Analyse

Drohungen, Nahostkonflikt, Sprachprobleme: Womit die (Wiener) Schulen kämpfen

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Archivbild.Clemens Fabry
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Nicht nur in Wien setzt sich der Nahostkonflikt bis in die Klassenzimmer fort, der nun gehäuft in Bombendrohungen eskaliert. Das aber ist nur eines von vielen Problemen, das die Schulen in der Bundeshauptstadt derzeit beschäftigt.

Neuneinhalb Wochen ist das neue Schuljahr im Osten Österreichs alt. Eine erste Bilanz zeigt vor allem in der Bundeshauptstadt einen durchaus holprigen Start. Vom allseits bekannten Lehrermangel abgesehen sind die 721 Standorte in Wien zunehmend mit außerschulischen Problemen beschäftigt: Nahostkonflikt, das Dauerthema Deutschförderung und eine zunehmende Radikalisierung, die in Einzelfällen auch mit Gewalt einhergeht, zählen dazu.

Zuletzt häuften sich Bombendrohungen. Was steckt dahinter?

Nach einer ganzen Serie, die Schulen in Kärnten im März beschäftigte und inzwischen bedingte Haftstrafen für zwei 21-Jährige zur Folge hatte, waren allein am Mittwoch sieben Wiener Schulen von Bombendrohungen betroffen. Sie waren per Mail eingelangt. Tatsächlich dürften es sogar acht gewesen sein. Bloß hat eine Schule die Drohung erst am Donnerstag bemerkt. Sie wurde nun am Donnerstag evakuiert.

Die „Terrorgruppe Corleone“ – so nannte sich der Absender selbst – soll sich dazu bekannt haben, im Auftrag der Terrorgruppe IS bis zum 10. November eine „Säuberung“ vorzunehmen. Bis dato wurde seitens der Landespolizei Wien nicht kommuniziert, um welche Schulen es sich handelte. Bei den Durchsuchungen sind unterdessen keine Bomben oder andere gefährliche Gegenstände gefunden worden. 

Das Datum für die angedrohten „Säuberungen“ dürfte jedenfalls nicht zufällig gewählt sein: Es handelt sich um den 85. Gedenktag der Novemberpogrome 1938. Zwischen 9. und 10. November 1938 wurden jüdische Geschäfte, Synagogen und Friedhöfe im Deutschen Reich vom NS-Regime zerstört und jüdische Menschen ermordet. Der Zeitraum gilt als Beginn der systematischen Vernichtung jüdischen Lebens im Holocaust.

Der Zusammenhang mit den kriegerischen Auseinandersetzungen in Israel zwischen Juden und Palästinensern ist evident. Zuletzt mehrten sich Warnungen, wonach es immer größere Probleme gebe, den Konflikt, der sich bis in die Klassenzimmer fortsetzt, einzuhegen. Von Gewalt zwischen Schülerinnen und Schülern war die Rede. Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) sprach von „bedauernswerten Einzelfällen“. „Wir spüren die sich immer weiter zuspitzende Lage täglich in unseren Schulen“, warnte Thomas Krebs, oberster Vertreter der Wiener Lehrergewerkschaft der Pflichtschulen, am Wochenende. Das sei nicht erst seit dem Aufflammen der Gewalt in Israel der Fall, sondern seit Jahren.

Die Verantwortlichen, Vizebürgermeister und Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) sowie Bürgermeister Ludwig (SPÖ), hätten „bisher auf die Problemlage nicht reagiert“.

Wie reagiert die Bildungspolitik?

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