Signa

Papiere liegen bereit - René Benko vor Rücktritt bei Signa

René Benko, Gründer der Signa, steht für einen unvergleichlichen Aufstieg als Immobilienunternehmer. Nun gibt er alle Vollmachten ab.
René Benko, Gründer der Signa, steht für einen unvergleichlichen Aufstieg als Immobilienunternehmer. Nun gibt er alle Vollmachten ab. Ricardo Herrgott
  • Drucken

Das von ihm gegründete Immobilienunternehmen Signa steht für einen kometenhaften Aufstieg. Nun legt der Tiroler Geschäftsmann die Kontrolle in die Hände eines prominenten Sanierers aus Deutschland. Die Papiere sollen über das Wochenende unterzeichnet werden. Eine wichtige Frage muss zuvor aber noch geklärt werden.

Wien. René Benko gründete im Jahr 2000 Immofina, aus dem 2006 die Signa hervorging. Sie galt bis vor kurzem als eines der am schnellsten wachsenden Immobilienunternehmen Europas. Der Tiroler Konzern steht für einen kometenhaften Aufstieg und symbolisiert wie kein zweiter den jahrelangen Boom der Branche.

Doch inzwischen ist die Signa in Schieflage geraten und die Miteigentümer fordern den Rückzug von René Benko. Inklusive der Teile, die er treuhänderisch verwaltet, besitzt er die Mehrheit am Konzern. Die anderen Eigentümer wollen, dass der prominente Sanierer aus Deutschland, Arndt Geiwitz, die Kontrolle übernimmt. Weil Signa durchaus wieder auf Kurs gebracht werden könne.

„Die notwendigen Erklärungen sind schon verfasst“, heißt es zur „Presse“. Aus diesen geht hervor, dass Benko alle Vollmachten an Geiwitz transferiert. Der erhält damit alle Stimm- und Herrschaftsrechte und wird auch den Vorsitz für den Beirat übernehmen, den bisher Benko innehatte. Doch Benkos Unterschrift fehlt noch. Denn auch er hat einen Wunsch geäußert.

Hans Peter Haselsteiner hält an der Signa fest

Er fordert, dass sich die Eigentümer für den Erhalt der Signa einsetzen und Geiwitz mit notwendigen Mitteln unterstützen. Damit steht nun die Frage im Raum, ob sie sich bereit erklären, noch mehr Kapital dem Unternehmen zuschießen. Die vielen Eigentümer und Aktionäre sind mit unterschiedlichen Anteilen und auch in unterschiedlichen Töchtern der Signa beteiligt.

»Ich halte die Signa für sanierbar.«

Hans Peter Haselsteiner

Signa-Holding-Miteigentümer und Ex-Strabag-Chef

Daher ist es eine Herausforderung, die unterschiedlichen Interessen auszugleichen. Es wird damit gerechnet, dass über das Wochenende eine Lösung gefunden wird. „Ich halte die Signa für sanierbar“, sagte Hans Peter Haselsteiner zur „Presse“. „Herr Geiwitz ist der beste Mann, um das zu bewältigen“, so der Signa-Holding-Miteigentümer und ehemalige Strabag-Chef.

Derzeit hat der wertvollste Teil der Signa offenbar Liquiditätsprobleme. Mehre Baustellen stehen deswegen derzeit still und die Handelstochter Signa Sports meldete Insolvenz an. Um diese Probleme zu lösen, brauche es Vertrauen, sagt ein Investor zur „Presse“. Dieses werde Geiwitz entgegengebracht. Der deutsche Sanierer wurde vor allem mit der Betreuung der Schlecker-Pleite bekannt und war auch bei dem Fall Galeria Kaufhof im Einsatz. Er sei mit „seiner knochentrockenen, deutschen und sachlichen Art ohne emotionale Belastung der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt“, sagte ein Signa-Investor zur „Presse“. Das habe Benko schweren Herzens eingesehen.

Personelle Veränderungen?

Damit wird Geiwitz am kommenden Montag in seiner neuen und nun offiziellen Rolle erwartet. Zuvor war er nur als Berater tätig. So sorgte er für die Insolvenzanmeldung der Signa Sports United, der von der Holding eigentlich eine finanzielle Unterstützung zugesagt worden war. Doch als diese abgeblasen wurde, war die Pleite wohl unausweichlich. Geiwitz wird ab Montag Weichenstellungen vornehmen, auch personeller Natur. Dabei geht es etwa um die berufliche Zukunft von Signa Holding-Chef Christoph Stadlhuber. Aber auch um die Mitglieder des Signa-Beirats, dem unter anderem der ehemalige Bundeskanzler, Alfred Gusenbauer (SPÖ) und die Wüstenrotchefin, Susanne Riess-Hahn, angehören. Geiwitz allein wird entscheiden, wie es personell weitergeht.

„Die Kommunikation wird von den Gesellschaftern und den Geschäftsführern geführt. Sobald mir etwas vorgelegt wird, was beschlussreif ist, werde ich das in den Gremien, in denen ich bin, bewerten“, sagte Gusenbauer zur „Presse“. Darüber hinaus wollte sich der ehemalige hochrangige SPÖ-Politiker nicht äußern. Er ist allerdings der wichtigste Aufseher des Firmenkonglomerats. Der 63-Jährige ist nicht nur seit Jahren Aufsichtsratsvorsitzender der beiden Immobiliensparten Signa Development und Signa Prime, sondern auch Aufsichtsratsvorsitzender der Strabag, dem größten Baukonzern Österreichs. Außerdem steht er dem Aufsichtsgremium für die Signa-Firma hinter dem Chrysler Building vor, das derzeit mit Leerstand zu kämpfen hat, gleichzeitig aber die Pacht weiterzahlen muss.

Heikle Patronatserklärung

Geiwitz soll nun für Transparenz und Ordnung zu sorgen. Allein auf der zweiten Ebene des Firmengeflechtes gibt es rund 150 Unternehmen, auf der dritten und vierten Ebene schon knapp 1000. Etliche davon haben bisher keine Bilanzen vorgelegt, was eine Einordnung erschwert.

„Presse“-Informationen zufolge gab die Konzern-Mutter Signa Holding mehren Töchtern Patronatserklärung. Rechtlich gesehen handelt es sich um ein Mittel der Kreditsicherung. Man versteht darunter die Erklärung eines dem Schuldner nahe stehenden Patrons gegenüber dem Kreditgeber, für die Zahlungsfähigkeit des Schuldners Sorge zu tragen. Ohne diese dürften einige dieser Firmen in Schieflage geraten.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.