Für den 66. Opernball waren rund 5200 Gäste angesagt. Prominenz aus Kultur, Wirtschaft, Politik konnte sich in den Räumen der Oper verlieren.
Die pinkfarbenen Rosen kamen in letzter Minute. Über Nacht wurden unter anderem unzählige Stück „Pink Floyd“ in der Wiener Staatsoper kunstvoll drapiert. Schon bei der Generalprobe hatte Opernball-Direktor Bogdan Roščić gesagt, man werde die ganze Nacht „umbauen, einbauen, ausbauen“. Er hielt, was er versprach. Schon beim Eingang konnten die Besucher durch einen üppigen rosa Blumenbogen die Treppen hinaufschreiten. Eine Oper im frühlingshaften Blumenrausch. Freilich muss man im Gedränge ein Auge für so etwas haben: Denn auch das ist der Wiener Opernball: eine Mischung aus imperialer Dekadenz, gepaart mit Spotlight-Hysterie. Wer es hierher schafft, glaubt einen Donnerstagabend lang dazuzugehören.
Rund 5200 Gäste (und fast 2000 Darsteller, Gastro-Mitarbeiter, Polizisten, Techniker etc.) wollten sich zusammenfinden, um zu sehen, gesehen zu werden und die Oper zu entdecken. Denn die sieht man wie sonst nie. Vom Keller bis in den Dachboden geöffnet: Ein Labyrinth an versteckten Möglichkeiten, die jedes Jahr akribisch geplant werden. Zu entdecken galt es etwa die neu gestaltete Number One Bar, in der die berühmte Eden-Bar heuer erstmals gastierte. Zu verkosten die Weine der zwölf steirischen Familien, die in der Weinbar im Schwindfoyer heuer kredenzt wurden. Wer es uriger wollte, konnte den Ball-Heurigen Wieninger besuchen, sich schlicht Eis beim Eisgreissler holen oder Bio-Brot und Wein bei Ströck-Feierabend. Mondäner das Angebot im Schwarzen Kameel/Campari-Bar oder beim Haus- und Hofcaterer Gerstner, der Gulaschsuppe und veganen Linseneintopf servieren wollte – aber auch Austern und Kaviar für die Gäste in den Logen. Für Musik abseits von Walzer und Co. sorgten die Radio-Wien-Disco und natürlich der Club: Kleinod, der mit Live-DJ, Saxofon und Cocktails punkten wollte.
Ein Labyrinth zu entdecken
Dass es viel zu entdecken gibt, das hatte schon Tenor Piotr Beczała, der den Ball mit der Sopranistin Elīna Garanča eröffnete, bei der Generalprobe am Vorabend bemerkt. Sein Lieblingsort auf dem Ball? „Das muss ich erst herausfinden. Man kann nicht überall sein. Es gibt so viele Räumlichkeiten hier.“ Das Parkett sei schon etwas Spezielles. „Aber es wird sehr eng hier.“ Ihm habe bei seinem letzten Besuch ein Raum mit Jazzmusik sehr gut gefallen, er wisse nur leider nicht mehr, wo der war. Gut, dass es die vielen Hinweisschilder gibt: „Sonst wäre man hier verloren.“
Nervöser als vor einem Operauftritt fühlte sich am Vorabend jedenfalls die spanische Sopranistin Serena Sáenz, die mit ihren knapp 30 Jahren gemeinsam mit Garanča einen Teil der Eröffnung sang. Man könne so einen Abend gar nicht mit der Oper vergleichen, meinte sie im Gespräch mit der „Presse“. „Weil er so besonders ist. Wir müssen das Publikum 360 Grad einbeziehen, und es ist ein komplett anderer Kontakt mit dem Orchester, weil wir uns fast gar nicht sehen.“ Trotzdem: „Es ist so ein schönes Gefühl.“
Die Loge des Direktors
Singend in der Disco dürfte sie danach den Ball wohl nicht verbracht haben. Denn sie wird heute, Freitag, in der Kinder-„Zauberflöte“ die Königin der Nacht singen. Seinen Lieblingsplatz auf dem Ball hat Opernball-Direktor Bogdan Roščić dafür schon im Vorjahr gefunden: das Vorzimmer seiner Loge. Denn dort könne man den Vorhang zuziehen und die Tür schließen, dann sehen auch keine Kameras hinein. „Und wenn man dort mit einem netten Gast ein Glas trinkt, dann ist der Opernball sehr, sehr schön.“ Sein Büro wird ab circa zwei Uhr früh interessant, wo er eine Art Empfang gibt. Und „da bleiben dann manche bis vier, fünf Uhr in der Früh. Das war vergangenes Jahr sehr schön.“ Wer diesmal dort sei würde, wollte er vorab nicht verraten, aber „da ist kein Pickerl drauf, wir sind ein sehr liberaler Haufen“.