Religions-Lehrer: Auch anderen Glaubens-Gemeinschaften mangelt es

Religionsunterricht
Religionsunterricht(c) (Michaela Bruckberger)
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Viele jüdische und syrisch-orthodoxe Religionslehrer kommen aus dem Ausland nach Österreich. Griechisch Orthodoxe bilden ihre Lehrer an der Kirchlich Pädagogischen Hochschule in Österreich aus.

Nicht nur die Islamische Glaubensgemeinschaft hat mitunter Schwierigkeiten, qualifizierte, in Österreich ausgebildete Religionslehrer zu finden. Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) muss ihre Religionslehrer zum Teil aus Israel holen, da es hier zu wenige gibt. Die Religionslehrer der syrisch-orthodoxen Kirche werden ausschließlich in Syrien und der Türkei ausgebildet.

Probleme mit Lehrer-Qualifizierung hatte anfangs auch die griechisch-orientalische (orthodoxe) Kirche - durch ein europaweit einzigartiges Projekt unter Christen wurden diese aber gelöst.

1000 jüdische Schüler

Die Israelitische Kultusgemeinde Wien (IKG) holt Hebräisch- sowie Religionslehrer für ihre etwa 1000 Schüler zum Teil aus Israel, erklärt Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg. "In Österreich gibt es nicht genügend." Hierzulande würden die Lehrer großteils an speziellen Instituten ausgebildet, man achte auf hohes Niveau. "Es ist uns sehr wichtig, dass Lehrer auch ein breites Allgemeinwissen haben, Wissen über den Staat, die Gesellschaft und die Demokratie", so Eisenberg.

Keine Einrichtungen für Syrisch-Orthodoxe

Mit etwa 350 Schülern und fünf Lehrern hat man in der syrisch-orthodoxen Kirche laut Chorbischof Emanuel Aydin zwar grundsätzlich "keine Schwierigkeiten" mit dem Personal. Die Ausbildung erfolge allerdings in Klöstern in Syrien und der Türkei, da es in Österreich keine entsprechenden Einrichtungen gebe.

Auch an der Armenischen Schule in Wien, die den einzigen armenisch-apostolischen Religionsunterricht im Land anbietet, herrscht kein Mangel an qualifizierten Lehrern. Es sei aber üblich, dass Priester unterrichten, die aus Armenien kommen und sich nur auf Zeit in Österreich aufhalten, erklärte Direktorin Karine Zangocyan. Derzeit seien zwei von drei Religionslehrern Priester, die dritte Lehrerin habe ihre Ausbildung im Libanon absolviert.

Orthodoxe bilden in Österreich aus

"Anfangs hatten wir auch Probleme mit der Qualifizierung unserer Religionslehrer", räumt Dranislav Djukaric, Fachinspektor und Schulamtsleiter der orthodoxen Kirche, ein. 1992, als die Orthodoxen mit dem Religionsunterricht in Österreich begannen, habe man zum Teil Lehrer aus dem Ausland geholt. "Seit zwei Jahren haben wir aber die Möglichkeit, an der Kirchlich Pädagogischen Hochschule Wien/Krems auszubilden", so Djukaric.

Das Projekt an der Kirchlich Pädagogischen Hochschule sei europaweit einzigartig, da alle christlichen Glaubensgemeinschaften zusammenarbeiten. "Beispielsweise haben alle gemeinsam die didaktischen Fächer, nur spezifische theologische Fächer werden getrennt unterrichtet", erklärt Djukaric. Man werde in Zukunft keine Probleme haben, die rund 10.000 Schüler gut zu unterrichten.

Auch die Altkatholische Kirche, die derzeit österreichweit 22 Lehrer zur Verfügung hat, profitiert von der Zusammenarbeit an der Kirchlich Pädagogischen Hochschule: "Die Religionslehrer stehen nicht gerade in Massen an, aber durch die Hochschule finden sich welche", so Brigitte Kohlweg, Beauftragte für den Religionsunterricht. Wichtiger als die theologische Ausbildung sei der Altkatholischen Kirche aber die pädagogische Qualifizierung.

17 buddhistische Religionslehrer aktiv

Trotz eines "gewissen" Nachwuchsproblems kommt es für die Österreichische Buddhistische Religionsgesellschaft (ÖBR) nicht infrage, Lehrer aus dem Ausland zu holen. "Da hätten wir keine Garantie für eine Qualitätssicherung", erklärt Hugo Klingler von der ÖBR. Die derzeit 17 aktiven Religionslehrer hätten alle eine pädagogische und theologische Ausbildung nach österreichischen Standards, außerdem würden regelmäßig Fortbildungen abgehalten.

(APA)

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