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Wien: Hartes Ringen um Fachkräfte

Bürgermeister Ludwig (re.) und Finanzstadtrat Hanke (li.) präsentierten die Maßnahmen mit Kammer-Vizedirektor Biach (re. im Hintergrund).
Bürgermeister Ludwig (re.) und Finanzstadtrat Hanke (li.) präsentierten die Maßnahmen mit Kammer-Vizedirektor Biach (re. im Hintergrund).APA / APA / Schlager
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Wien bekommt ein Fachkräftezentrum und die erste HTL seit 20 Jahren – um den Fachkräftemangel zu bekämpfen.

Der geballte Auftritt war ein Signal. Bürgermeister Michael Ludwig, Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke, die Präsidentin der Arbeiterkammer, Renate Anderl, und der Vizedirektor der Wirtschaftskammer Wien, Alexander Biach, traten am Dienstag gemeinsam vor die Medien – um Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel, der auch in Wien herrscht, anzukündigen. Es war ein Auftritt, der Ludwig als glühender Verfechter der Sozialpartnerschaft besonders gefiel.

Und der Termin begann gleich mit einer positiven Überraschung: „Laut Prognosen wird das Wirtschaftswachstum in Wien überdurchschnittlich sein. Also über dem österreichischen Durchschnitt“, erklärte Ludwig: „Und wir haben einen Rekordwert an Arbeitsplätzen“, in den vergangenen acht Jahren seien in Wien 100.000 Jobs geschaffen worden, erklärte der Wiener Bürgermeister.

5800 Leute fehlen in der IT-Branche

Es gibt aber Problembereiche. Aufgrund der demografischen Entwicklung gebe es einen Fachkräftemangel, der auch Wien betreffe, so Ludwig: „Beispielsweise haben wir im Bereich der Digitalisierung, im IT-Bereich, 8800 Unternehmen mit 67.000 Beschäftigten. Dort fehlen derzeit aber mehr als 5800 Arbeitnehmer.“ Aber auch für die Ökologisierung der Wiener Wirtschaft würden entsprechende Fachkräfte benötigt, beispielsweise für die Montage von Solaranlagen. Um rechtzeitig entgegenzusteuern (der Arbeitskräftemangel wird sich in Zukunft massiv verschärfen) kündigte Ludwig ein sogenanntes Fachkräftezentrum an, das im Wiener Wirtschaftsförderungsfonds (Waff) angesiedelt ist.

Dieses Fachkräftezentrum ist ein strategisches Gremium, das den Bedarf von Fachkräften in Wien laufend analysiert, um frühzeitig entgegensteuern zu können. Denn eine umfassende Status-quo-Erhebung der Fachkräftesituation in Österreich, beziehungsweise verlässliche Prognosen zum künftigen Bedarf gebe es aufgrund unzureichender Datenlage in Österreich nicht, wurde kritisiert.

Gleichzeitig kommen in diesem Fachkräftezentrum Stadt Wien, Wirtschaftskammer Wien und weitere wichtige Organisationen an einen Tisch, um künftige Lösungsstrategien für den Fachkräftemangel zu entwickeln und diese Strategien auch zu koordinieren. Um den heutigen Fachkräftemangel zu bekämpfen, investiere die Stadt über den Waff nun 148 Millionen Euro. Gleichzeitig werden dort Umschulungen zu benötigten Fachkräften finanziert.

Die erste HTL in Wien seit rund 20 Jahren

Derzeit existiere in Wien mit sechs HTL, sowie Fachhochschulen und Universitäten im IT-Bereich, eine gute Infrastruktur, wurde am Dienstag erklärt: Man sei gut aufgestellt. Das reiche aber nicht, um den künftigen Bedarf an Fachkräften zu decken. Deshalb wurde am Dienstag die Errichtung einer neuen HTL durch die Stadt Wien und Wirtschaftskammer Wien angekündigt, Details zu diesem Projekt stehen aber noch nicht fest. Man ist derzeit noch auf der Suche nach einem Standort und einer Finanzierung. Deshalb ist heute noch unklar, ob die voraussichtlich 620 Schülerinnen und Schüler für diese privatrechtlich geführte HTL dann Schuldgeld bezahlen müssen. Das hänge davon ab, inwieweit man eine entsprechende Finanzierung aufstellen könne – die Suche nach Investoren laufe noch, erklärte Biach. Starten soll die neue HTL für IT-Technik im Jahr 2027.

Diese spezielle HTL soll künftig den verstärkten Bedarf an IT-Experten decken. Naturgemäß ist der Bau von höheren Schulen eine Bundesangelegenheit. Nachdem der Bund seit rund 20 Jahren keine Höhere Technische Lehranstalt in Wien errichtet hat, und es hier derzeit auch keine Pläne gibt, greifen Stadt Wien und Wirtschaftskammer Wien zur Selbsthilfe. Geplant ist eine HTL mit digitalem Schwerpunkt, die rechtlich eine Privatschule mit Öffentlichkeitsrecht ist; womit das Warten auf den Bund umgangen wird. Denn es könne nicht sein, dass es einen Fachkräftemangel gebe, gleichzeitig aber jährlich 800 Interessenten keinen Platz in einer HTL bekommen würden, so Biach. Der Grund für den Wiener Vorstoß: Die Hälfte des gesamtösterreichischen IT-Fachkräftebedarfs bestehe in Wien.

Fachkräftemangel

In Wien fehlen derzeit rund 5800 Fachkräfte alleine im IT-Bereich, der Mangel wird sich aufgrund der Demografie in Zukunftsfeldern wie Digitalisierung und Ökologisierung verstärken. Bürgermeister Ludwig, Wirtschaftsstadtrat Hanke und Wirtschaftskammer Wien-Vizedirektor Biach wollen dem auch langfristig entgegensteuern.

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