"Von Unauflöslichkeit der Ehe nicht runtersteigen"

Georg und Doris Huber mit den Kindern Klara (12), Bernhard (9) und Johannes (14) als klassische Familie.
Georg und Doris Huber mit den Kindern Klara (12), Bernhard (9) und Johannes (14) als klassische Familie.Die Presse
  • Drucken

Doris und Georg Huber wünschen sich als klassische katholische Familie Änderungen – aber keine Beliebigkeit.

Doris und Georg Huber arbeiten als Religionslehrer, sind seit 15 Jahren verheiratet und haben drei Kinder, die so wie die Eltern auch in der Pfarre engagiert sind. Eine klassische katholische Familie? „Sicher“, sagt Georg Huber, „wenn man es nicht zu konservativ sieht.“ Denn eine patriarchale Familie sei das Paar, das mit den Kindern Bernhard, Klara und Johannes in Rudolfsheim Fünfhaus wohnt, ganz und gar nicht, „wir treffen Entscheidungen einvernehmlich“. In der Kirche, meint er, gebe es nach wie vor Segmente, die es als Ideal sehen, wenn der Mann arbeitet und die Frau daheim bleibt. Damit können die beiden Ehepartner nicht viel anfangen.

Kennengelernt haben sie sich konsequenterweise auch in einer Pfarre – wobei Georg zu diesem Zeitpunkt noch im Kloster gelebt hat. Erst als ihm klar wurde, dass das Leben als Mönch nicht seine Zukunft sein sollte, funkte es. Und Doris und Georg wurden ein Paar. Wobei – mit dem Heiraten ließen sie sich Zeit. Fünf Jahre sollte es dauern, ehe sie vor den Altar traten. „Wir sind beide die Kinder geschiedener Eltern“, erzählt Georg Huber, „wir wissen, was das Scheitern von Ehen bedeutet.“ Genau deswegen ließen sie sich Zeit – und das raten sie auch anderen Paaren. Man müsse sich klar werden, was es bedeutet, immer füreinander da zu sein und lernen, wie der ewige Bund fürs Leben halten kann.


Nicht nur Priester sind Kirche. „Da ist ein einwöchiges Seminar zur Ehevorbereitung nicht genug“, meint Doris Huber. „Das muss man längerfristig angehen.“ Genau das sollte ihrer Ansicht nach die Kirche leisten – das Know-how sei jedenfalls da. Auch bei Priestern, die selbst keine Familie haben? „Ein guter Arzt muss auch nicht alle Krankheiten selbst gehabt haben“, sagt Georg Huber mit ruhiger Stimme. „Und ein guter Seelsorger streckt seine Fühler aus.“ Abgesehen davon sollte man die Kirche aber nicht nur auf Priester reduzieren, sondern auch die Leute darin sehen – andere Familien mit all ihren Erfahrungen, die sie weitergeben können. „Da“, meint Doris Huber, „ist das Know-how sicher da.“

Auf diese Weise könne man dem entgegenwirken, dass Ehen nach einiger Zeit wieder geschieden werden. Und wenn es trotzdem nicht klappt? Nun, dann solle die Kirche den Betroffenen die Türe öffnen. Das sei ja auch ein Thema bei der Synode. Und ja, die Kirche müsse sich in diesem Bereich bewegen. „Man muss nicht unbedingt von der Unauflöslichkeit der Ehe runtersteigen“, meint Doris Huber, „aber zumindest an das Heute anpassen.“

Auch was ein weiteres heißes Eisen angeht, ist das Paar für Änderungen. „Ich schätze den Zölibat“, sagt die dreifache Mutter, „aber ich würde den Pflichtzölibat abschaffen.“ Wenn sich ein Priester freiwillig für diese Lebensweise entscheide, sei das in Ordnung und auch sinnvoll. Verheiratete Priester könnten aber eine sinnvolle Ergänzung sein. Klar müsse aber auch sein, dass man damit nicht den Mangel an Priestern beheben könne.


Ehe für Schwule? Eine Öffnung im Umgang mit Homosexuellen hält Georg Huber für notwendig – und er bezieht sich dabei auch auf die Worte von Kardinal Schönborn: „Was an echter Liebe und Fürsorge da ist, soll man hoch schätzen“, zitiert ihn der Familienvater. Eine Öffnung des Sakraments der Ehe sei damit für ihn aber nicht verbunden. „Denn“, und dabei hebt er seine ruhige Stimme ein wenig an, „es ist einfach nicht das Gleiche wie zwischen Mann und Frau.“ Und das sei mit keiner Wertung verbunden, sagt er, es gehe einfach um zwei völlig unterschiedliche Dinge. Ein Lkw und ein Pkw seien ja auch verschieden, aber keiner der beiden Fahrzeugtypen sei grundsätzlich besser. „Nur wenn ich eine tonnenschwere Last transportieren will, wird das mit dem Pkw nicht gehen.“ Bei homosexuellen Beziehungen sei das ähnlich: „Neues Leben hervorzubringen klappt da nicht.“

Einig sind sich beide jedenfalls darin, dass Papst Franziskus einen neuen Wind in die Kirche gebracht hat. Ihm trauen sie auch zu, dass er all die Themen, die die Menschen bewegen, behandeln und einen zeitgemäßen Umgang der Kirche damit in die Wege leiten wird. Allerdings, meint Georg Huber, gehe es schon darum, die Familie als Ganzes zu sehen. „Man soll den Begriff jedenfalls nicht nur an einzelnen heißen Themen aufhängen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Kommentare

Ernstfall für Franzikus

Minutenlang hätten die 190 Bischöfe den Worten von Franziskus zum Ende der Familiensynode applaudiert, heißt es.
FILE ITALY POPE PAUL VI
Religion

Synode: Paul VI. seliggesprochen

Zum Synodenabschluss feierte der Papst eine Messe, 70.000 Gläubige kamen auf den Petersplatz.
Religion

Bischofssynode: Kein Konsens bei Homo-Ehe und Scheidung

Papst Franziskus hat zum Abschluss der Bischofssynode über Ehe und Familie gleichermaßen vor einer "feindlichen Erstarrung" wie vor einer "falschen Barmherzigkeit" in der katholischen Kirche gewarnt.
Familie mit Brettspiel
Salon

Die "heilige" Familie kommt im Heute an

Im Vatikan hat die katholische Kirchenspitze am Samstag eine neue Ära eingeläutet. Zaghaft, aber doch. Homosexuelle in Partnerschaft könnten künftig genauso wenig verurteilt werden wie Geschiedene in einer neuen Ehe.
Eva Weiß und ihr zweiter Mann Leo als Beispiel für eine wiederverheiratete Geschiedene.
Salon

"Das Gefühl, man hat mich im Stich gelassen"

Seit Eva Weiß geschieden und wieder verheiratet ist, fühlt sie sich in der Kirche nicht mehr so akzeptiert wie früher.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.