ADAC-Präsident Peter Meyer sieht sich als "Garant für die Aufklärung der Sache."
Trotz der Manipulationen bei den Wahlen zum "Gelben Engel" lehnt ADAC-Präsident Peter Meyer einen Rücktritt ab. Der "Bild"-Zeitung (Dienstag) sagte Mayer auf die Frage, ob er schon an Rücktritt gedacht habe: "Nein. Wenn der Wind von vorne kommt, muss man das auch mal aushalten können. In diesem Fall bin ich auch der Garant für die Aufklärung in der Sache."
Glaubwürdigkeit des ganzen Clubs nicht infrage stellen
Der ADAC-Präsident warnte davor, die Glaubwürdigkeit des gesamten Autoclubs infrage zu stellen. Er schloss zugleich aus, dass bei den Ergebnissen anderer Tests, beispielsweise von Autobahnraststätten oder Kindersitzen, geschummelt wurde. "Unsere Technik- und Verbraucherschutztests werden nach festgelegten, stets nachprüfbaren Kriterien durchgeführt. Teilweise sind Zertifizierungsunternehmen an diesen Tests beteiligt; insofern ist eine Manipulation dort ausgeschlossen", erklärte Meyer.
Deutschlands Verkehrsminister Alexander Dobrindt forderte die ADAC-Führung auf, das verlorene Vertrauen von Mitgliedern und Öffentlichkeit zurückzugewinnen. Der "Bild"-Zeitung sagte Dobrindt: "Es muss radikal aufgeklärt werden. Alle Vorgänge der Vergangenheit müssen offengelegt werden." Der ADAC solle sich künftig auf seine Kernkompetenz besinnen.
Bestechung oder Vorteilsnahme als mögliche Tatbestände
Der Sprecher der Staatsanwaltschaft München I, Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch, sagte der Zeitung: "Betrug scheidet ja offenbar aus. Bleiben noch Bestechung oder Vorteilsnahme als mögliche Ermittlungs-Tatbestände." Wie lange die Prüfung dauern wird, ließ die Staatsanwaltschaft offen.
Der Skandal um gefälschte Zahlen beim ADAC-Autopreis "Gelber Engel" hat größere Dimensionen als bisher angenommen. Ex-Kommunikationschef Michael Ramstetter schönte nach eigener Aussage nicht nur 2014, sondern auch die Jahre zuvor bei der Umfrage zum Lieblingsauto der Deutschen die Zahlen, wie ADAC-Geschäftsführer Karl Obermair am Montag in München sagte. Der Österreicher kündigte umfassende Aufklärung an. Der Automobilclub will zudem seine Strukturen reformieren und für mehr Transparenz sorgen. Weitere personelle Konsequenzen soll es zunächst nicht geben.
"Empörung, Wut, Fassungslosigkeit"
Vor einigen Tagen hatte Obermair die Manipulationsvorwürfe bei der Autowahl noch als Unterstellungen zurückgewiesen. Der Betrug soll unentdeckt geblieben sein, weil - so zitiert die "Süddeutsche Zeitung" den Geschäftsführer - nur Ramstetter Zugang zu allen Abstimmungsauszählungen gehabt habe.
Schlecht ist die Stimmung auch bei den ADAC-Mitarbeitern. "Es ist ein emotionaler Mix aus Empörung, Wut, Fassungslosigkeit", beschrieb es Obermair. Kritik äußerte er an Beschäftigten, die interne Informationen an die Medien weitergegeben hätten statt sich an den Geschäftsführer als Vorgesetzten Ramstetters zu wenden. Der ADAC ist mit rund 19 Millionen Mitgliedern größter Autoclub in Europa und der größte Verein in Deutschland.
(APA/dpa)