Insolvenz

Konkurs von Signa im letzten Moment doch noch abgewendet

Insolvenzverwalter Norbert Abel lobbyierte für die Treuhandlösung. Seine Kanzlei wird die Treuhand übernehmen.
Insolvenzverwalter Norbert Abel lobbyierte für die Treuhandlösung. Seine Kanzlei wird die Treuhand übernehmen.APA / Eva Manhart
  • Drucken

Die Gläubiger der wertvollsten Signa-Gesellschaften nahmen den Sanierungsplan an. Damit geht das gesamte Vermögen an eine Treuhand. Doch die wichtigste Frage ist noch immer nicht geklärt.

Wien. Die Spannung hielt bis zuletzt an. Ein in letzter Minute abgegebenes Rettungsanbot einerseits sowie Verhandlungen über einen Notkredit anderseits sorgten für Aufregung. Aber nun ist das Schicksal über Signa entschieden. Die Gläubiger der Signa Prime, wichtigsten Gesellschaft des insolventen Immobilien-Konglomerats, nahmen am Montagnachmittag den Sanierungsplan an.

Allerdings handelt es sich hierbei um ein vorläufiges Ergebnis, da das Handelsgericht noch die Stimmrechtsprüfung vornehmen muss. Das sollte aber unverzüglich erfolgen.

Vorläufig entschied sich die große Mehrheit der anwesenden Personen und die Mehrheit des geforderten Kapitals für die Übergabe an eine Treuhand. Diese ist nun damit betraut, alle Immobilien, darunter in Wien das Luxushotel Park Hyatt, das Selfridges in London, das KaDeWe in Berlin, das Alsterhaus in Hamburg, das Oberpollinger in München sowie der gestoppte Elbtower-Bau in Hamburg zu verkaufen. Schließlich wollen die Gläubiger so viel wie möglich von ihrem Geld wiedersehen. Es geht um einen Schuldenberg in Höhe rund 12,8 Milliarden Euro von 477 Gläubigern. Bisher sind allerdings nur 5,9 Milliarden anerkannt. Den Gläubigern wurde eine Quote von 30 Prozent in Aussicht gestellt.

„Die Signa Prime Selection AG beabsichtigt die Bestätigungsvoraussetzungen bereits bis Ende April 2024 zu erfüllen“, heißt es in einer Aussendung des Insolvenzverwalters Norbert Abel. „In diesem Zusammenhang soll auch die Hauptversammlung Anfang April 2024 noch befasst werden.“

Treuhänderin nicht ohne Kritik

Bis zuletzt war nicht absehbar, wie die Abstimmung verlaufen würde. Denn im Vorfeld gab es mehrere Gläubiger, sich für den Konkurs ausgesprochen hatten. Prominenter Vertreter für die sofortige Zerschlagung ist niemand geringeres als die Republik selbst. Wolfgang Peschorn, Präsident der österreichischen Finanzprokuratur und damit Anwalt der Republik, hatte im ORF-Radio auf das fehlende Geld verwiesen. „Nur über den Verkauf von Immobilien kann sich das Unternehmen in den nächsten Wochen über Wasser halten“, sagte der Chef der Finanzverwaltung. Sonst droht weiteren Gesellschaften die Insolvenz und diverse Baustellen würden brach liegen.

„Manche Gläubiger haben vielleicht mit etwas Bauchweh dem Sanierungsplan zugestimmt“, sagt Gerhard Weinhofer vom Kreditschützerverband Creditreform per Aussendung. „Letztendlich ist es die wirtschaftlich vernünftigste Lösung. Man hat durch die Treuhandlösung mehr Zeit für die bestmögliche Verwertung der Liegenschaften sowie die Verfolgung von Haftungs- und Anfechtungsansprüchen. Bedenkt man die Komplexität des Verfahrens und die kurze Zeitdauer, die zur Verfügung stand, wird der Husarenritt doch noch sein Ziel erreichen. Klar ist, dass am Ende Signa nur mehr am Papier bestehen bleibt.“

Das noch im Bau befindliche Luxuskaufhaus Lamarr gehört zu den wichtigen Projekten, für die ein Käufer gefunden werden muss.
Das noch im Bau befindliche Luxuskaufhaus Lamarr gehört zu den wichtigen Projekten, für die ein Käufer gefunden werden muss.Clemens Fabry

Geld mit einem ersten Verkauf aufzubringen, ist nun Aufgabe der Treuhänderin. Als Retter in der Not könnte Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne in Frage kommen. Kurz vor der Abstimmung berichtete die Nachrichtenagentur „Bloomberg“, dass er gebürtige Hamburger über einen möglichen Massekredit von über 100 Millionen Euro verhandle.

Jedenfalls hat die Treuhänderin zunächst zwei Jahre Zeit, die Gläubiger-Quote zu erfüllen. Alles was darüber hinaus verkauft wird, kommt auch den Gläubigern zugute. Dafür können unter Umständen drei weitere Jahre beantragt werden.

Wer erhält den Zuschlag für die Luxusimmobilien?

Über den Prozess der Abwicklung herrscht nun Klarheit. Spannend wird indessen, an wen die vielen Luxusimmobilien gehen. Interesse daran gibt es genügend. Zuletzt liefen Verhandlungen mit der Schoeller Gruppe über den Verkauf eines Pakets aus Park Hyatt, Goldenes Quartier, Kaufhaus Tyrol und das Gebäude auf der Wiener Freyung, in dem der Verfassungsgerichtshof Mieterin ist. Die deutsche Industriellenfamilie hat aufgrund diverser Pfandrechte, die zwar vom Insolvenzverwalter bestritten werden, ein gewisses Druckmittel. Die Gläubiger hatten das Angebot vorerst abgelehnt. Dennoch sind die Verhandlungen mit den Investoren noch nicht abgebrochen. Hier könnten weitere Weichen gestellt werden.

Auch die Gläubiger des zweiten wichtigen Signa-Unternehmens Signa Development nahmen den Sanierungsplan an. Die Gläubigerversammlung für die etwas kleinere Gesellschaft erfolgte direkt im Anschluss. Die Forderungen liegen hier bei rund 2,3 Milliarden Euro, wovon bisher 1,5 Milliarden Euro anerkannt sind. Anders als bei Signa Prime ist Bedarf nach frischem Geld nicht so groß, da der Aktionär und Bauunternehmer Hans Peter Haselsteiner schon einen Massekredit von 25 Millionen Euro gewährt.

Der Zusammenbruch des von René Benko gegründeten Immobilienkonzerns ist die größte Insolvenz der österreichischen Wirtschaftsgeschichte. Und noch immer fehlt es in dem in sich verwobenen Firmenkonstrukt und den dahinterliegenden Prozessen an Transparenz. Die Aufarbeitung wird wohl Jahre in Anspruch nehmen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.