Sergej Filin "war ein Provokateur"

Ballettstar macht Eifersucht für Säureanschlag verantwortlich
Ballettstar macht Eifersucht für Säureanschlag verantwortlichImago (ITAR-TASS)
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Der bei einem Säureanschlag schwer verletzte Sergej Filin sei im Bolschoi-Theater als "Angeber und als Hysteriker" bekannt gewesen, wirft ihm ein früherer Star des Hauses vor.

Im Prozess um den Säureanschlag auf den künstlerischen Direktor des Moskauer Bolschoi-Theaters hat der Ballettstar Nikolai Tsiskaridse Eifersucht als Motiv genannt. Tsiskaridse - der aus dem Ensemble flog - warf bei seinem Auftritt vor dem überfüllten Gerichtssaal am Montag dem Opfer Sergej Filin vor, die Stimmung in der renommierten Ballett-Truppe verdorben zu haben, indem er seine Günstlinge beförderte, andere aber aus persönlicher Aversion bestrafte.

"Er beleidigte ständig Leute und schrie alle an. Er war ein Provokateur", sagte Tsiskaridse über den 43-jährigen künstlerischen Leiter, der am 17. Jänner bei einem Säureangriff vor seiner Wohnung in Moskau schwer verletzt worden war. Filin sei am Haus als "Angeber und als Hysteriker" bekannt gewesen, sagte Tsiskaridse, der im Zuge des Skandals ebenso wie der Theater-Direktor Anatoli Iksanow gehen musste. Er war bis dahin einer der bekanntesten Solotänzer der Truppe.

In dem Fall sind drei Männer angeklagt. Als Drahtzieher des Angriffs gilt der Balletttänzer Pawel Dmitritschenko, der sich nach Ansicht der Ermittler mit dem Angriff an Filin dafür rächen wollte, dass er ihm und seiner damaligen Freundin Anshelina Woronzowa große Rollen verweigerte. Den Angriff ausgeführt haben soll Juri Saruzki. Ebenfalls angeklagt ist der mutmaßliche Fahrer des Fluchtautos, Andrej Lipatow. Allen drei Männern drohen bis zu zwölf Jahre Lagerhaft.

Vorwurf der Korruption

Mitte November wurde weitere Vorwürfe laut. Die US-amerikanische Balletttänzerin Joy Womack, die seit einem Jahr in der Compagnie des renommierten Bolschoi-Theaters in Moskau engagiert ist, wirft dem Ballett Korruption vor: Man habe ihr angeboten, 10.000 Dollar zu bezahlen, damit sie eine Solorolle tanzen dürfe, so Womack gegenüber der russischen Tageszeitung "Izvestia". Die 18-Jährige ist die erste Amerikanerin, die in die Bolschoi Ballett-Akademie aufgenommen wurde.

Nach ihrem Engagement ins Corps de Ballet habe man ihr keine Rollen zugewiesen, bis sie schließlich von einem "respektierten Mitglied der Compagnie", dessen Namen sie nicht nennen wollte, darüber informiert worden sei, dass eine Zahlung von 10.000 Dollar ihr eine Solorolle sichern würde. Das Angebot habe sie nach der Rückkehr des künstlerischen Leiters Sergei Filin erhalten, der wegen seinen schweren Verletzungen nach einer Säureattacke in Behandlung war. Als mutmaßlicher Auftraggeber hinter dieser Attacke steht derzeit einer der Solisten der Compagnie vor Gericht.

(APA/AFP)

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