„Sponsor“

Deutscher ARD-Journalist erhielt Hunderttausende Euro aus Moskau

Archivbild. Russlands Präsident Wladimir Putin zu Besuch in Kasachstan am 9. November 2023.
Archivbild. Russlands Präsident Wladimir Putin zu Besuch in Kasachstan am 9. November 2023.Imago / Pavel Bednyakov
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Der deutsche Journalist Hubert Seipel soll via „Sponsorvertrag“ 600.000 Euro aus Russland für ein Buchprojekt bekommen haben. Verlag und auch Medien, für die Seipel tätig war, wollen von den Zahlungen nichts gewusst haben. Seipel selbst bestreitet, dass Unterstützer Einfluss auf seine Werke gehabt hätten.

Er ist einer DER Russland-Erklärer im deutschen Fernsehen: TV-Journalist und Putin-Biograf Hubert Seipel. Für seine Arbeit ist er mehrfach mit Branchenpreisen ausgezeichnet worden. Auch in der ORF-Sendung „Im Zentrum“ war er etwa im Februar 2023 zu sehen. Doch sein Ruf hat nun mehr als nur Risse bekommen. Dokumente, die der deutsche öffentlich-rechtliche Sender ZDF und das Magazin „Der Spiegel“ ausgewertet haben, zeigen: Seipel hat für seine Arbeit Hunderttausende Euro aus Russland erhalten. Seinen Auftraggebern in Deutschland - dem Norddeutschen Rundfunk NDR bzw. seinem Buchverlag - verheimlichte er das allerdings.

Im Rahmen der internationalen Recherche „Cyprus Confidential“ ist ein als „Sponsorenvertrag“ bezeichnetes Dokument für Seipels Buchprojekt aufgetaucht, in dem ihm 600.000 Euro zugesagt werden. „Der Autor schreibt ein Buch über das politische Umfeld in der Russischen Föderation, das im Jahr 2019 veröffentlicht werden soll“, steht dem ZDF zufolge in dem Vertrag aus dem März 2018. „Der Sponsor möchte die Entwicklung des Projekts unterstützen und diese politische und historische Entwicklung durch die Unterstützung des Autors einem breiteren Publikum zugänglich machen.“ Seipel soll außerdem „logistische und organisatorische Unterstützung“ erhalten.

Vertrag mit Briefkastenfirma mit Russland-Verbindungen

Ein handschriftlicher Vermerk legt außerdem nahe, dass es einen ähnlichen Vertrag bereits im Jahr 2013 für eine „Putin biography“ gab, schreibt der „Spiegel“. 2015 erschien die Biografie „Putin. Innenansichten der Macht“. Und 2021 dann „Putins Macht. Warum Europa Russland braucht“. Beide Bücher wurden von Hoffmann und Campe veröffentlicht, einem renommierten Hamburger Buchverlag. Der Verlag und der Fernsehsender NDR geben an, nichts von den russischen Zahlungen an Seipel gewusst zu haben.

Seipels Vertragspartner soll eine Briefkastenfirma namens De Vere Worldwide Corporation sein, die zu einem Firmengeflecht des russischen Oligarchen und langjährigen TUI-Großaktionärs Alexej Mordaschow gehört. Mordaschow steht auf der Sanktionsliste der Europäischen Union.

Seipel: Oligarch habe keinen Einfluss auf Werke gehabt

Seipel interviewte den russischen Präsidenten Wladimir Putin mehrfach für den NDR. Er war auch der erste westliche Autor, der den nach Moskau geflüchteten US-Whistleblower Edward Snowden interviewte, was ihm zum zweiten Mal den Deutschen Fernsehpreis einbrachte. Jetzt gilt Seipel als erster renommierter westlicher Journalist, von dem bekannt wird, dass er aus dem Umfeld Putins unterstützt worden ist.

Auf Anfrage des ZDF räumte Seipel ein, dass ihn Mordaschow unterstützt habe. Der Oligarch habe aber keinen direkten Einfluss auf den Inhalt seiner Bücher gehabt. Er verweist auf einen Passus in jenem nun geleakten Vertrag, wonach er dem Sponsor gegenüber „keine Verpflichtung“ habe, was das Projekt angehe, also „den Inhalt und die Komposition des Buches“.

>> Der Artikel auf ZDFheute.de

>> Der Artikel im „Spiegel“

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