Synode: Paul VI. seliggesprochen

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Zum Synodenabschluss feierte der Papst eine Messe, 70.000 Gläubige kamen auf den Petersplatz.

Papst Paul VI. ist am Sonntag von Papst Franziskus seliggesprochen worden. Bei einer Messe auf dem Petersplatz in Rom sprach das katholische Kirchenoberhaupt die lateinische Formel vor 70.000 Gläubigen. Der neue Selige wird am 26. September jeden Jahres gefeiert, dem Geburtstag von Paul VI. (1963-1978).

An der Spitze einer Prozession aus Bischöfen und Kardinälen zog Papst Franziskus am Sonntag auf den Petersplatz , wo er vor tausenden Gläubigen die Messe für die Seligsprechung seines Vorgängers zelebrierte. An der Messe beteiligte sich auch der emeritierte Papst Benedikt XVI., den Franziskus herzlich begrüßte.

Der feierliche Ritus fand im Rahmen der Abschlusszeremonie der Weltbischofssynode über die Familienseelsorge statt, die am 5. Oktober begonnen hatte. Die Messe wurde von mehreren Kardinälen und Bischöfen mitzelebriert, darunter Synodenrelator Kardinal Peter Erdö. Am Gottesdienst waren auch die beiden noch von diesem Konzilpapst kreierten Kardinäle Paulo Evaristo Arns (93) aus Brasilien und der US-Amerikaner William Wakefield Baum (88) anwesend.

Zwei blutbefleckte Hemden als Reliquie

Als Reliquie des neuen Seligen wurden während der Messe auf dem Petersplatz zwei blutbefleckte Hemden zum Altar getragen, die Paul VI. beim Attentatsversuch 1970 auf den Philippinen getragen hatte. Der nach Manila gereiste Papst war dort von einem offenkundig Geistesgestörten durch Messerstiche verletzt worden. Der langjährige Privatsekretär des Papstes, der 2006 im Alter von 83 Jahren verstorbene Erzbischof Pasquale Macchi, hatte danach die beiden Hemden den Diözesen Mailand und Brescia geschenkt. In Brescia wurde Giovanni Battista Montini geboren, in Mailand war er vor seiner Papstwahl Erzbischof.

Mit einem Dekret hatte der Vatikan Ende 2012 dem 1897 in Brescia geborenen Papst den "heroischen Tugendgrad" bestätigt. Giovanni Montini hatte als Papst das von Johannes XXIII. (1958-63) eröffnete Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) fortgesetzt, abgeschlossen und später dessen Beschlüsse umgesetzt. Die vatikanische Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen hatte im vergangenen Frühjahr ein Wunder anerkannt, das auf den Papst zurückzuführen sei. Montini soll die Genesung eines noch ungeborenen Kindes bewirkt haben. Er wurde am Ende der Bischofssynode seliggesprochen. Die Synode war von Paul VI. eingeführt worden.

Im Schatten von Vorgänger und Nachfolger

Paul VI. steht im Schatten seines populären Vorgängers Johannes XXIII. (1958-63) und seines charismatischen Nachfolgers Johannes Paul II. (1978-2005). Manchem Zeitgenossen galt er als zu zaudernd und zögerlich. Sein Bemühen, die Umbrüche des Konzils behutsam umzusetzen, ging aber Reformern nicht weit genug, in konservativen Kreisen galt er sogar als zu progressiv.

Papst Franziskus lobte seinen Vorgänger ausdrücklich für "Humanae Vitae". Er sei "prophetisch" gewesen, weil er den Mut gehabt habe, "sich gegen die Mehrheit zu stellen, die moralische Disziplin zu verteidigen, eine kulturelle Bremse zu ziehen", so Franziskus. Über die Bedeutung der Synode sagte Franziskus in der Predigt, dass dieses Bischofstreffen vor allem eines bedeute: Gemeinsam auf dem Weg gehen.

Kardinal Christoph Schönborn und der St. Pöltner Bischof Klaus Küng würdigten Paul VI. als "Papst des Konzils". Er habe das Zweite Vatikanische Konzil übernommen und zu Ende geführt, erinnerte Schönborn in einem Statement. "Und er ist für mich ein prophetische Papst", fügte der Wiener Erzbischof hinzu. "Mit seiner so angefeindeten Enzyklika 'Humanae Vitae' hat er zu Recht davor gewarnt, Liebe und Leben voneinander zu trennen, weil sonst beides zu kurz kommt."

Worte der Würdigung kamen auch vom St. Pöltner Diözesanbischof Küng. Die Botschaft Pauls VI. in seiner "damals sehr umstrittenen" Enzyklika "Humanae Vitae" mag "unbequem" sein, enthalte aber Entscheidendes für das Verständnis von Ehe und Familie, für die Erneuerung der Kirche und die Entwicklung der Gesellschaft, so Küng. In seiner Vision der Zukunft der demografischen Frage sei der Montini-Papst nicht umsonst "prophetisch" genannt worden. "Er hat vorausgesehen, wie sich die überall verbreitete Verhütungsmentalität nicht nur auf die Zahl der Kinder auswirkt, sondern auch auf das Sexualverhalten der Menschen mit schweren Folgen", so Küng.

(APA)

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