Hausgeschichte

„One-Stop-Shop“ für die Gesundheit

Hell-Dunkel-Kontraste: Die einheitliche Fassade verbirgt über 30 unterschiedliche Anlaufstellen.
Hell-Dunkel-Kontraste: Die einheitliche Fassade verbirgt über 30 unterschiedliche Anlaufstellen. Michaela Pichler
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Am 10. November wird das neue Gesundheitszentrum in St. Pölten eröffnet. Architekt Andreas Aichberger setzte besonders auf Nutzerfreundlichkeit. Ein Vorabbericht.

Zukunftsweisend, funktionell, flexibel, architektonisch ansprechend und wirtschaftlich zu betreiben – diese nicht ganz geringen Ansprüche stellte Bauherr Franz Holler an das neue Gesundheitszentrum in St. Pölten. „Wir haben einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag investiert – ohne Förderungen“, sagt Holler, im Hauptberuf Geschäftsführer des St. Pöltner Medizinlogistik-Unternehmens Medlog. Seit Anfang Oktober ist das darin angesiedelte Primärversorgungszentrum in (Probe-)Betrieb, am 10. November folgt die offizielle Eröffnung.

Vorrang für Fußgänger

Unter dem Dach des sternförmig geplanten Gebäudes mit rund 13.000 Quadratmetern finden sich neben dem Primärversorgungszentrum (PVZ) mit 14 Ordinationsräumen für 19 Kassenärzte auch ein Facharzt- und Wahlarztzentrum für rund 15 Ärzte, zwei Operationssäle für Tages-OPs, das laut Holler größte Facharzt-Labor NÖ, dazu Apotheke, Cafeteria, Bandagist sowie Seminarzentrum. „Das Gesundheitszentrum ist ein One-Stop-Shop, man braucht keine zweite Anlaufstelle mehr zu suchen“, sagt dazu Rafael Pichler, Leiter des PVZ. Bereits jetzt wird das Zentrum von rund 1000 Patienten pro Tag frequentiert, im Vollbetrieb sollen es dann rund 2000 sein.

Architekt Andreas Aichberger legte besonders Wert darauf, „den unterschiedlichen Fach- und Wissensgebieten nach außen eine gemeinsame verbindende Identität zu geben, dabei modern und dynamisch zu wirken“. So entstand ein Bauwerk mit bewusst gesetzten Kontrapunkten – mit Weiß und Dunkelgrau als dominierenden Farben, mit horizontalen und vertikalen Strukturen sowie mit Baukörpern, die einmal massiv und ein andermal transparent auf den Betrachter wirken. „Wir haben das Gesundheitszentrum nicht hinter Parkplätzen versteckt, sondern Fußgängern den Vorrang gegeben“, sagt Aichberger. So seien 150 Parkplätze im Untergeschoß errichtet worden, die dadurch im Freien gewonnene Fläche auf dem Vorplatz zu einem Aufenthaltsraum geworden.

Orientierung mit Licht & Farbe

Wichtig war weiters die Orientierung: Zwei Patios verbinden nicht nur die Geschoße, sondern stellen gleichzeitig Ankerpunkte dar. Auch Apotheke und Cafeteria bilden gut sichtbare Ankerpunkte. „Wir führen die Personen intuitiv mithilfe von Licht und Farbe auf kurzem Weg zu ihren Zielen. Interne Wege haben wir nach Möglichkeit von Patientenwegen getrennt“, so Aichberger. Erstere seien darüber hinaus so kurz wie möglich gehalten worden, um einen funktionellen und effizienten Betrieb der Ordinationen und Zentren zu ermöglichen. „Das Gebäude möglichst nutzerfreundlich zu gestalten, war eine unserer Vorgaben“, sagt Holler.

Zum Ort, zum Objekt

Das neue Gesundheitszentrum mit 13.000 Quadratmetern für 19 Kassen- und 15 Fach-/Wahlärzte, Apotheke, Cafeteria, Bandagist und weiteren Angeboten ist nach rund zweijähriger Bauzeit im Probebetrieb. Es liegt im Gewerbegebiet in der Mathilde-Beyerknecht-Straße 7S und ist mit dem Stadtbus Linie 2 öffentlich erreichbar. Für Pkw gibt es eine eigene Tiefgarage. Neue Eigentumswohnungen kosten in St. Pölten im Median 4000 Euro/m2. Mehr Infos unter: pvzstpoelten.at

Die Traisen als Energiefluss

Nachhaltige Materialien, Fotovoltaik auf dem Dach, Deckenheizung im Gebäudeinneren sowie besonders ressourcenschonende Heizung und Kühlung – Grundwasserwärmepumpen nützen die Fließrichtung der nahen Traisen – sind Gründe dafür, dass das Gebäude mit der Klimaaktiv-Zertifizierung Silber prämiert wurde. Und noch etwas war dem Bauherrn wichtig: so lang wie möglich flexibel auf Mieterwünsche reagieren zu können. Möglich war das per Planung mit BIM, dem digitalen Bau-Zwilling. So habe man auch die vereinbarte Zeit und das Budget gut einhalten können. Angesichts der hohen Nachfrage laufen bereits Vorbereitungen für ein zweites Gesundheitszentrum mit einer großen Radiologie sowie weiteren Ordinationen. Baubeginn ist für Dezember diesen Jahres geplant.

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