Reportage

Babler zu Sora-Papier: „Haben wir nicht bezahlt und nicht beauftragt“

Andreas Babler besuchte im Rahmen seiner „Comeback“-Tour am Mittwoch das „waldviertelpur“-Festival am Wiener Rathausplatz.
Andreas Babler besuchte im Rahmen seiner „Comeback“-Tour am Mittwoch das „waldviertelpur“-Festival am Wiener Rathausplatz.APA / Helmut Fohringer
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Der SPÖ-Chef besuchte für seine „Comebacktour“ das „waldviertelpur“-Festival am Wiener Rathausplatz. Während Johanna Mikl-Leitner feierlich begrüßt wurde, musste er sich zum Sora-Papier befragen lassen. Das kenne er „in der Gesamtheit gar nicht“, sagt er zur „Presse“.

Mittwochvormittag im heißen Wiener Spätseptember, die Sonne knallt auf den Asphalt des Rathausplatzes, wo Dirndlschürzen in der Sonne glitzern. Zwei Tage lang gastiert hier das „waldviertelpur“-Festival, gesponsert unter anderem von der WKO Niederösterreich, der Niederösterreich-Card und der Niederösterreich-Versicherung, moderiert von Ex-Rapid-Stadionsprecher Andreas Marek. Weil das Festival in blau-gelben Farben leuchtet, überrascht es nicht, dass pünktlich um 12 Uhr Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) als Ehrengast begrüßt wird. Das Publikum siedelt sich dabei irgendwo zwischen Trachtenkirtag und Kulinarikfestival an. Der Veltliner-Spritzer aus dem Kamptal fließt schon um 11.30 Uhr, das Zwettler ebenso.

Dass sich SPÖ-Chef Andreas Babler gleichzeitig, zunächst großteils unbemerkt, den Weg vorbei an TV-Kameras und -Mikros bahnt, hat mit dem internen Informationsleak zu tun, das am Vorabend passierte: Ein 42-seitiges Strategiepapier, das Sora-Meinungsforscher Günther Ogris für die SPÖ erstellt hat, erklärt das große Medieninteresse und Bablers Versuch, es so gut es geht zu umgehen. Das Papier, wie Babler von Journalisten erst vor Ort erfährt, hat in der Zwischenzeit Konsequenzen mit sich gebracht: Der ORF hat die Zusammenarbeit mit der renommierten Meinungsforschungsagentur am Mittwoch beendet. Verfasser Ogris, Sora-Chef und renommierter Meinungsforscher, hatte zuvor erklärt, dass es sich dabei um „persönliche Hypothesensammlung“ handle.

„Das müssen Sie Sora fragen“

Bablers Reaktion fällt seiner gewohnten Art entsprechend flapsig bis schulterzuckend aus: Was es damit auf sich habe, „müssen Sie Sora fragen“, sagt er zur „Presse“. Im Hintergrund erklärt die SPÖ die Causa so: Ogris selbst sei an Babler herangetreten. Daraufhin habe Ogris eine Präsentation, die er der SPÖ vorgestellt habe, diese aber nicht zur Gänze präsentiert habe, an die SPÖ verschickt — und ungewollt auch an einen Mailverteiler mit 800 Empfängern. Das Papier sei „weder von uns bezahlt noch beauftragt worden“, sagt Babler. Dass es publik wurde, tue ihm „leid“, sagt der SPÖ-Chef. Ogris gilt als SPÖ-affin.

Von der Qualität des Papiers sei Babler nicht angetan, kenne es aber „nicht in der Gesamtheit“. Dass Bildung als Thema im Zentrum steht, spreche ihn nicht an? „Das wäre ja komisch, wenn Bildung bei der SPÖ ebenso wie Gesundheit nicht vorkommen würde. Das liegt ja auf der Hand.“ Ob das Leak eine weitere Panne sei? „Ja, bei der Sora“. Dass darin gar von einem Schattenkabinett die Rede ist, für das etwa Medienmanager Gerhard Zeiler als Finanzminister vorgesehen war, belustigt ihn: Im Vergleich zur jetzigen Regierung „gäbe es in der SPÖ hunderte geeignetere Kandidaten“, sagt er.

„Da wirst zum FPÖ-Wähler“

Und dann gilt seine Aufmerksamkeit schnell wieder dem, was wohlwollende Beobachter als sein natürliches Habitat bezeichnen: Er schüttelt Hände, umarmt eine Passantin, die daraufhin um ein Selfie mit ihm bittet, setzt sich zu Besuchern auf den Biertisch, lacht und plaudert.

Dass er für seine Imagetour ausgerechnet ein Festival des Landes Niederösterreich mit Ehrengast Mikl-Leitner besucht, sei Zufall, heißt es. Babler sei auf Einladung des SPÖ-Bezirksobmanns von Gmünd gekommen, der Babler am Mittwoch auch bei dem Tour durch die vielen Genusstandln begleitet. Dass SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig nicht mit von der Partie ist, obwohl sich das Ganze quasi im Vorgarten des Hausherren am Rathausplatz abspielt, habe ebenso keinen bestimmten Grund, sagen seine Mitarbeiterinnen. Auch in Ludwigs Team beschwichtigt man: Ludwig sei bei Bablers Comebacktour-Termin in Wien im Rahmen des „Tag des Kindes“ vor zwei Wochen gewesen.

Auf Nachfrage bei einigen Besuchern relativiert sich die ganze Aufregung ohnedies. Die wenigsten nehmen von Bablers Besuch überhaupt Notiz, auch den Leak haben die meisten noch gar nicht mitbekommen. Aufgeregt aber zeigten sich dann doch noch einige: über die Causa Schrebergärten rund um Bezirkschef Ernst Nevrivy, die die SPÖ Wien derzeit beschäftigt. „Da wirst man zum FPÖ-Wähler“, kommentiert das eine Besucherin sarkastisch.

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