Afghanistan

Neun Monate Haft bei den Taliban: Rechtsextremist kehrt nach Österreich zurück

Peter Launsky-Tieffenthal, Ex-Außenamts-Generalsekretär (li.), nahm Herbert Fritz am Flughafen von Doha in Katar in Empfang. 
Peter Launsky-Tieffenthal, Ex-Außenamts-Generalsekretär (li.), nahm Herbert Fritz am Flughafen von Doha in Katar in Empfang. APA / AFP / Karim Jaafar
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Die Bundesregierung hat die Freilassung des 84-Jährigen aus der Haft in Afghanistan unter der Vermittlung Katars erreicht. Die FPÖ hatte ihr davor vorgeworfen, zu wenig dafür zu tun. Einige Parteimitglieder waren sogar selbst nach Kabul gereist.

Die österreichische Regierung hat unter Vermittlung Katars die Freilassung des Österreichers Herbert Fritz aus afghanischer Haft erreicht. Wie Bundeskanzleramt und Außenministerium am Sonntagnachmittag mitteilten, ist der 84-Jährige bereits in der katarischen Hauptstadt Doha gelandet. Er war seit Mai 2023 in der Gewalt der extremistischen Taliban gewesen. Um seine Freilassung hatte sich im Vorjahr eine FPÖ-Delegation unter Leitung des Ex-EU-Abgeordneten Andreas Mölzer bemüht.

Laut dem Außenministerium wird der betagte Mann in Doha bei Bedarf medizinisch betreut, bevor er den Heimflug nach Österreich antritt. Wie es aus dem Bundeskanzleramt hieß, wurde der 84-Jährige in Doha vom außenpolitischen Sonderbeauftragten des Bundeskanzlers, Peter Launsky-Tieffenthal, in Empfang genommen. Der pensionierte Außenamts-Generalsekretär sei „viele Male zu vertraulichen Gesprächen in der Region“ gewesen und auch „in laufendem Austausch mit den Entscheidungsträgern in Katar“. Die Freilassung zeige, „wie sehr sich langjährige, vertrauensvolle Zusammenarbeit auf Augenhöhe in der Diplomatie bewährt“.

Fritz landet am Flughafen in Doha, Katar.
Fritz landet am Flughafen in Doha, Katar.APA / AFP / Karim Jaafar

Nehammer spricht Katar „größte Dankbarkeit“ aus

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) äußerte in einem englischsprachigen Post auf X „größte Dankbarkeit“ gegenüber der katarischen Regierung und Regierungschef Mohammed bin Abdulrahman Al Thani. „Nur wegen unserer vertrauensvollen Zusammenarbeit kann dieser österreichische Staatsbürger zu seinen Töchtern und Enkeln zurückkehren“, so Nehammer.

Das Golfemirat spielt eine wesentliche Rolle als Vermittler zu verschiedenen extremistischen Gruppierungen wie den Taliban oder auch der Terrororganisation Hamas. So soll in den nächsten Tagen in Doha auch über die Freilassung israelischer Geiseln im Gazastreifen verhandelt werden, darunter auch der israelisch-österreichische Doppelstaatsbürger Tal Shoham. Die diplomatischen Bemühungen zur Freilassung Shohams und der weiteren im Iran inhaftierten Österreicher werden „mit ganzer Kraft“ fortgesetzt, betonte das Kanzleramt.

Das Außenministerium betonte, dass der 84-Jährige in den vergangenen Monaten über das Außenamt, die zuständige Botschaft in Pakistan sowie die EU-Vertretung in Kabul „nach Kräften konsularisch betreut“ worden sei. So habe man erreicht, dass ihm dringend benötigte Medikamente und ein Hörgerät übergeben wurden. Das Außenamt dankte neben den Partnern in Katar auch der EU-Vertretung in Kabul „für die diskrete und vertrauensvolle Zusammenarbeit“, die nun zum Erfolg geführt habe.

FPÖ: „Staatliches Versagen“

Die FPÖ hatte dem Außenministerium erst Anfang Februar vorgeworfen, zu wenig für die Freilassung von Fritz zu tun. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Tochter des 84-Jährigen sprach der freiheitliche Abgeordnete Martin Graf von einem „staatlichen Versagen“. Österreich solle den Forderungen der Taliban nach einer Schließung der afghanischen Botschaft in Wien nachkommen, forderte Graf.

Fritz ist eine bekannte Figur der rechtsextremen Szene in Österreich. 1967 war er Gründungsmitglied der Nationaldemokratischen Partei (NDP), die 1988 verboten wurde. Nach Angaben des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW) von 2015 war Fritz weiter in der rechtsextremen Szene aktiv.

Kickl über Afghanistan-Reise: „Dummheit“

Das Außenministerium hatte im Fall Fritz darauf hingewiesen, dass der Mann trotz einer seit Jahrzehnten bestehenden Reisewarnung nach Afghanistan gereist sei. Die Angelegenheit führte im Vorjahr auch zu innenpolitischen Verwicklungen, als hochrangige FPÖ-Mitglieder ins Land reisten und dort den „Außenminister“ der nicht anerkannten Taliban-Machthaber, Mawlawi Amir Khan Muttaqi, trafen. Afghanischen Medienberichten zufolge wurde bei dem Treffen Ende September auch über Konsularfragen gesprochen.

FPÖ-Chef Herbert Kickl distanzierte sich scharf von der Reise, die er als „unglaubliche Dummheit“ qualifizierte. Infolge der Reise gab der Nationalratsabgeordnete Axel Kassegger seine Funktion als außenpolitischer Sprecher der FPÖ im Nationalrat ab. Er war jedoch entgegen ursprünglicher Planung nicht Teil der Delegation gewesen, der auch der frühere Nationalratsabgeordnete Johannes Hübner angehörte. (APA)

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