Verleumdungsklage

Fußballstar Benzema verklagt französischen Innenminister

Karim Benzema, hier bei einem Spiel seines neuen Vereins in Saudiarabien, dem Klub Al-Ittihad.
Karim Benzema, hier bei einem Spiel seines neuen Vereins in Saudiarabien, dem Klub Al-Ittihad.Reuters / Amr Abdallah Dalsh
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Der französische Fußballstar Benzema hat Klage gegen den Innenminister Frankreichs eingereicht, weil ihm dieser eine Nähe zur islamistischen Muslimbruderschaft vorgeworfen hatte.

Der Streit zwischen dem früheren Weltfußballer Karim Benzema und dem französischen Innenminster Gérald Darmanin hat einen neuen Höhepunkt erreicht: Benzema hat eine Verleumdungsklage gegen den Minister eingereicht.

Darmanin, ein konservativer Hardliner, hatte im Oktober behauptet, der Fußballprofi habe eine „berüchtigte Verbindung“ zur islamistischen Muslimbruderschaft, legte dafür aber keine Beweise vor. Dieser Kommentar verletze die Ehre und den Ruf des Sportlers, so Benzemas Anwalt, Hugues Vigier. Der Minister habe Benzema in negativem Licht darstellen wollen. Es sei „nicht akzeptabel, dass die Regierenden aus purem Opportunismus heraus glauben, sie könnten sich alles erlauben“, so Anwalt Vigier.

Wirbel um pro-palästinensischen Tweet

Der Hintergrund: Der Stürmerstar, der inzwischen in Saudiarabien spielt, hatte im Oktober in sozialen Medien eine pro-palästinensischen Kommentar gepostet, der für Wirbel gesorgt hatte: „Wir beten für die Menschen in Gaza, die wieder einmal Opfer dieser ungerechten Bombardierungen geworden sind, die weder Frauen noch Kinder verschonen“, hatte Benzema geschrieben.

Kritiker werfen dem 36-Jährigen eine einseitige Sichtweise vor. Anwalt Hugues Vigier entgegnete indes: „Am 15. Oktober für die Zivilbevölkerung zu beten, die von Bomben getroffen wird, die weder Frauen noch Kinder verschonen, ist natürlich keine Propaganda für die Hamas, keine Beihilfe zum Terrorismus und kein Akt der Kollaboration.“

Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin.
Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin.Imago / Blondet Eliot/abaca

Gleitet Benezema Richtung harter Islam ab?

Auf Nachfrage der Zeitung „Parisien“ erklärte das Innenministerium, dass „wir seit mehreren Jahren ein langsames Abgleiten der Stellungnahmen von Karim Benzema in Richtung eines harten, rigorosen Islams feststellen, der typisch für die Ideologie der Muslimbrüder ist, die darin besteht, die islamischen Normen in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft, insbesondere im Sport, zu verbreiten“.

Im Herbst schaltete sich auch die rechtsnationale Politikerin Marine Le Pen ein und erhob Vorwürfe gegen den Spieler. „Sicher ist, dass Herr Benzema offensichtlich eine Gefälligkeit für den radikalsten Islamismus hat, den manche als islamistischen Fundamentalismus bezeichnen könnten“, sagte Le Pen dem Sender RMC. Auch andere konservative und rechtsradikale Politiker hatten Benzema nach seinem Posting deutlich kritisiert. Dem Sportler fehle Mitgefühl für die israelischen Opfer in dem Konflikt.

Einer der Erfolgreichsten in Frankreich

Die 1928 in Ägypten gegründete Vereinigung der Muslimbrüder gilt als erste moderne islamistische Bewegung in der arabischen Welt, 1987 ging aus ihr die radikale Palästinenserorganisation Hamas hervor. Die Muslimbruderschaft gilt in zahlreichen Ländern – darunter auch in Saudiarabien, wo Benzema als Fußballprofi beim Klub Al-Ittihad sein Geld verdient – als Terrororganisation.

Karim Benzema gilt als einer der erfolgreichsten französischen Fußballstars, hat aber immer wieder in der Öffentlichkeit für Kontroversen gesorgt. Der Stürmer gewann 2022 den begehrten Ballon d‘Or und allein mit seinem Ex-Klub Real Madrid 25 Titel, darunter fünf Mal die Champions-League. (red)

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