Papst Franziskus hat zum Abschluss der Bischofssynode über Ehe und Familie gleichermaßen vor einer "feindlichen Erstarrung" wie vor einer "falschen Barmherzigkeit" in der katholischen Kirche gewarnt.
Nach zweiwöchigen Beratungen im Vatikan haben die Bischöfe keinen Konsens zu umstrittenen Themen wie den Umgang mit Homosexuellen und Geschiedenen gefunden. Das ging aus dem Abschlussdokument der Familiensynode hervor, das am Samstagabend vorgestellt wurde.
Demnach fanden drei entsprechende Punkte nur eine einfache, nicht die eigentlich vorgesehene Zwei-Drittel-Mehrheit, um die Haltung der gesamten Synode widerzuspiegeln. Die Kirchenoberen hatten zwei Wochen lang teils kontrovers beraten. Mit der Seligsprechung von Paul VI. endet die Synode am Sonntag.
Vatikan-Sprecher Federico Lombardi betonte am Abend auf Nachfrage, das Dokument diene ohnehin als Grundlage für weitere Diskussionen und sei kein lehramtliches Dokument. Die Veröffentlichung der einzelnen Abstimmungsergebnisse sei Papst Franziskus aber wichtig gewesen.
Papst würdigte Offenheit der Synode
Papst Franziskus hat zum Abschluss der Bischofssynode über Ehe und Familie gleichermaßen vor einer "feindlichen Erstarrung" wie vor einer "falschen Barmherzigkeit" in der katholischen Kirche gewarnt. Ersterer Versuchung erlägen "Traditionalisten und Intellektualisten", die sich "im Geschriebenen einschließen und sich nicht von Gott überraschen lassen wollen", sagte Franziskus am Samstag.
In seiner Ansprache zum Abschluss der Beratungen sagte er laut Kathpress, die Versuchung einer "falschen Barmherzigkeit" sei hingegen typisch für die sogenannten "Progressiven und Liberalen" sowie ein "zerstörerisches Gutmenschentum". Sie verbänden Wunden, "ohne sie zuvor zu pflegen und zu behandeln", so Franziskus.
Solche Versuchungen dürften die Bischöfe jedoch nicht erschrecken oder befremden, forderte der Papst weiter. Mit Blick auf den Verlauf der Bischofssynode sagte er: "Ich persönlich wäre sehr besorgt und betrübt, hätte es diese Versuchungen und diese emotionalen Diskussionen nicht gegeben". Sie seien die "Bewegungen des Geistes". Der Papst stellte zudem klar, dass das kirchliche Verständnis vom Ehesakrament während der Synode nie zur Diskussion gestanden sei. Dazu gehörten Unauflöslichkeit, Einheit, Treue und die Offenheit für die Weitergabe des Lebens.
Streitpunkt: Scheidung und Homo-Ehe
Definitive Entscheidungen waren im Vorfeld nicht erwartet worden. Das Treffen der Bischöfe - das waren zumeist Vorsitzende der Bischofskonferenzen, Kurienvertreter oder andere führende kirchliche Würdenträger - sollte eine Synode zum gleichen Thema im kommenden Jahr vorbereiten.
Ein Streitpunkt der Synode war der Umgang der katholischen Kirche mit Geschiedenen und die Haltung gegenüber Homosexuellen. Hierzu hatte ein am Montag veröffentlichter Zwischenbericht Aufsehen erregt. Beobachter sahen darin einen neuen Ton der Kirche. Von konservativer Seite wurde umgehend Kritik laut, das Papier gehe zu weit.
In dem nun verabschiedeten Dokument fand beispielsweise eine Passage zum Umgang mit Homosexuellen keine Zwei-Drittel-Mehrheit: Darin ist zum einen die Rede davon, dass gleichgeschlechtliche Beziehungen nicht mit der Ehe von Mann und Frau gleichgesetzt werden dürften, homosexuellen Menschen aber mit "Respekt und Taktgefühl" begegnet werden müsse. Eine andere Passage betraf Überlegungen zu einer möglichen Wiederzulassung von Geschiedenen zur Kommunion. Auch diese erreichte nur eine einfache, nicht aber eine "qualifizierte" Mehrheit, mit der die Haltung der gesamten Synode repräsentiert worden wäre.
Die Synode geht am heutigen Sonntag mit der Seligsprechung von Papst Paul VI. zu Ende. Zu der Messe (10.30 Uhr) mit Franziskus auf dem Petersplatz wird auch dessen Vorgänger, der emeritierte Papst Benedikt XVI., erwartet.
(APA/dpa)