Russlandgeschäft

Wienerberger verkauft seine russischen Fabriken

Der weltgrößte Ziegelhersteller zieht sich endgültig aus Russland zurück.
Der weltgrößte Ziegelhersteller zieht sich endgültig aus Russland zurück. Imago / Wolfgang Spitzbart
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Die zwei Werke des Ziegelherstellers gehen an den russischen Konzern „RBC“. Über den Kaufpreis schwieg man bisher. Der Russland-Ausstieg kostete internationale Firmen bisher aber mehr als 100 Mrd. Dollar

Der weltgrößte Ziegelhersteller Wienerberger verkauft seine Fabriken in Russland und zieht sich damit aus dem Markt zurück. Das berichtet die russische Wirtschaftszeitung „RBC“ laut Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag unter Berufung auf russische Firmenunterlagen. Käufer der Fabriken in den Regionen Wladimir und Tatarstan sei das im Bausektor tätigte russische Unternehmen Stroymiks, geht der Zeitung zufolge aus dem staatlichen Register der juristischen Personen hervor.

Der Kaufpreis wurde nicht genannt. In der Konzernzentrale blieb der Bericht bisher unbestätigt. Wienerberger war für die APA vorerst für keine Stellungnahme erreichbar.

Rückzug 2022 bekannt gegeben

Angesichts des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine hatte der Baustoffkonzern bereits im Juni 2022 den angestrebten Rückzug aus dem russischen Markt bekanntgegeben. Das Geschäft sollte von der lokalen Geschäftsführung mit Hilfe eines Management-Buy-outs übernommen werden. In den Wochen davor sei an einer Lösung gearbeitet worden, um die Arbeitsplätze zu erhalten. Mit dem Management-Buy-out sollte „eine optimale Lösung gefunden, die Kontinuität für alle gewährleistet“ werden, so CEO Heimo Scheuch damals in einer Aussendung.

Das Geschäft mit Hintermauerziegeln habe mit rund 40 Mio. Euro weniger als ein Prozent zum Konzernumsatz beigetragen. Wienerberger ist seit 2005 am russischen Markt tätig.

Teurer Russland-Ausstieg

Der Rückzug aus Russland nach der Invasion der Ukraine hat ausländische Unternehmen bisher rund 107 Milliarden Dollar an Abschreibungen und entgangenem Umsatz gekostet. Das ergab eine Reuters-Analyse von Firmenunterlagen. Seit der letzten Erhebung im August sind die Einbußen damit um ein Drittel gestiegen. Ian Massey von der Londoner Risiko-Beratung S-RM sieht auch kein Ende dieses Trends: „Unternehmen, die sich aus Russland zurückziehen wollen, werden wahrscheinlich weiter Schwierigkeiten damit haben und müssen mit größeren Abschreibungen und Verlusten rechnen.“

Laut einer Analyse der Yale School of Management sind bisher rund 1000 Unternehmen aus Russland ausgestiegen. Dabei verlangt Moskau Abschläge von mindestens 50 Prozent, wenn russische Käufer die Geschäfte übernehmen. Häufig wird auch nur ein symbolischer Rubel gezahlt. In diesem Jahr wurden bisher der Verkauf von Geschäften von Shell, HSBC, Polymetal International und Yandex NV angekündigt – mit einem Gesamtvolumen von fast zehn Milliarden Dollar, aber mit Abschlägen von bis zu 90 Prozent. Vergangene Woche erklärte Danone, die behördliche Genehmigung zur Veräußerung seiner russischen Vermögenswerte erhalten zu haben, der französische Konzern verbucht dabei einen Verlust von 1,3 Mrd. Dollar.

Keine Assets sicher

Umgekehrt haben westliche Länder nach der russischen Invasion rund 300 Mrd. Dollar der Gold- und Devisenreserven der Bank von Russland eingefroren. Deutschland verstaatlichte etwa die deutsche Tochter des russischen Gaskonzerns Gazprom und benannte sie in Sefe um. Den Anteil von Rosneft an der Raffinerie Schwedt steht unter deutscher Treuhandschaft. Russland hat gedroht, Vergeltungsmaßnahmen zu ergreifen.

„Es gibt keine westlichen Assets in Russland, die sicher sind oder geschützt werden könnten, solange der Kreml Krieg führt“, sagt Berater Massey. So hat Moskau auch die Kontrolle über Vermögenswerte mehrerer westlicher Unternehmen übernommen, darunter Fortum, Carlsberg, OMV und Uniper. Der Yale School of Management zufolge sind noch hunderte Unternehmen in Russland vertreten, darunter Mondelez, PepsiCo, Nestle, Unilever und Reckitt. (APA/Reuters)

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