Essen

»Dem Körper die Ehre«: Kant und das Essen

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Die Kantwurst heißt genauso wenig nach Immanuel Kant wie die Kafkawurst nach Franz Kafka. Wiewohl der große Königsberger gern Wurst aß, besonders Göttinger Wurst, die an unsere Wiener Wurst erinnert, freilich nicht an die Frankfurter Würstel, die man in Deutschland Wiener nennt. Doch es war der Wiener Schriftsteller Daniel Kehlmann, der in seinem Roman „Die Vermessung der Welt“ dem greisen Kant die apokryphen Worte zuschrieb, dessen Diener betreffend: „Der Lampe soll Wurst kaufen, Wurst und Sterne. Soll er auch kaufen.“

Essen und Trinken war dem zeitlebens schwächlichen, doch niemals kranken Kant wichtig. Er sprach so gern über Probleme der Küche, dass sein Ex-Student und Freund, der Schriftsteller Theodor Gottlieb von Hippel, ihm beharrlich vorschlug, doch auch eine „Kritik der Kochkunst“ zu schreiben. Zumindest in der Theorie folgte Kant auch in diesem praktischen Fach seinem Prinzip, dass Pflicht vor Neigung gehe. So werde „die Diätetik vor allem in der Kunst das Leben zu verlängern (nicht es zu genießen) ihre Geschicklichkeit oder Wissenschaft zu beweisen haben“, schrieb er im „Streit der Fakultäten“. In dieser Schrift aus dem Jahr 1798 verglich er die „praktischen“, im damaligen Preußen der Regierung unterstellten Fakultäten (Jus, Medizin, Theologie) mit der „freien“ philosophischen Fakultät: In dieser gehe es um Wahrheit, nicht um Nützlichkeit.

Dennoch erteilt Kant im Teil „Streit mit der medizinischen Fakultät“ auch nützliche Ratschläge. „Im gesunden Zustande und der Jugend ist es das Geratenste, in Ansehung des Genusses, der Zeit und der Menge nach, bloß den Appetit zu befragen“, schreibt er. Doch im Alter empfehle sich, dass die bewährte „Abfütterung für den sich weigernden Appetit die gehörige Ausnahme mache“. In diesem Sinn plädiert Kant für „derbere Kost und anreizenderes Getränk (z. B. Wein)“ für die appetitschwachen Senioren. Er selbst gab zu jeder Speise seinen selbst gemischten englischen Senf dazu.

Was aß er sonst gern? Kabeljau, Kaviar, Erbsensuppe („dicke Erbsen“) und Teltower Rübchen, eine heute selten gewordene Art von Rüben, die meist in Sauce serviert wurden. Wohl auch den Gästen von Kants beliebten Tischgesellschaften, die er unters Motto „dem Körper die Ehre geben“ stellte und seinen Diener Lampe um punkt ein Uhr mit dem Ruf eröffnen ließ: „Die Suppe ist auf dem Tisch.“

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