Seit Israel-Krieg

Antisemitismus in Österreich nimmt eklatant zu

Der – in der Nacht auf Sonntag unbewachte – Stadttempel in der Seitenstettengasse in der Wiener Innenstadt wurde Schauplatz eines antiisraelischen Angriffs. Die heruntergerissene Fahne wurde am Sonntagnachmittag wieder gehisst.
Der – in der Nacht auf Sonntag unbewachte – Stadttempel in der Seitenstettengasse in der Wiener Innenstadt wurde Schauplatz eines antiisraelischen Angriffs. Die heruntergerissene Fahne wurde am Sonntagnachmittag wieder gehisst.APA / APA / Georg Hochmuth
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Trotz des angekündigten Schutzes jüdischer Einrichtungen wurde die Israel-Fahne vom Stadttempel gerissen, die Polizei überwacht die Synagoge nun rund um die Uhr. Generell häufen sich antisemitische Vorfälle in Österreich seit Ausbruch des Krieges in Israel.

Es ist ein verstörendes, offenbar mit einem Handy aufgenommenes Video: Ein Mann hebt eine junge Frau vor dem Stadttempel in die Höhe, die daraufhin die israelische Fahne von Wiens wichtigster Synagoge reißt. Gejohle, Lachen, eine andere junge Frau imitiert dazu mit ihren Armen eine Waffe und zielt auf den Stadttempel, ehe die jungen Leute davonlaufen.

Keine Überwachung trotz erhöhter Terrorwarnstufe

Dieser antisemitische Vorfall, der sich wie berichtet in der Nacht auf Samstag ereignet hatte, aber erst am Samstagabend über Social Media bekannt wurde, rief viele betroffene Reaktionen hervor, sorgt aber auch aus einem weiteren Grund für Entsetzen: Wieso war Wiens wichtigste Synagoge unbewacht, wenige Stunden, nachdem Österreich die Terrorwarnstufe wegen der internationalen Gefährdungslage auf die zweithöchste Stufe erhöht hatte? Nur wenige Tage, nachdem Innenminister Gerhard Karner und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (beide ÖVP) die 24-Stunden-Überwachung jüdischer Einrichtungen auch mit Unterstützung des Bundesheers angekündigt hatten? Und noch dazu in der Nacht vom Freitag – dem von der Hamas ausgerufenen „Tag des Zorns“ – auf Samstag?

Die Wiener Polizei, die am Sonntag eine 17-jährige Verdächtige festnehmen konnte (sie ist österreichische Staatsbürgerin und bestreitet den Vorwurf der Verhetzung), verteidigt ihr Vorgehen jedenfalls. „In enger Absprache“ mit der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) habe man sich auf den Personenschutz konzentriert, die Synagoge also nur zu den „Gebets- und Öffnungszeiten“ überwacht (was im Übrigen seit vielen Jahren und nicht erst seit dem Krieg in Israel passiert), „weil wir uns auf den Schutz der Menschen fokussiert haben, der natürlich Priorität hat“, wie eine Sprecherin zur „Presse“ sagt.

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