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Ehud Barak in der „ZiB 2“: „Werden überlegen, an wen wir den Gaza-Streifen übergeben“

Ehud Barak, mittlerweile 81.
Ehud Barak, mittlerweile 81.
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Israels Ex-Premier Ehud Barak über die Zeit nach dem israelischen Sieg über die Hamas. Und die Mittel dafür: „Kein israelischer Kommandant würde je befehlen, ein aktives Spital zu bombardieren“, sagt er.

Er ist derzeit immer wieder in den europäischen Medien zu hören und zu sehen: Ehud Barak, der ehemalige Premier und Verteidigungsminister Israels – und zudem der meistdekorierte Soldat seines Landes. Am Montagabend interviewte Armin Wolf den 81-Jährigen in der „ZiB 2“, ein durchwegs spannendes Gespräch. Vor allem bei der Frage danach, wie die Zukunft der Gazastreifen aussehen kann.

Das Ziel, die Hamas zu zerstören, werde Zeit brauchen, sagte er, und untermalte mit der viel zitierten Trias von Winston Churchill: „Es wird Schweiß, Tränen und Blut kosten, aber wir werden gewinnen“. Bei Wolfs Frage nach den (erwartbaren) „vielen Tausend zivilen Todesopfern“ der Militäroperation zog er eine klare Trennung zwischen dem Vorgehen Israels und der Hamas: „Wir werden unser Bestes tun, zivile Opfer zu vermeiden. Wir haben die Menschen von Tag Eins an gewarnt.“ An jenen Orten, wo die Hamas aktiv war, an denen sie trainierte oder Waffen lagerte, sei die Lage klar gewesen: „Wir haben den Menschen Zeit gegeben wegzugehen, bevor wir diese Ziele beschossen haben.“

Nie „ein aktives Spital bombardieren“

Die Folgefrage ist eine viel diskutierte: „Aber was ist mit Orten, die sich nicht evakuieren lassen wie Krankenhäuser?“ Barak meinte, auch Spitäler könnten evakuiert werden: „Sie haben noch immer den ganzen Süden des Gaza-Streifens“. Und dass die Kommandozentrale der Hamas in einem Bunker direkt unter dem größten Spital von Gaza liege, sei ja „kein Zufall, sondern Absicht.“ Allerdings stellte er klar: „Aber kein israelischer Kommandant würde jemals befehlen, ein aktives Spital zu bombardieren.“

Die humanitäre Hilfe, die nach Gaza kommt, redete er groß. Im Süden würde man genügend Vorräte durchlassen. Die UNO widerspreche dem, unterbrach Wolf, Barak blieb aber dabei: Solange es um Hilfe für Zivilisten und nicht die Hamas gehe, gebe es genügend Hilfe.

Barak sprach und argumentierte ohne Zögern. Vor allem auch, als es um die große Frage ging: Was, wenn Israel nun sein Ziel erreicht? Was würde ein Sieg bedeuten? Die Israelis würden „natürlich nicht“ im Gaza-Streifen bleiben wollen, sagte er. „Wir werden überlegen, an wen wir den Gaza-Streifen übergeben können. Womöglich an einen multinationalen Militärverband, angeführt von Ägypten.“ Er erwähnte Soldaten aus Marokko, den Emiraten, Bahrain oder Katar. Und nach drei oder sechs Monaten sollten „die rechtmäßigen Besitzer, also die Palästinensische Autonomiebehörde“, den Gaza-Streifen übernehmen.

Die Frage nach der Akzeptanz der PLO beantwortete Barak nicht wirklich. Das sei „der einzige Weg“, denn ein arabisches Land sei wohl nicht langfristig bereit, die Verantwortung über den Streifen zu übernehmen. Jedenfalls würde „niemand in Israel, außer vielleicht der extremen Rechten“, eine weitere Besatzung dort wollen. „Die Palästinenser müssen ihre eigene Zukunft in die Hand nehmen.“

Spannend die Frage, ob der Friedensprozess seit dem 7. Oktober nun endgültig tot sei – oder das schreckliche Ereignis vielleicht sogar eine Chance sein kann, weil nun allen klar sei, dass die Situation nicht haltbar war. Barak sagte, langfristig sei die Zwei-Staaten-Lösung die einzige Vision, an der man festhalten soll. „Nachdem wir die Hamas zerstört haben, müssen wir einen Weg finden, uns von den Palästinensern zu trennen und unsere Beziehung zu normalisieren. Wir haben gar keine Wahl.“ Israel neben einem demilitarisierten, überlebensfähigen palästinensischen Staat – das müsse die Zukunft sein. Bleibt zumindest die Frage, wie. Und wann.

>> Das Interview zum Nachschauen
>> Die Langfassung zum Nachschauen

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