Bosnien: 19 Häftlinge aus überschwemmtem Gefängnis geflüchtet

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Die Häftlinge sind inzwischen wieder festgenommen worden. Kritik an den bosnischen Behörden wird indes immer größer - sie hätten nicht rechtzeitig auf die starken Regenfälle reagiert.

In der nordbosnischen Stadt Orasje sind am Dienstagabend 19 Häftlinge aus einem überschwemmten Gefängnis geflüchtet. Bis Mittwochvormittag wurden alle wieder festgenommen. Das bestätigte Dragan Lukac, Direktor der Polizeiverwaltung im größeren bosnischen Landesteil, der Bosniakisch-Kroatischen Föderation. Die 100 weiteren Insassen wurden unterdessen in Gefängnisse in Zenica und Tuzla verlegt.

Behörden in beiden bosnischen Landesteilen, der Föderation und der Serbischen Republik, sind unterdessen mit heftiger Kritik der Bevölkerung in den überschwemmten Regionen konfrontiert: Sie hätten nicht rechtzeitig reagiert.

Kritik: Hilfe läuft zu langsam an

Probleme gibt es offenbar auch bei der Zuteilung der Hilfe. Viele Überschwemmungsopfer, unter anderem in Maglaj und Doboj, beschwerten sich am Mittwoch, noch keine Unterstützung erhalten zu haben. Die bosnisch-serbische Ministerpräsidentin Zeljka Cvijanovic hat einen neuen Krisenstab in Doboj bestellt. Die Regierungen der beiden Landesteile haben die Preise von Nahrungsmitteln auf dem Stand vom 14. Mai eingefroren.

Auch wenn der Sachschaden erst bewertet werden soll, war von Vertretern der Versicherungsgesellschaften in der Föderation zu hören, dass nur etwa zehn Prozent der Bevölkerung in den Hochwasser-Regionen ihr Eigentum gegen Naturkatastrophen versichert hätten. Bei Unternehmen dürfte der Anteil höher liegen.Die Hochwasserkatastrophe in Serbien, Bosnien und Kroatien nimmt kein Ende: In Bosnien hat sich die Lage an der Save am Mittwoch zwar stabilisiert, Probleme bereiteten noch Wassermassen, die sich ihre eigenen Wege bahnten. In Serbien wurden die letzten noch verbliebenen Bewohner der am schlimmsten betroffenen Stadt Obrenovac in Sicherheit gebracht.

Weitere Evakuierungen in Serbien

In Serbien sind insgesamt mehr als 32.000 Menschen evakuiert worden. Tausende von ihnen wurden in Notunterkünften in Belgrad einquartiert. Für viele von ihnen wird es Wochen dauern, ehe sie in ihre Häuser zurückkehren können. In der Hauptstadt wurden die Ufer von Save und Donau durch Schutzdämme gesichert, die Stadt dürfte von Überflutungen verschont bleiben. Da viele Studenten beim Errichten von Schutzdämmen und in Notquartieren helfen, wurden an der Uni Belgrad für diese Woche angesetzte Prüfungen verschoben.

Durch Überflutungen sind in Serbien 3.500 der 17.000 Kilometer umfassenden höherrangigen Verkehrswege beschädigt oder zerstört worden. Das Land kann bei der Beseitigung der Hochwasserschäden - vorläufige Schätzungen gehen von einer Milliarden Euro aus - mit EU-Unterstützung rechnen.

Im Kroatien wurde nach einem Dammbruch an der Save Kritik an den Behörden laut: In der Ortschaft Rajevo Selo soll der erst 2010 erneuerte Damm durch kontinuierliches Abtragen von Sand und Schotter unterhöhlt worden sein. Die Kritik aus dem Dorf richtet sich an die staatliche Wasserwirtschaft und ein privates Unternehmen. In Medien waren Spekulationen aufgetaucht, wonach Schotter aus Rajevo Selo für den Autobahnbau verwendet worden sei. In den Hochwassergebieten in Slawonien stehen noch immer mehrere Orte komplett unter Wasser.

(APA)

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