Südtiroler, Venezianer und eine Handvoll Sarden träumen vom eigenen Staat.
Rom. Die Anti-Rom-Bewegungen ließen sich am Freitag ihre Enttäuschung über das schottische Nein nicht anmerken. In Südtirol etwa sprachen die Schützen, die bei der Auszählung mitgeholfen hatten, von „unglaublichem Erfolg“. Und SVP-Obmann Philipp Achammer forderte „gerade jetzt eine ernsthafte Debatte über ein wahres Europa der Regionen“. Die regierende Volkspartei lehnt zwar – im Gegensatz zu den Freiheitlichen – ein Referendum zur Selbstbestimmung ab, pocht aber auf weitreichendere Autonomierechte.
Seit Beginn der Finanzkrise haben sich die Spannungen zwischen Bozen und Rom verschärft: Das reiche Südtirol fühlt sich von Rom „ausgenommen“, zudem sorgen Berichte, dass den Regionen Kompetenzen gestrichen werden sollen, für Wirbel. Die Los-von-Rom-Befürworter (in Form eines Freistaates oder Anschlusses an Österreich) haben unter der deutschsprachigen Bevölkerung an Zulauf gewonnen – vor allem in ländlichen Gebieten.
Im Traktor zum Markusplatz
Von der Wirtschaftsmisere profitieren auch die Separatisten im einst boomenden norditalienischen Veneto: Für Arbeitslosigkeit und das Massensterben einst blühender Familienbetriebe wird das „korrupte, diebische Rom“ verantwortlich gemacht. In einem (nicht legalen) Online-Unabhängigkeitsreferendum im März votierte angeblich eine Mehrheit mit Ja. Wenige Tage später wurde in einer Scheune ein Traktor entdeckt, der zum Panzer umfunktioniert worden war. Damit wollten die „Serenissimi“ den Markusplatz besetzen. Hervorgegangen sind die venezianischen Separatisten aus der Lega Nord, der Mutter des norditalienischen Separatismus. Sie träumt vom unabhängigen Norditalien (Padanien). Parteiinterne Korruptionsaffären haben die Lega zuletzt zahlreiche Stimmen gekostet.
Einen eigenen Staat wollen übrigens auch Sarden und Sizilianer – mit bescheidenem Erfolg: Bei Wahlen erhielten sie knapp ein Prozent der Stimmen. (basta.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.09.2014)