Stilkritik

Kleider am Opernball: Am Staatsparkett glitzert man jetzt bequem

Priscilla Presley tanzte am Donnerstag in einer Robe von Nina Ricci.
Priscilla Presley tanzte am Donnerstag in einer Robe von Nina Ricci. APA/EVA MANHART
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Die Mode auf dem Opernball glitzert wieder. Es wird aber bequemer und – wenn’s wahr ist – auch ein kleines bisserl langlebiger.

„Sooooo gemütlich“ sah das Outfit von Moderatorin Silvia Schneider gar nicht aus. Derweil dürfte sich ihre Eigenkreation wie ein Jogginganzug angefühlt haben, sagte sie jedenfalls Marion Benda, die ihrerseits schon davor mit der Bequemlichkeit ihres Kleides angegeben hatte. Mit Komfort, so scheint es, will man auf dem Parkett neuerdings punkten. Auch das Wiener Staatsballett feierte während der Eröffnung eine Art Pyjamaparty in Kostümen der französischen Designerin Adeline André (gefertigt in heimischen Werkstätten von Juergen Christian Hoerl). „Irritierend farbenfroh“, meinten auch die ORF-Kommentatoren Christoph Wagner-Trenkwitz und Karl Hohenlohe. Doch der Komfort sollte zumindest Schneider nicht von einer ordentlichen Portion „Glam“ abbringen: Es umwob sie ein Ganzkörperbodysuit mit Swarovski-Steinchen, darüber trug sie ein reizendes Corsagenkleid. Auch für eine „wahnsinnig bequeme“ Robe hatte sich Opernball-Mitgestalterin Maryam Yeganehfar entschieden. Die Wahl dürfte eine recht kurzfristige gewesen sein, 14 Tage hatte der österreichische Designer Christian Seibold für den Entwurf Zeit. Seine Sache hat er gut gemeistert, vielleicht sogar am besten. Im blauen schulterfreien Kleid mit roten Akzenten war ­Yeganehfars Auftritt ebenso unaufgeregt wie mondän, der Schmuck um ihre Hand gleichermaßen ein Blickfang. Summa summarum eine würdige Kandidatin für den „Best dressed“-Posten.

Maryam Yeganehfars außergewöhnlicher Handschmuck hat auch Moderatorin Weichselbraun sehr gefallen.
Maryam Yeganehfars außergewöhnlicher Handschmuck hat auch Moderatorin Weichselbraun sehr gefallen.Screenshot/ORF

Es ist üblich, dass auf dem Staatsparkett recht viel Mode aus Österreich getragen wird. Und heuer zeigten die heimischen Designer Gespür. Moderatorin Teresa Vogl trug ein schwarzes Ensemble von Designerin Michel Mayer. Das Oberteil aus zarter Tüllstickerei, drapiert und – wie es heißt – von Hand appliziert, dazu ein schmaler, asymmetrischer Rock mit Schleppe. Ein bisserl etwas hat sie von den Femmes fatales des Film noir. Freilich nichts gegen das Latexkleid, das Tom Neuwirth alias Conchita Wurst einst auf dem Ball der Bälle trug, ein Entwurf des Austrodesigners Hoerl.

Golden und langlebig

Wild gefunkelt hat nicht nur Schneider, Gold beherrschte gar den Abend. Behübscht mit Pailletten, Strass und Glitzer. Stargast Priscilla Presley kam in einer Robe von Nina Ricci, einer schrägen Silber-Gold-Kombi mit großer Schleife am Dekolleté. Moderatorin Mirjam Weichselbraun glänzte in schillerndem Tüll von der britischen Designerin Jenny Packham: Ein Stück, das aufmerksame „Dancing Stars“-Schauerinnen wiedererkannt haben. Klassik überdauere eben jeden Trend, wusste Lena Hoschek in einer hübsch zurechtgelegten Antwort zu betonen, als sie nach der Nachhaltigkeit ihres Kleides gefragt wurde. Auch sie schwebte in einer goldglitzernden Robe vom eigenen Label durch die Hallen, Gastronomin Birgit Reitbauer tat es ihr in einem recht ähnlichen Entwurf von Michel Mayer gleich. First Lady Doris Schmidauer und Kanzlerfrau Katharina Nehammer setzten beide auf Pailletten.

Ganz ohne Flimmern und Flirren machte der deutsche Unternehmer Harald Glööckler auf sich aufmerksam. Er wollte Österreich eine Ehre machen, indem er – nach eigener Angabe – Wolfgang Amadeus Mozart zu imitieren versuchte. Die rockige Version. Ob ihm das gelungen ist, darf jeder selbst beurteilen.

Model Papis Loveday, bekannt aus Modelcasting-Shows und berüchtigt für seinen Hang zur Extravaganz, erntete mit seinem Kopfschmuck viele Blicke. Damit stach er gar die Debütantinnen aus. Moderatorin Benda gab sich verwirrt: „Ist es eine Brille, ein Hut, ein Fascinator?“ „Es ist Couture.“ Bequem dürfte zumindest das nicht sein.

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