Russland

Oligarch Deripaska gibt alle seine Strabag-Anteile ab

Der russische Tycoon Oleg Deripaska hat seine Strabag-Anteile an eine Mittelsgesellschaft übertragen. Diese wiederum will die Anteile an die Raiffeisen-Tochter in Moskau weiterreichen.
Der russische Tycoon Oleg Deripaska hat seine Strabag-Anteile an eine Mittelsgesellschaft übertragen. Diese wiederum will die Anteile an die Raiffeisen-Tochter in Moskau weiterreichen.Imago
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Der russische Oligarch Oleg Deripaska hat seine Strabag-Anteile an eine russische Gesellschaft übertragen. Es ist der erste Schritt für Raiffeisen, um an ihre Gewinne in Russland zu kommen. Kritische Fragen zu Sanktionen werden immer lauter.

Wien. Jetzt geht alles schneller als gedacht. Erst Anfang März besuchten Vertreter der Raiffeisen Bank International (RBI) die Finanz- und Sanktionsbehörden in Washington. Im Fokus der Gespräche stand Raiffeisens Vorhaben, ihre Gewinne aus Russland zu holen – zumindest 1,5 Milliarden Euro. Das soll über ausgeklügelte Deals in Moskau geschehen. Dem Vernehmen nach zeigten sich die USA kritisch. Dennoch ist nun offenbar das Geschäft im vollen Gange. Die erste Stufe zum Mega-Deal ist abgeschlossen.

Laut einer Aussendung von Strabag habe der Baukonzern am Dienstagabend eine Beteiligungsmeldung seines Großaktionärs Oleg Deripaska erhalten. In dieser informiert der Russe über eine Übertragung seiner Anteile an der Strabag, die er mit seiner Gesellschaft Rasperia hält, an die russische Gesellschaft Iliadis. Das Geschäft wurde schon im Dezember angekündigt.

Kritische Fragen zu Sanktionen

Das ist nun der Auftakt einer geplanten Abfolge von mehreren Verkäufen, um die Sanktionen nicht zu brechen. Denn Deripaska steht auf der Sanktionsliste und darf eigentlich nicht von seiner Strabag-Beteiligung profitieren. Deshalb soll der Deal über eine russische Gesellschaft laufen. Sie soll Deripaskas Strabag-Anteile inklusive Dividenden, die der Tycoon aufgrund der Sanktionen eigentlich nicht erhalten darf, abkaufen und dann an die Raiffeisen-Tochter in Moskau weiterverkaufen. Danach soll alles per Sachausschüttung nach Wien weitergereicht werden.

„Laut diesen Meldungen wird MKAO Rasperia Trading Limited mit ihrer Beteiligung von 24,1 Prozent an Strabag nunmehr von Iliadis JSC kontrolliert, während Oleg Deripaska seine bisherige (indirekte) Kontrolle aufgegeben hat“, heißt es in der Aussendung des Baukonzerns am Mittwoch.

Wer steckt hinter der mysteriösen Gesellschaft?

Wer die Kontrolle bei der Iliadis hält, ist nicht transparent. Laut „Presse“-Recherchen handelt es sich bei der Iliadis um eine nicht öffentliche Aktiengesellschaft (Joint-Stock Company). Das eingelegte Kapital liegt bei 10.000 Rubel (101,97 Euro) – also gerade einmal beim Minimum, das für diese Form der Gesellschaft in Russland eingebracht werden muss. Ihren Sitz hat die Firma in Moskau, unweit vom Kreml. Geschäftsführerin der Iliadis ist Xenia Nikolajevna Potapova. Doch Iliadis ist nur die erste Box im Verschachtelungskonstrukt. Als zweite tut sich die bislang völlig unbekannte GesmbH Titul auf. Die besagte Managerin Xenia Potapova wurde dort erst am 16. Juni 2023 – also dreieinhalb Wochen vor Gründung der Iliadis – ebenso als Geschäftsführerin eingetragen. Potapova verbindet die beiden Firmen demnach in Personalunion. Gesellschaftsrechtlich ist Titul Haupteigentümerin der Iliadis.

Unklar bleibt, wer hinter der Titul steckt und wie viel der Kreml-nahe Deripaska für die Verschiebung seiner Anteile erhält. Die Strabag weist auf offene Fragen hin: Insbesondere eine „sanktionsrechtliche Prüfung“ könne derzeit nicht erfolgen, sodass die Gesellschaft weiterhin davon ausgeht, dass die Strabag-Aktien der Rasperia „gemäß EU-Sanktionsverordnung“ eingefroren sind. „Ob der angezeigte Vollzug der Transaktion in Russland Auswirkungen auf den der Gesellschaft ebenfalls im Dezember 2023 gegenüber angezeigten beabsichtigten Erwerb dieser Strabag-Beteiligung durch die Raiffeisen Bank International hat, kann die Gesellschaft derzeit nicht beurteilen. Jedenfalls ist der Gesellschaft durch die Raiffeisen Bank International AG keine Beteiligungsmeldung zugegangen, die den Vollzug dieser Transaktion zum Gegenstand hat.“

Die Raiffeisen kommt seit Ausbruch des Ukraine-Krieges wegen der Sanktionen nicht an ihre Gewinne in Russland. Dort findet aber ein Löwenteil ihres Geschäfts statt. Ihr würde mit dem Deripaska-Deal ein wahrer Coup gelingen. „Die RBI äußert sich dazu nicht“, heißt es zur „Presse“ von einem Sprecher der Raiffeisen am Mittwoch. Die Bank distanzierte sich bisher vom ersten Teil der Geschäftsabfolge. Auch die Eigentümer der russischen Gesellschaft wollten die Bankmanager bis dato nicht bekannt geben.

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