Monarchien: Generationenwechsel an Europas Königshäusern

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In den Niederlanden und in Belgien haben die Nachfolger das Zepter bereits übernommen, in Skandinavien sind die Weichen längst gestellt. Nur in Großbritannien wartet der „ewige“ Thronfolger auf seine Stunde.

Wien. Am Mittwoch wird die britische Monarchie zur Eröffnung der Parlamentssession wieder einmal all ihren Pomp auffahren, und die Queen wird in ihrer Kutsche in Westminister vorfahren. Wenn Elizabeth II. in Westminister Hall, dem Oberhaus, ihre jährliche Thronrede – die Regierungserklärung namens des Premiers – halten wird, wird alles so sein, wie es ihre Untertanen im Vereinigten Königreich seit Jahrzehnten gewohnt sind.

An ihrer Seite wird Kronprinz Charles Platz nehmen, der sich sein Leben lang auf die Thronfolge vorbereitet und mit seinen 65 Jahren mittlerweile selbst das pensionsreife Alter erreicht hat. Und hinter mehr oder weniger vorgehaltener Hand werden viele „Royal Watcher“, professionelle Beobachter des Windsor-Königshauses, auf aufschlussreiche Nuancen in der Gestik der 88-Jährigen achten.



Die Königin, die ihre Repräsentationspflichten mit eiserner Disziplin erfüllt und die mit einer rüstigen Kondition gesegnet ist, hat in den vergangenen Jahren zwar etliche Aufgaben an Charles und dessen Söhne William und Harry delegiert. Vor allem die Reisestrapazen in die Commonwealth-Staaten will sie sich nicht mehr zumuten. Doch bisher hat sie keinerlei Anstalten gemacht, ihr Zepter an Charles – oder gar an dessen Ältesten – zu übergeben, obwohl inzwischen ihr 63. Jahr als Queen angebrochen ist.

„Fahrradmonarchien“

Es wäre ohnehin nicht ihre Art, viel Aufhebens zu machen: Sie gilt als Inkarnation der Mentalität des „stiff upper lip“, der kühl-emotionslosen britischen Lebensart. Schließlich muss die Monarchie ein gewisses Mysterium wahren, um das Interesse wachzuhalten.

Dies haben auch die „Fahrradmonarchien“ auf dem Festland beherzigt, die sich ansonsten viel auf ihre Bürgernähe zugute halten, als sie den Generationenwechsel einleiteten. Als im Vorjahr die niederländische Königin Beatrix 75-jährig abdankte, überrumpelte sie die Öffentlichkeit mit ihrem Coup. Ein paar Monate später folgte Albert, ihr belgischer Nachbar, ihrem Beispiel – allerdings unter Druck gesetzt durch eine peinliche Affäre um Enthüllungen seiner mutmaßlich unehelichen Tochter.

Sowohl der Holländer Willem-Alexander wie Belgiens Philippe waren seit ihrer Kindheit dazu ausersehen, das königliche Erbe anzutreten, ihre Erziehung und ihre Studien waren danach ausgerichtet, ihr Weg lief in vorgegebenen Bahnen. Als Mitt- und Endvierziger und als Väter einer Kinderschar waren sie reif für die Nachfolge.

Auch im Norden Europas machen sich die drei Monarchien daran, ihren „Hof“ zu bestellen. Schwedens König Carl Gustaf und die dänische Königin Margrethe haben bereits ihr 40-jähriges Thronjubiläum begangen, und angesichts eines Skandals um eine Rotlichtaffäre ihres Königs diskutierten die Schweden mehrmals über einen Rücktritt Carl Gustafs – anlässlich der Hochzeit der Thronfolgerin Victoria und der Geburt ihrer Tochter. Eine Verfassungsänderung im Emanzipations-Paradies Schweden, die Prinzessin Victoria ihrem jüngeren Bruder gleichstellte, machte die Erstgeborene schlagartig zur Kronprinzessin.

In Stockholm, in Kopenhagen oder in Oslo: Überall sind die Weichen für die Thronfolge gestellt, und es ist hier wie dort nur eine Frage der Zeit, bis die Monarchen ihren Platz für die Generation der 35- bis 45-Jährigen räumen. Bei der Wahl ihrer bürgerlichen Ehepartner folgten sie im Übrigen einem Trend, den sich selbst die traditionsbewussten Briten jüngst nicht mehr verschließen konnten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.06.2014)

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