übernommen hat, wurde das Treffen auf neue inhaltliche Beine gestellt, es bekam eine neue Struktur. „Das, was wir nicht mehr wollen, ist, dass wir ein Branchentreffen machen, wo sich alle zwei Tage die Akteure ändern“, sagt dazu Treichl. „Wir glauben ganz im Gegenteil, dass es notwendig ist, dass wir alle unterschiedlichen Spieler und Branchen zusammenbringen, um gemeinsam Probleme zu lösen.“

Anstelle der früher üblichen thematischen Gliederung, von Gesundheit, Recht und Wissenschaft bis zur Wirtschaft, gibt es unter Treichl nun globalere Fragen, ab Sonntag nun eben: zur Rolle Europas in der Welt – und anschließend zu der Österreichs in Europa. Eröffnet werden die Europagespräche von Außenminister Alexander Schallenberg mit der belarussischen Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja, Kosovos Präsidentin Vjosa Osmani, der Chefin der europäischen Klimainnovationsinitiative EIT Climate-KIC Kirsten Dunlop und der ehemaligen Weltbank-Vizepräsidentin Oby Ezekwesili.

Manchen Kritikern sind diese Namen nicht klangvoll genug. Dazu Treichl im „Presse“-Podcast: „Also den George Clooney hab‘ ich nicht eingeladen, und wir haben hier nicht die Absicht, ein Schaulaufen von den Leuten zu machen, die sowieso immer zu allen Konferenzen hinfahren. Wir wollen wirklich interessante Leute hier haben.“ Und das sei heuer auch besonders gut gelungen. „Ich habe selten eine so komplette Aufstellung von wirklich extrem guten Leuten aus so vielen unterschiedlichen Branchen gesehen wie bei unserer heurigen Speakerliste.“

Diese reicht von Paschal Donohoe, dem Vorsitzenden der Eurogruppe, über die belgische Klimaaktivistin Anuna de Wever bis zu Bundespräsident Alexander Van der Bellen, aber auch fast alle Mitglieder der Bundesregierung haben ihr Kommen zugesagt. Mit der slowenischen Präsidentin Nataša Pirc Musar widmet sich Van der Bellen am Mittwoch der Frage, was mitteleuropäische Staaten zu einem mutigen Europa beitragen können, als Auftakt des Österreich-in-Europa-Teils, der bis zum 2. September dauert und das diesjährige Forum abschließt.

Große Themenschwerpunkte sind über die gesamte Forumszeit hinweg neben dem eingangs genannten Klimawandel die wirtschaftliche Unabhängigkeit und Sicherheit Europas in einer multipolaren Welt sowie Demokratie in Europa. Wobei: Ein wichtiger Aspekt der Neuorientierung des Forums ist auch der, die Themen übers ganze Jahr zu ziehen. Und das, was in den zwei Wochen in den Tiroler Bergen diskutiert, erdacht, geplant wurde, weiterzudenken und in die Tat umzusetzen.

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