TV-Notiz

Wollen wir wirklich dieses Hick-Hack um Frage und Antwort?

Ist die Fragestellung in Ordnung, kann man die Antwort als solche bezeichnen? Ein Battle kann ermüden.
Ist die Fragestellung in Ordnung, kann man die Antwort als solche bezeichnen? Ein Battle kann ermüden.
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Vom gestrigen „ZiB 2“-Interview mit Bundeskanzler Karl Nehammer bleibt vor allem die Frage nach den Modalitäten der Interviewführung. Ist das nicht allzu oft so?

Der Gedanke an die Zukunft der ÖVP dürfte Bundeskanzler Karl Nehammer derzeit nicht allzu oft zum Lachen bringen. Die Frage, ob er bei der Nationalratswahl Spitzenkandidat sein wird, sorgte bei ihm im gestrigen „ZiB 2“-Interview aber doch für Belustigung. Die von Armin Wolf zitierten Spekulationen gebe es doch immer. Ja eh. Was es außerdem immer gibt: Einen recht vorhersehbaren Ablauf in TV-Interviews mit Spitzenpolitikern. Immer und immer wieder kollidierte auch am Donnerstagabend im Studio das Der-Politiker-will-reden-Schema mit dem Der-Interviewer-will-Fragen-beantwortet-haben-Plan. Auch im Gespräch mit dem Kanzler – und im Vergleich mit Herbert Kickl tags zuvor sogar noch schneller.

Der Politiker will reden. Nehammer nutzte Wolfs Frage zur EU-Wahl (bei welchem Wahlergebnis würde der Kanzler zurücktreten?) für einen Exkurs über die Position der ÖVP zur EU. Wettbewerb der Ideen, Friedensprojekt EU, Kernaufgaben, Schengen, illegale Migration.

Der Interviewer will Fragen beantwortet haben. Ein ums andere Mal versuchte Wolf zu unterbrechen (von „Herr Bundeskanzler, das hat genau nix mit meiner Frage zu tun“ über „Nein, aber, Herr Bundeskanzler“ bis zu „Ich muss Sie schon bitten, meine Fragen zu beantworten“), während Nehammer weiter und weiter sprach. Eine rhetorische Herausforderung der ganz eigenen Art, bei der schon mal „der Wählerin und die Wähler“ durcheinanderkommen.

In den großen Themenblöcken EU-Wahl, FPÖ, U-Ausschüsse und Corona-Aufarbeitung blieb es dabei: Nehammer und Wolf schenkten sich nichts. „Auch hier wieder eine ganz seltsame Zuspitzung der Frage“ hieß es vom Kanzler an einer Stelle. Und „Es ist halt schwer, ein Argument zu Ende zu führen, wenn Sie ständig intervenieren“, an einer anderen. In letzterem Fall ging es um die Inflation und Nehammer echauffierte sich durchaus berechtigt. „Also wenn Sie wollen, dass ich ausspreche, dann lassen Sie mich antworten“, erklärte er nach einer allzu schnellen Unterbrechung und setzte noch drauf: „Wir müssen uns irgendwie einigen über ein Prozedere, weil sonst wird’s schwierig zum Zuhören.“ 

Der Zuseher dürfte zustimmen. Seit einigen Jahren schon ist der Zank um Frage und Antwort nicht mehr wegzudenken aus politischen Interviews. Die Gesprächssituation offenbart sich immer öfter als Machtspiel. Glanz und Ehre für den Sieger? Videoschnipsel in den sozialen Medien zeugen davon. Eine Entwicklung, die wohl mehr die Ränder als die Mitte anspricht.

Die Taktiken der Politiker haben sich gewandelt, aus der Fassung bringen lassen sie sich weit weniger als zuvor (man denke nur daran, wie Pamela Rendi-Wagner in „ZiB 2“-Interviews oft spürbar litt). Mehr präzise Antworten, wie die Interviewer sie sich vorstellen, gibt es dadurch freilich auch nicht. Bleibt die Frage: Ist das (durchgängig) konfrontative Interview an einem toten Punkt angelangt?

>> Die Sendung zum Nachschauen

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